A L I E N - Die Entstehungsgeschichte von J. W. Rinzler (Cross Cult)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  14. Januar 2024, 16:19  -  #Filme, #Klassiker, #Kino, #Kunst

A L I E N - Die Entstehungsgeschichte von J. W. Rinzler (Cross Cult)

Von der Idee zum fertigen Werk.

 

Nichts ist spannender, als menschliche Kreativität und den mit dieser verbundenen Schaffensprozess zu beobachten.

 

Auf opulenten 335 Seiten beleuchtet Autor J. W. Rinzler in seinem Bildband ALIEN – DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE (erschienen bei Cross Cult) den Werdegang der Produktivität hinter Ridley Scotts Meisterwerk.

 

Von den künstlerischen Anfängen von Scott im Jugendalter, über seinen Lernprozess beim Fernsehen und in der Werbebranche, bis hin zu diesem Geniestreich mit seinem durchschlagenden Erfolg werden alle Aspekte akribisch ausgeleuchtet.

 

Man kann sich in den ausführlichen Text vertiefen, und/ oder sich an den vielen Fotos vom Set, Bildern, Storyboards, Zeichnungen erfreuen, die mit großer Leidenschaft vermitteln, welche Herkulesaufgabe es ist, einen Film dieser Größenordnung von der Idee im Kopf bis zu seinem Erscheinen im Kino zu realisieren.

 

Der Komponist Richard Wagner war Vorreiter für das Kino, in der Form, wie wir es kennen. Seine Idee des „Gesamtkunstwerks“ wird beim Lesen des Buches verständlich: An dem kreativen Prozess sind eine riesige Anzahl an Menschen beteiligt (und um eben diesen Menschen Respekt zu zollen, bleiben Cineasten bis zum Ende des Abspanns im Kino sitzen, aber auch um die Musik zu hören) und jeder weiß aus seiner Lebenswirklichkeit, dass sobald zwei Menschen zusammenkommen Probleme vorprogrammiert sind. Welche Probleme tauchen dann erst auf, wenn eine ganze Crew an der Entstehung eines Films beteiligt ist? Auch auf diese Aspekte geht Rinzler intensiv in seiner Darstellung ein.

 

ALIEN – DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE ist neben seiner aufschlussreichen Darstellung auch eine Reise zurück in die Siebziger Jahre, in die Welt des analogen Filmemachens, in der zusehends digitale Innovationen Einzug fanden. Am Ende des Buches listet der Autor Polaroids und Fotos auf, auf denen Kinos von außen zu sehen sind, an denen in grossen Buchstaben der Filmtitel ALIEN angebracht wurde. Wir sehen eine endlose Schlage an Menschen, die vor dem Kino anstehen, um eine Karte zu kaufen. Eine wunderbare nostalgische Reise.

 

Rinzler lässt dem Buch auch viel Raum, um das Design und die Entstehung eines der furchteinflößendsten Wesen der Filmgeschichte zu dokumentieren und Hans Rudi Giger kommt dabei nicht zu kurz. Das Schweizer Genie kreierte einen Albtraum, dessen Anblick im Kino einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, auch heute noch.

 

Film ist, wie Musik, Literatur, Malerei ein schöpfersicher Akt, der die Fantasie des Menschen in ein Medium kanalisiert, sie ordnet, strukturiert, für andere Menschen erfahrbar macht. Ich habe mich immer schon für diesen kreativen Schaffensprozess interessiert, für den „Blick hinter die Kulissen“.

 

Was treibt Menschen an?

 

Was beflügelt ihre Fantasie?

 

Mit welchen Mitteln setzen sie diese Fantasie wie um?

 

Welchen Hindernissen begegnen sie und wie gehen sie damit um?

 

Wie gehen sie mit ihren Zweifeln um?

 

Auf viele dieser Fragen liefert der prächtige Bildband Antworten.

 

ALIEN von Ridley Scott zähle ich zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Er ist in seiner Symbiose aus Science-Fiction und Horror ein Meilenstein und ein Meisterwerk zugleich.

 

Was würde ich darum geben, diesen Film im Kino zu sehen!

 

Der am 17.08.1962 geborene Jonathan W. Rinzler, der weitere, sehr lesenswerte Bücher über die Entstehungsgeschichten von Filmen geschrieben hat (STAR WARS) verstarb am 28.07.2021. Posthum wurden zwei weitere Bücher von ihm veröffentlicht, die ich dieses Jahr lesen werde.

 

Zum einen Howard Kazanjian: A Producers Life und Stanley Kubricks The Shining. Kazanjian zeichnet sich als Produzent mitunter verantwortlich für einen meiner weiteren absoluten Lieblingsfilme: THE EMPIRE STRIKES BACK (mit einem der schönsten Scores aller Zeiten) und war maßgeblich beteiligt an Steven Spielbergs Klassiker RAIDERS OF THE LOST ARK.

 

Bezüglich SHINING bedarf es keiner weiteren Erklärung. Interessant, das für das Ende der ersten Fassung von BLADE RUNNER Außenaufnahmen von Shining verwendet wurden, bzw. Ridley Scott vom Studio gezwungen wurde, das Ende um zuschneiden.

 

Ich hoffe, dass es weiterhin Menschen wie Jonathan W. Rinzler geben wird, die sich so enthusiastisch mit dem Medium Film beschäftigen werden und eines Tages vielleicht BLADE RUNNER in dieser Form als Bildband erscheinen wird.

 

Rick Deckard

 

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