Rodriguez - Searching For Sugar Man – Die ewige Suche nach dem Gral der Popmusik!

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  25. Januar 2013, 13:12  -  #Populäre Musik

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Und schon wieder einer! Damals fing es mit Nick Drake an´. Dann stellte man uns die verloren gegangene Freejazz-Legende Sun Ra vor. Man entdeckte den kürzlich verstorbenen Terry Callier http://www.lomax-deckard.de/article-terry-callier-111859174.html und im letzten Jahr entdeckten wir dann Bill Fay http://www.lomax-deckard.de/article-bill-fay-life-is-people-110238378.html wieder!

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Ich persönlich habe mich fast ein ganzes Jahr ausschließlich mit dem Lost Genius Clutchy Hopkins beschäftigt, der mich fast zu eigener Suche gebracht hat. Weil ich im Wahn war:  http://www.lomax-deckard.de/article-die-welt-des-clutchy-hopkins-ein-blogeintrag-in-mehreren-teilen-teil-1-einfuhrung-84372529.html

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Fast ebenso ist es Don Argott und Demian Fenton gegangen, Bobby Liebling (Pentagram) aufgespürt haben und daran scheiterten die Undergroundlegende neu erfinden zu wollen: http://www.lomax-deckard.de/article-last-days-here-don-argott-und-demian-fenton-109085959.html

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Vor ein paar Tagen dann rief mich der ausgewiesene Popfachmann, Freund und leidenschaftlicher Popmusikgralsucher Jens Dreiser (Radio Leinehertz 106,5) alias deutscher Rob Gordon an: http://www.lomax-deckard.de/article-29255282.html …und erzählte mir vom Comeback des amerikanischen Singer-Songwriters Sixto Rodriguez und der Filmdokumentation „Searching For Sugar Man“.

Dass meine Geschichte hier Substanz hat, kann man vielleicht an den vielen Verlinkungen sehen. Dass eben auch ich ein leidenschaftlicher Songhunter bin sollte bekannt sein. Nicht umsonst nenne ich mich Alan Lomax. Wenn mich aber eine echte Legende wie Jens Dreiser am Samstagmittag zwischen Wochenendeinkauf, wöchentlicher Badesession und kleineren Handwerkstätigkeiten anruft und von unfassbarer Musik, genialen Songs und noch tollerem Film bis hin zur eigenen Initiativen den verschollenen Musiker in die Provinz Hannover zu holen berichtet, so werde ich hellhörig. Auch wenn ich erst mal skeptisch war! Schließlich hatte ich gerade das gefakte Comeback von Fraktus, mit einem echten Konzert von Kraftwerk in Düsseldorf verarbeitet, von den oben aufgeführten Comebacks mal abgesehen und von meiner persönlichen Arroganz des Alphaentdeckers natürlich auch!

Nach ein paar Tagen also bin ich also wieder selbst im Wahn! Ich habe mir den Film des schwedischen Regisseur Malik Bendjelloul angesehen. Dieser erzählt die unglaubliche Lebensgeschichte des Sixto Rodriguez. Unterhaltung, eindringliche Bilder und die intensive Begegnung von Regisseur und Künstler machen dieses Dokumentationswerk wirklich mehr als sehenswert. Sie bleibt im Kopf und im Herz. Aber diese tolle Geschichte sollte jeder selbst entdecken und jedes zu viel verratene Detail, über die Geschichte von Rodriguez, wäre ein Detail zu viel.

Rodriguez  wohl bester und bekanntester Song „Sugar Man“, der von einem Dealer in Detroit erzählt, ist inzwischen weltweit in den Charts und wird auch von den Formatradios gespielt. Die Platten sind neuaufgelegt, Rodriguez selbst ist auf Welttournee. Ich werde ihn im Mai auf dem Primavera Sound Festival in Barcelona sehen, wo er hoffentlich nicht wie in einer Freakshow ausgestellt wird. Denn die Songs des Amerikaners sind unfassbar schön, tief und aus einer wahrhaft anderen Zeit.

Vielleicht ist das auch der Grund, für die ständige Suche nach verlorengegangenen Legenden und kommerziell gescheiterten Musikern der Vergangenheit.

Der Wunsch nach großer Musik, die zeitlos. In Zeiten in denen es in der Popmusik fast nur noch Plagiate und Epigonen gibt ist das vielleicht nachvollziehbar. Die Suche von Plattennerds unserer Generation ist weitestgehend abgeschlossen. Fast alles haben wir gehört, gesehen und konsumiert. Bekommen wir irgendwas nicht auf CD und Vinyl, gehen wir ins Internet, suchen es in den Archiven oder auf youtube. Es ist einfach geworden. Der Zauber, die Magie des Entdeckens wird uns immer mehr genommen. Zum Teil scheitern wir an unserer eigenen Arroganz. Beurteilen und verurteilen viel zu schnell und sind selbstzerstörerisch anmaßend.

Daher ist die Suche nach der vergangen Zeit, nach neuen Helden bestimmt richtig. Nach meiner Aufzählung (die noch nicht mal vollständig) wird es bestimmt viele Menschen geben, die genau wie viel zu schnell aufgeben und nicht mehr daran glauben, dass es tatsächlich verschollene Popperlen und Musiker gibt.

Insbesondere dann nicht, wenn es sich wieder mal um einen Songwriter mit einer abenteuerlichen Geschichte handelt, weil eben diese Geschichten auch schon wieder Mainstream geworden sind und in eine Schublade passen. Und vielleicht auch, weil man den ewigen, inflationären Entdeckern, Ersthörern und Early Birds sowie nicht mehr glauben mag. Kann sein! Aber diesmal liegt ihr/wir/ich falsch! Denn „Searching For Sugarman“ ist ein ganzes Paket erklärter und zusammengefasster Leidenschaft.

Der Leidenschaft gute Musik von Künstlern zu hören, die eine Lebensgeschichte haben und somit wahrhaftig und authentisch sind. Ebenso wie die unfassbar intensive und magische Musik des Sixto Rodriguez!

Danke Jens!

Alan Lomax

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