Motorpsycho – Köln 29.04.2013 Gloria

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  30. April 2013, 08:49  -  #Konzerte

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Es wird Zeit für einen eigenen Motorpsycho Blog!? Wenn mir mal irgendwann die Argumente für diesen Blog hier ausgehen, dann werde ich das umsetzen. Denn Motorpsycho finden bisher kaum im Internet statt und gängige Printmagazine berichten schon lange nicht mehr über dieses viel zu komplex gewordene Werk der Herren aus dem Norden. Was sehr sympathisch ist, aber auch etwas mühsam, weil man ja doch ein wenig über die Taten seiner Helden informiert werden möchte.

http://motorpsycho.fix.no/ die hauseigene Bandwebseite ist zwar vollgestopft mit Informationen und auch sehr guten Forumsbeiträgen, aber dennoch wäre eine Überarbeitung nach gefühlten 15 Jahren einmal schön. Und so füllt sich auch hier bei uns die Motorpsychokategorie unaufhaltsam, ohne eine Kategorie dafür benannt zu haben. Ein paar Links finden Sie am Ende des Artikels. Mehr noch unter Suche (einfach Motorpsycho auf diesem blog eingeben).

Es bleibt wie es ist. Die Band aus Norwegen konzentriert sich auf die Musik, wie keine andere Band auf der Welt. Das Gesamtschaffen wird langsam aber sicher unheimlich. 22 Jahre, 14 Alben, strikte handwerkliche Steigerung und permanente Erforschung von musikalischen Epochen, „wie Zeitreisende mit defekter Time Machine“ (Zeit-Blog).  A Pro Pros Epochen, denn Jan Freitag von der Zeit beschreibt es richtig weiter: …schließlich hat Still Life With Eggplant so wenig wie die Band dahinter eine echte Epoche, in der das stilistisch beschränkte Gesamtschaffen spielt. .. durch die Eigenart unserer Gegenwart, Nostalgie und Zukunft so schlecht in Einklang bringen zu können, dass sie sich die Vergangenheit lieber originalgetreu nachbaut, als das Original wertzuschätzen.“

Was bleibt dem Fan, außer der jährlichen Freude des neuen Albums, der regelmäßigen Besuche auf KonzertenIMG-20130429-00467.jpg und dem legendären kreativen Output von Motorpsycho: Jeder der Motorpsycho liebt, mag sich diese Frage nach dem Phänomen wohl schon einmal gestellt haben.  Denn (und das muss ja wohl jeder dieser Liebhaber zugeben) welche andere Band aus  diesem Segment macht seit 1989 auf diesem extrem hohen Niveau Musik. Welche andere Band hat all‘ die wirtschaftlichen, popkulturellen und musikalischen Widrigkeiten so würdevoll, unverändert und doch innovativ überstanden wie die Band aus Trondheim. Ich bin gespannt auf Ihre Aufzählungen!

Und das Konzert? Oh, mein Gott! Grandios, grandios! Zunächst fällt natürlich Reine Fiske am linken Bühnenrand auf. Der neben Bent und Hans, wie ein Gespenst aussieht, mit seiner blonden Stratocaster. Fiske ist im breiten Feld der progressiven skandinavischen Rockmusik kein Unbekannter. Interessant wäre es zu wissen, warum man ihn dazu geholt hat? Große zusätzliche Einflüsse oder Unterstützung für Hans konnte man nicht wahrnehmen. Einen großen Raum haben die 3 MPs ihm nicht gegeben. Dafür ist auch keine Zeit, denn es müssen ja so viele Noten wie möglich gespielt werden.

Stundenlang könnte man nun über Riffs, Effekte, Songinterpretationen und natürlich über Kenneth Kapstads grandioses, überdimensionales, ständig überfrachtetes, genialisches Schlagzeugspiel sprechen. Reduzieren wir den Abend auf aber, aus Zeitgründen meinerseits, auf zwei Auffälligkeiten: Der Dialog zwischen Bents Bass und Hans Magnus Ryans Gitarre. Die beiden sind bestimmt das dichteste musikalisch verflochtene menschliche Duo der Welt. Die seelischen Abgründe und Unterschiede der beiden sind klar. Während Hans sich gerne mal in Jazzrockpsychogitarrenterror verliert, fällt Bent nach wie vor gerne in Grunge-Stoner-Harten-Rock zurück. Treffen die beiden sich nach einer ausufernden Spacerock Improvisation im Himmel der Akkorde, ist Atmosphärisch und internistisch die ganze Größe dieser Band zu spüren. Nun und so war es auch bei diesem wahrscheinlich besten Clubkonzert des Jahres 2013 auch am Ende der Show. „Kill Devil Hills“ und „The Alchemyst“ in einer völlig ausufernden Version, die man vielleicht sogar als die Fortschreibung des goldenen Zeitalters des Rocks nennen darf.

Leider wurde nicht „The Afterglow“ von der neuen Platte gespielt. Da ich derzeit so viel J. Mascis und Neil Young höre kommt die gefuzzte Americana Rock Nummer aus Norwegen gerade recht. Wundervoll und mein Frühlingshit, natürlich eben gerade wegen dem Mittelteil;-)

Unaufgeregt geht es weiter! Bis zum nächsten Jahr. Ich kann es kaum erwarten!

Alan Lomax

http://www.lomax-deckard.de/article-motorpsycho-stale-storlokken-the-death-defying-unicorn-koln-burgerhaus-stollwerck-17-04-2012-103894831.html

http://www.lomax-deckard.de/article-motorpsycho-heavy-metal-fruit--43045970.html

http://www.lomax-deckard.de/article-motorpsycho-koln-gloria-28-05-2010-51288527.html

http://www.lomax-deckard.de/article-kill-some-day-motorpsycho-live-im-gebaude-9-am-06-november-2009-in-koln-39056093.html

http://www.lomax-deckard.de/article-hit-86981610.html

http://www.lomax-deckard.de/article-moers-festival-12-juni-2011-76566223.html

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