Phoenix – Bankrupt
Eine merkwürdige, asiatisch anmutende Melodie erklingt, Thomas Mars angenehme sonore Stimme setzt ein, etwas später denkt man sofort an einen Sofia Coppola Film. Bereits bei der ersten Nummer des neuen Phoenix Albums „Entertainment“ fühlt man sich wie angekommen.
4 Jahre nach „Wolfgang Amadeus Phoenix“ und marketingtechnisch ungeschickt, weil Etatmäßig ungleich verteilt, eben fast parallel zur Veröffentlichung der neuen Daft Punk Platte, sind die stadionrockenden Kunststudenten wieder da.
Phoenix sind eine Ausnahmeband. Immer darum bemüht den perfekten Popsound zu kreieren, dabei niemals verlegen elitär zu sein, aber auch bemüht eine gewisse Bodenständigkeit zu repräsentieren. Selbstverständlich befinden sich die Franzosen nun in der entscheidenden Phase ihrer Karriere. Das fünfte Album soll den möglichen Weg in die Zukunft aufzeigen und damit auch ihren kommerziellen Erfolg bestätigen, der sich ja aber eigentlich auf eine laissez-faire Haltung der Dinge beruft.
Bankrupt klingt nicht Laid Back und auch nicht entspannt. Die Platte wird dominiert von oszillierenden Synthesizersounds, enorm viel Verzerrung und viel zuckersüßen Melodien. Bei dem Titelsong und „Drakkar Noir“ fragt man sich dann schon, ob dort in Versailles nicht vielleicht doch zu viel mit Pastis und Zuckerrohrschnaps experimentiert wurde bzw. diese Getränke in die Keyboardtasten der alten analogen Geräte getropft sind.
Zum Glück hört das Geplänkel nach 10 Minuten wieder auf und wird vom vermeidlichen zweiten Hit der Platte „Cloroform“ abgeholt. Und wie toll diese Nummer ist wird man vermutlich erst verstehen, wenn der Sommer 2013 vorbei ist und man sich an die guten Momente des Jahres erinnert, natürlich begleitet von diesem superben Erlebnissong.
Es wäre zu einfach diese nicht beste Platte der Band als Asia-Trash abzutun. Das Klangkonzept ist vielleicht etwas zu gewagt. Darauf könnte man sich einigen. Ich mag diese Band einfach zu gerne, ich gebe es zu. Und ich habe mir Mühe gegeben. Denn natürlich wächst die Qualität, die Klangschicht, das Experiment, das Konzept und die GlückSeeligkeitDesHörens mit dauerhaften beschäftigen.
Bankrupt wird wahrscheinlich nach 10 Jahren vergessen sein und keinen Meilenstein in der Bandgeschichte darstellen. Aber das neue Phoenixalbum ist auch kein Rückschritt, keine Zeitverschwendung oder gar ein Fiasko, sondern ein bemerkenswertes, unbequemes, hörbares und irgendwie träumerisches Stück Musik von Männern die nach wie vor einen genialen Plan haben.
Alan Lomax