Willie J. Healey – Bunny (VÖ 24.03.2023)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Januar 2023, 16:56  -  #674FM, #Festival, #Haldern Pop, #Konzerte, #Plattenkritik, #Populäre Musik, #Stefan Reichmann

Willie J. Healey – Bunny (VÖ 24.03.2023)

Mit BUNNY veröffentlicht der aus Oxford stammende Musiker im März 2023 bereits sein drittes Album. Die beiden ersten Alben wurden von der englischen Musikpresse ziemlich schnell der Schublade Lo-Fi zugeordnet. Einer willkürlichen Musikkategorie die sehr problembehaftet ist, denn Lo-Fi (also Low Fidelity) wird schon aufgrund der Sprachherkunft in Europa anders interpretiert, als in England oder der USA. In der Schweiz gibt es sogar ein (Züricher Kulturstiftung) ein LofiDogma und im HipHop wird Lo-Fi häufig für „beats to relax/study“ artikuliert.

Ich gehe mal davon aus, dass die Kollegen aus England mit dieser Beschreibung einen gewissen Retrocharme skizzieren möchten. Und ja, auch davon gibt es so viele: Viele junge Musiker, die das Glück einer Plattenproduktion hatten und irgendwie nerdig genug waren, die richtigen Stellen aus 80 Jahren Funk, Soul und R&B zu finden, um diese zu editieren oder dann auch noch schlauer mit richtiger Musik zu versehen? (sic!)

Derzeit gibt es eine kleine erkennbare Welle von jungen Bands, die sich mit den versteckten Güte-Klasse-A Alben ihrer Eltern und Mentoren beschäftigen: Steely Dan, Doobie Brothers, Boz Scaggs, Bob James etc., die sich trauen, diesen Advokaten der Tempo- und Melodie- und Harmoniewechseln zu folgen.

Als Anführer sind hier sicherlich WHITNEY aus Chicago zu nennen, die sich in der eigenen Vorstellung häufig nicht scheuen ihre Musik als Soft-Rock zu beschreiben, obwohl das ehrlich gesagt schon ein sehr, sehr großes Understatement ist.

Es ist sehr interessant wie bei diesen ganzen Bands mit Genre Bezeichungen und falschen Beschreibungen umgegangen wird. Die internationale Musikpresse ist einfach häufig so "lost", da ihnen die Vorlagen im Internet fehlen und sie zu faul sind, aus Büchern, zumindest die grundlegenden Referenzen abzuschreiben.

Folgebands und aktuelle Beispiel müssen als Beleg genannt werden, auch weil sie zu einer stattlichen, richtigen Einordnung des sehr interessanten Willie J. Healey führen:

Drugdealer – Hiding In Plain Sight / Michael Rault – It’s A New Day Tonight / Peel Dream Magazin - Pad

Zweifelsohne ist hier eine gewisse Anziehungskraft gegeben für Leute, die eine neue Welle entdecken: Und bitte schön, nehmt das: The YACHTMUSIC Evolution!

Aber der Junge Musiker ist nicht nur uns Playlisten-Rittern aufgefallen, sondern auch einigen durchaus wichtigen internationalen Manipulatoren. So hat er bereits als Support für Florence + The Machine die UK Tour bestritten, Alex Turner hat ihn als Support für einige Arctic Monkeys Konzerte gebucht und bei Jamie T. und Orlando Weeks wird er seine 70er-Sensibilität verbreiten und beim Haldern Pop Festival im August, wird er einen Ort der Zufriedenheit und Sehnsucht finden und hinterlassen:

It sure feels good coming home again’/ I just want to be next to you, and have you next to me (Sure Feels Good)

Willie J. Healey ist im besten und nostalgischen Sinne ein Crooner mit unwiederstehlicher Musik. Als Anspieltipp des alten Albums empfehle ich den Song SOMEWHERE IN BETWEEN. Eine Bluesartige Seeligkeit, mit einem prägnanten Saxophon und ja, in der Tat, einem starken Retro Charme.

Aus dem sonningen Kaliforniern, der neben Donald Fagen denniert und lächelt... 

Alan Lomax 

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