The Infiltrator

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Juni 2017, 22:32  -  #Filme

The Infiltrator

Es gibt Rollen, mit denen werden Schauspieler ein Leben lang identifiziert werden. Walter White war eine solche. Das Bild in Feinripp Unterhose und Waffe in der Hand ist unauslöschlich. Doch Bryan Cranston versucht von Film zu Film dagegen anzugehen. Seit 1980 ist er dabei und für TRUMBO, den kein Mensch gesehen hat, wurde er sogar für den Oscar nominiert. Der Mann dreht unaufhörlich Filme, in allen Genres mit allen erdenklichen Regisseuren. Wer will es ihm verdenken? Ähnlich wie Michael Fassbinder spürt er, dass er im Zenit angelangt ist und weiss das zu nutzen. Ruhm währt nicht ewig.

In THE INFILTRATOR spielt er mit schlechter Frisur und erstklassigem Pornobalken einen Undercover-Agenten der US Zollbehörde. Wir befinden uns in den 80er Jahren. Ein ehemaliger Western-Darsteller ist Präsident, die Mode ist grausam und Netflix-Superstar Pablo Escobar überflutet die Vereinigten Staaten mit Drogen. Die Behörden sind machtlos. Da kommt der von Cranston gespielte Charakter des Robert Mazur auf die Idee, nicht den Drogen, sondern dem Geld zu folgen. Zusammen mit seinem Kollegen Emir Abreu, gespielt von dem (Achtung Zitat:"ewig unterschätzten" John Leguizamo) schleust er sich mit einer falschen Identität in die Welt der Dealer und Drogenbosse ein. Dabei führt er als Familienvater ein Leben auf Messers Schneide, denn seine Auftraggeber sind bekannt für ihre Gnadenlosigkeit ... . Ein gefährliches Spiel beginnt.

THE INFILTRATOR (erzählt nach einer wahren Geschichte) ist in zweierlei Hinsicht sehenswert:

Zum einen fiebert der Zuschauer, gleichermaßen als Kompagnon von Mazur, in jeder Szene mit dem Protagonisten mit: Eine falsche Geste, ein falsches Wort, eine klitzekleine Unachtsamkeit und das Doppelspiel endet unweigerlich mit dem Tod. Diese Spannung gelingt es Regisseur Brad Furman konstant aufrecht zu erhalten. Der Zuschauer als imaginärer Freund und Voyeur zugleich: Es funktioniert.

Auf der anderen Seite ist der Hintergrund der Geschichte hoch interessant, der leider, verständlicherweise zugunsten der Dramaturgie, nicht tiefer durchleuchtet wird: Das Prinzip des Kapitalismus und der Wirtschaft hinter dem Drogenschmuggel. Denn es ist nichts weiter als Schmuggel. Und zum Schmuggeln gehören die, die die Ware ins Land bringen wollen, und diejenigen, die dafür sorgen, dass das auch profitabel funktioniert. Wie und warum das gelang, das vermag der Film aber trotzdem gut zu veranschaulichen und es wird einem gelegentlich Angst und Bange dabei.

Cranston zur Seite stehen neben John Leguizamo Benjamin Bratt, der eine unfassbar trashig-grosse Performance als einer der Handlanger und Geschäftspartner von Escobar abliefert und die wie immer furchtbar schlechte (und in höchstem Maße untalentierte) Diane Krüger bei.

Ich glaube es wird langsam wirklich Zeit für NARCOS.

Bryan Cranston wurde die Rolle des Walter White auf den Leib geschrieben. Wir warten auf seinen Durchbruch im Kino. Die passende Rolle wird noch kommen.

Aus Miami, Florida

Rick Deckard 

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