The Killers – Köln, 07. 03. 2013

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. März 2013, 10:55  -  #Konzerte

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Das Niveau der Band "The Killers" war in den letzten 10 Jahren sehr hoch! Wenn man Musik gesucht hat, die hymnisch ist, die großen Sehsüchte vereint, die ganz großen Gefühle anspricht, Glamour und Rock ist, so konnte man in Las Vegas fündig werden. Die ersten vier Platten der Bands beinhaltet all‘ die aufgezählten Attribute, die eine stadiontaugliche Konsensbandband ausmacht.

 

Mich beschäftigen The Killers immer wieder! Denn sie sind kontradiktorisch und das macht sie interessant. Es ist nicht nur die Euphorie und die packende Leidenschaft, die einige Killers Song in mir auslösen. Es sind auch diese immer wieder zur Schau gestellten Frechheiten, wie grundlegend unüberlegte Aussagen, der Stadionrock, der Stadionrock (ich meine das genauso und wiederhole mich nicht) miese Texte (z.B. A Dustland Fairytale) und einfach, schlechte, quälende, unerträglich, eingängige und nicht hörbare Mainstreamrocksongs (z.B. Bones).

 

Aber es gab/gibt sogar Momente, wo ich behauptet habe, dass die Killers die größte Band der Welt sind. Insbesondere wenn ich super (französisch aussprechen!) subjektiv war, nicht nach Kunst, Handwerk, Bedeutsamkeit und Intellekt gesucht habe, sondern nach einem Habitus, nach Rockmusik im großen zeitgenössischen Stil, nach Pathos und Wahrhaftigkeit einiger musikalischer Momente. Das ist ein persönlicher Blitzpopkrieg, kein bedeutender Weltkrieg. Aber Leute, ewigen Zeiten des Friedens gibt es nicht und permanente Wahrhaftigkeit auch nicht.

 

Weitere Diskussionen mit mir selbst über die Killers:  

 

http://www.lomax-deckard.de/article-killers-live-from-the-royal-albert-hall-39263627.html

The Killers vs. Bright Eyes

http://www.lomax-deckard.de/article-29705499.html

The Killers – Battle Born      

http://www.lomax-deckard.de/article-the-killers-battle-born-110451480.html

Kurzer Brief an Thees Uhlmann

http://www.lomax-deckard.de/article-kurzer-brief-an-thees-uhlmann-80942405.html

 

Nun also haben wir das Jahr 2013! Ein Lanxess Arena Hallen Konzert der Killers stand an. Plattentütenträger und Fans der ersten Stunden, die 2004 die Band im Gebäude 9 gesehen haben, rümpfen längst die Nase. Denn diese Arena ist für konzertante Erlebnisse eine Katastrophe und die Killers sind gedanklich längst abgehakt, die Platten längst eingeordnet.

 

Der Abend beginnt mit der Pseudo-Glamour-Garage-Band Louis XIV.! Kein Wort sollte man verlieren. Denn die Band aus San Diego spielt so konservative Rockmusik, dass es sogar den größten Radiohörer langweilt.

 

Der Anfang des Killers-Konzertes überrascht dann. „Mr. Brightside“ wird ohne Lichtspektakel und einführenden Nebelschwaden aufgeführt. Fast scheint es so als wollen uns die vier sagen, seht her, wir sind eine richtige Band, mit Instrumenten und können auch auf den ganzen Aufwand hier verzichten. Es funktioniert. Brandon Flowers hat die Fans der fast ausverkauften Arena sofort am Wickel.

 

Mit Licht und Spektakel ist natürlich auch schön und so wird das gesamte Konzert auch gelungen, weil Licht, Feuerwerk, Laser und Videoleinwand nicht nur da sind, sondern konzeptionell schlicht, aber punktuell  in das gesamte Set eingebaut wurde. Müsste ich nun Muse oder Coldplay sehen müssen, würde ich mich langweilen. Schwer zu erklären und böse will ich heute nicht sein, aber irgendwie sind die Typen von diesen Bands langweilig. Sehe ich aber Dave Brent Keuning (Gitarre), Mark Stoermer (Bass) und insbesondere Ronnie Vannucci Jr. und Brandon Flowers sehe ich personifizierte Rockstars.

 

Der grandiose Schlagzeuger Vannucci fällt auf! Er spielt seit Jahren auf Craviotto Drums die sich durch einen sehr ursprünglichen, merkwürdigen dumpfen, zurückgezogenen Vintagesound auszeichnen. Sein ständiges Off-Beat-Spiel, spricht zwischen den harten Basssounds und den vielfältigen, streckenweise zu Tränen rührenden offensichtlichen Gitarrenpassagen, das Unterbewusst der Zuschauer durch eine Bewegung vom vorgezogenen Akzent an. Musiktheoretiker sprechen auch gerne von einer „Heilung“. Für wahr. The Killers sind eine live spielende Band. Auch das macht sie besonders. Von Sequenzern und vertuschten Beats und Elektronikunterstützenden Maßnahmen wird vollständig abgesehen. Vielleicht ist das auch ein weiteres Geheimnis der Killers: Der bodenständige  Schlüssel zwischen großer Melodie und fast lyrischen achtziger Rockbeats. Oftmals wirkte das gestern hintergründig, verschachtelt und eigensinnig. Obwohl der Sound nur Mittelmäßig war.

 

…und Flowers selbst!? Er strahlt, er fasziniert, er beglückt und berauscht sein Publikum. Und er sieht verdammt gut aus. Natürlich in schwarz gekleidet, irgendwie Rockabillylook, irgendwie Psychedelic Furs, Cure und Depeche Mode. Eine Augenweide, ein Hirngespinst für Kopfschwule und schwärmende Damen. „Somebody Told Me“, „Smile Like You Mean It“, „For Reasons Unknown“, „Read My Mind“ und „Human“ ein erlebter Rocktraum im großen Rund. Brandon Flowers ist dann der junge Gott. Gänsehaut Momente! Ja, die gab es! Alle strahlten dann! Die ganz großen Gesten, die ganz große Unterhaltung, das ganz große Fest.

 

Konträr zu dem nüchternen, aber gewagten und funktionierenden Anfang, dann „When You Were Young“ am Ende mit Feuerwerk, Lasershow und 100 % Rummelplatz. „Holt uns zurück“, „Vergesst uns nicht“, „nicht das zweite Album, sondern unser nächstes, das fünfte, wird unser Problem“, scheinen uns die Rockhelden des Tages zuzurufen. Das Hallenlicht geht an. Die Menschen verlassen die Halle. Einsam und in einem faden Spot steht nur noch Ronnie Vannucci auf der Bühne und schaut einsam in das helle Rund. Was er wohl denkt, welche Ängste ihn wohl plagen? Verdammte Zukunft!

 

Alan Lomax

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