Terry Callier
Von Terry Callier habe ich das erste Mal ca. 1998 gehört. Ein sehr guter Kölner Plattenhändler hielt mir das Album „Timepeace“ entgegen und sagte „…hör mal rein!“.
Als erstes hörte ich auf dem verstaubten Plattenspieler im Laden den Song „Lazarus Man“, dann „Keep Your Heart Right“. Hört man diese unaufdringlichen, leichten Soulnummern zum ersten Mal, fühlt man sich wie in Watte. Alles um einen herum scheint schön und friedlich zu werden. Man hört Soul der besten Sorte. Es fehlen einem die Worte und dann fällt einem Curtis Mayfield ein.
Mit Mayfield war Terry Callier befreundet. Eine Sandkastenfreundschaft. Musikalisch gingen beide getrennte Wege. Mayfield wurde Soullegende, Callier Programmierer. Kommerzieller Erfolg blieb aus und so wurde Callier fast vergessen.
Dann erlebte Callier eine ähnliche Wiederauferstehung wie Nick Drake, Bill Fay oder Darondo. Eddie Pillar (Acid Jazz Records) entdeckte seine alten Aufnahmen und förderte anfänglich seine zweite Karriere. Seit den frühen 2000er Jahren hat Terry Callier mehr als 6 Alben aufgenommen und zahlreiche Tourneen und Festivalauftritte absolviert.
Ganz nebenbei hat man fast vergessen, dass er fast 30 Jahre im bürgerlichen unmusikalischen Leben verschwunden war. Er wurde in kurzer (Neu-)Zeit einer der großen Soulmänner unserer Zeit.
Die ganze Größe Callier’s erfasst man am Besten, wenn er sich und seine famosen Baritonstimme alleine mit der Gitarre begleitet.
Die Gefühlsintensität des Vortrags ist der wesentliche Bestandteil dieser Musik. Ich persönlich finde es meist unnötig, wenn der Jazz versucht den Soul einzuvernehmen. Calliers Harmonien neigen allerdings häufig dazu. Aber lassen wir diese Diskussion. Callier hätte sie bestimmt nicht gefallen, da er ehr übergreifende stilistische Gemeinsamkeiten suchte, sich dabei auch gerne mal im afrikanischen musikalischen Duktus verlor.
Terry Callier war (völlig richtig geschrieben, lieber Stern) „die Vernuft des Souls“! Kritikergerede und Schubladen kannte er nicht und offen war er bis zum Schluss.
Seine letzte Platte „Hidden Conversations“ (2009) hat er noch in der Runde seiner Wiederentdecker aufgenommen und mit der unvergleichlichen Konsensband Massiv Attack ein weitest gehend erstaunliches Album aufgenommen.
Zu Früh ist Terry Callier nun im Alter von 67 Jahren gestorben. Nach dem im letzten Jahr Gil Scott-Heron von uns ging, muss man sich langsam aber sicher Sorgen um das Erbe des Souls machen…
Alan Lomax