AM & Shawn Lee - La Musique Numerique

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. Juni 2013, 10:08  -  #Populäre Musik

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Der wohl schönste Joe Jackson Song ist „Steppin Out“ von 1982. Ein Popsong wie er heute nicht mehr geschrieben wird und alles ausmacht was einen unvergesslichen Welthit auszeichnet: Einfachheit, Kenntnis von musikalischem Handwerk und ein großes, gezeichnetes cineastischen Bild in Melodie Rhythmus und Lyrik. In dem Fall, erzählt der Song von der Vorfreude auf das nächtliche Ausgehen in der Großstadt.

Hört man so einen Song zum ersten Mal, vergisst man niemals, wann und wo das war. Interessiert man sich dann für Musik, ist es meist um einen geschehen. Bei mir war es ca. 1986 als ich der weltgrößte Joe Jackson wurde!

Noch immer ist es so, dass ich eine ernstgestellte Frage zu meinen Lieblingsmusikern spontan mit dem Namen des englischen Musikers beantworten würde. Obwohl seine musikalische Vision und Idee in den letzten Jahren scheinbar verschmolzen ist.

 

Es gibt junge, aufstrebende Künstler die ebenso interessant sind. Neue Helden werden geboren, andere wieder vergessen und einige tauchen von Zeit zu Zeit wieder auf.

Vor zwei Jahren hatte ich eine fast religiöse, sagen wir aber lieber, spirituelle musikalische Empfängnis. Ich durfte das Werk des Multiinstrumentalisten Clutchy Hopkins entdecken, erleben und beschreiben. Auf diesem blog, finden Sie die weltweit, epischste und umfangreichste Abhandlung über das Phantom Hopkins inkl. seiner Demaskierung.

Lesen Sie dazu meinen Serieneintrag: Die Welt des Clutchy Hopkins in 8 Teilen: http://www.lomax-deckard.de/article-die-welt-des-clutchy-hopkins-ein-blogeintrag-in-mehreren-teilen-teil-1-einfuhrung-84372529.html

Freunde, Blogleser und Verwandte hatten damals nicht damit gerechnet, dass dies ein wiederaufkeimendes Thema werden könnte. Befragungen und Feldversuche habe ergeben, dass man damals meinte, dass ich einem One-Hit-Wonder oder einer kurzweiligen Begeisterung unterlegen war. Tatsächlich ist es aber so gewesen, dass sich mit der Eröffnung dieses Universums eine neue zusätzliche musikalische Pforte eröffnet hat. Primär sind es die Veröffentlichungen des kalifornischen Labels Ubiquity Records und die vielfältige Multi-Musik des Shawn Lee’s die geblieben ist. Beides ist in Europa weitestgehend unbekannt und wird kaum relevant besprochen bzw. gehört.

Für mich unverständlich, weil ich glaube, dass sich der massive und hochinteressante Output des Konglomerates, künstlerisch, aber auch vom Entertainmentfaktor her, logisch aufdrängen.

Das Genie hinter dem Ganzen ist das Genie Shawn Lee.  Dessen uneindeutige Welt hatte ich im vierten Teil der Clutchy Hopkins Sequenz aufgeschlüsselt: http://www.lomax-deckard.de/article-die-welt-des-clutchy-hopkins-endloses-blabla-oder-tatsachlich-ein-wichtige-erkenntnis-herr-lomax-85527174.html

shawn-lee-am_la-musique-numerique-300x300.jpgIn der verbliebenen Zeit hat Shawn Lee bereits 4 neue Alben (2 Jahre) herausgebracht. Die vielen Kooperationen lassen wir diesmal unerwähnt. Der Mann mit der Tigermaske, ist ein wahrhaftiger Klangforscher. Auf seinem neuen -endlich mal wieder famosen Album- „La Musique Numerique“ stellt er uns unter anderem eine hochinteressante Coverversion von Joe Jacksons „Steppin‘ Out“ zur Verfügung. Noch famoser ist das begleitende Video dazu, in dem erstaunlich dargestellt wird, wie Lee gemeinsam mit AM den Song produktions-historisch auseinandernimmt und neu interpretiert.

Natürlich macht das Neugierig. Hört man dann die gesamt Platte, stellt man fest, dass es sein Konzept ist, die digitale Technologie der Neuzeit aufzubohren und sich dem analogen Soundkonzept und den damit verbundenen Popperlen der End 1970er – Anfang 1980er Jahre zu widmen.

Ein ähnliches Konzept legen uns dieser Tage die famosen Daft Punk vor: http://www.lomax-deckard.de/article-daft-punk-random-access-memories-117865927.html .Ob das jetzt weltmeisterlicher, spannender oder kreativer ist soll jeder selbst entscheiden. Die Komplexität und der Forschungsfaktor von Shawn Lee ist auf jeden Fall wissenschaftlicher und damit komplexer, aber vielleicht auch etwas behäbiger im direkten ersten Vergleich.

Trotzdem macht es Spaß beide Platten hintereinander oder parallel zu hören.

Der Halblibanese Shawn Lee wartet in Deutschland noch auf seinen Durchbruch. Bisher gab es kaum Konzerte oder Festivalauftritte. Mit Sicherheit wird der Druck auf die Booker und Kuratoren größer. Eine echte Schande, dass hier keine Plattform für sein „Ping Pong Orchestra“ gefunden wird.

Wenn Sie sich für Musik im Ganzen oder Kleinteilig interessieren, hören Sie sich diese furiose Platte an. Sind Sie neugierig geworden auf mehr, widmen Sie sich ausgedehnt der ganzen Welt von Shawn Lee, bis hin zu seiner Kunstfigur Clutchy Hopkins. Eine geniale, nicht nur spirituelle, sondern erweiternde Musikerfahrung.

Danke auch an den Autor und Schwager Sascha Pranschke http://www.lomax-deckard.de/article-sascha-pranschke-kolner-kulissen-116152970.html der mir den Schlüssel für diese Welt gereicht hat und mich auch immer wieder an das Öffnen der musikalischen, shawnschen  Türen erinnert.

Alan Lomax

 

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