Dune: Part Two - Denis Villeneuve

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. März 2024, 20:43  -  #Filme, #Kino

Dune: Part Two - Denis Villeneuve

Neu angelaufen ist die Fortsetzung von DUNE, aktuell Part Two von Regisseur Denis Villeneuve.

 

Villeneuve merkte in einem Interview an, dass er sich wegen der Größe und Komplexität des Stoffes habe entscheiden müssen. Er wählte die Thematik des religiösen Kolonialismus. Die Entscheidung ist nachvollziehbar, denn Romanverfilmungen müssen zwangsläufig zu Abstrichen führen, anders ist eine Umsetzung von der einen in die andere Kunstform nicht möglich.

 

Denis Villeneuve ist gescheitert.

 

Es hatte sich bereits vage im letzten Drittel des ersten Teils angedeutet. Entscheidend bei Trilogien dieser Größenordnung ist „der rote Faden“ im Narrativ. Dune: Part Two verliert sich in der Erzählung in den Weiten der Wüste.

 

Handlungen sind entweder „Plot driven“ oder „Charakter driven“. Entweder orientiert sich das Fortschreiten der Handlung an der Geschichte oder an einem Charakter. Das Problem bei Dune: Part Two ist, dass die Handlung unmotiviert zwischen diesen beiden elementaren Vorgaben hin und her springt, was es für den Zuschauer schwer macht zu folgen.

 

Die grösste Schwäche bei Teil 2 ist die Schwäche des Drehbuchs. Das enttäuscht umso mehr, als dass in Trilogien fast immer der Mittelteil der Stärkste ist, weil man als Zuschauer am Ende eines Teil eins nicht erahnt, wohin die Reise geht.

 

Auf diese Erwartungshaltung wurde filmisch meisterhaft z.B. bei STAR WARS - Episode V (The Empire Strikes Back) und LORD OF THE RINGS – The Two Towers reagiert. Beide Filme sind mustergültige Beispiele für fantastische, schnelle, spannende und hochdramatische Unterhaltung.

 

Dune: Part Two hingegen ist langsam, lahm, lähmend viel zu ausschweifend mit zu vielen Nebenhandlungen erzählt, bei dem man beim Betrachten die Lust verliert weiterzuschauen. Es fehlt an einer straffen Handlung und es mag bezweifelt werden, ob es die richtige Entscheidung war, das Thema auf eine Trilogie auszudehnen.

 

Die sich in Part One abzeichnende messianische Thematik wird in der aktuellen Fortsetzung ad ultimo geführt und so breit ausgewalzt, dass es am Ende enervierend ist. Der Zuschauer hat begriffen, dass Paul Atreides „der eine“ ist. Doch diese Erkenntnis reicht nicht, sie wird wieder und wieder verbalisiert und so die Handlung über die Zeit gebracht.

 

An Schauwerten geizt der Film weiterhin nicht und es gibt optisch und akustisch einige sehr beeindruckende Sequenzen in dem Film. Mitreißend gefilmt ist zum Beispiel der erste Ritt des Paul Atreides auf einem riesigen Sandwurm. Da kommt das erste Mal die Dynamik im Kino auf, die man bei Filmen dieser Größenordnung erwartet. Aber solche wenigen und gelungenen Szenen trösten nicht über den ganzen Film hinweg.

Dune: Part Two - Denis Villeneuve

Dune: Part Two ist eine sehr schmale Gratwanderung zwischen guter Unterhaltung und Ultra Trash, so leid es einem immer tut, Vergleiche dieser Art zu bemühen, weil gemeinhin viel Arbeit, Energie und Enthusiasmus hinter solchen Großprojekten steckt, aber am Ende wird das Ergebnis bewertet.

 

In der Mitte des Films entscheidet sich Villeneuve die Farbdramaturgie zu ändern, um der finsteren Welt der Harkonnen optisch Nachdruck zu verleihen, obwohl das gar nicht notwendig gewesen wäre, denn Baron Harkonnen, wunderbar adipös gespielt von Stellan Skarsgard, ist für sich allein genommen schon abgrundtief böse. Der Wechsel zu schwarz-weiß mit einer unfassbar schlecht animierten Kampfsequenz in einer Arena – um noch mehr zu verdeutlichen wie böse die Harkonnen sind – birgt leider unfreiwillige Komik in sich gepaart mit drittklassigen schauspielerischen Leistungen.

 

Apropos Schauspieler: Es zeigt sich, wie eminent wichtig das Casting ist.

 

Timothy Chalamet als Paul Atreides ist eine katastrophale Fehlbesetzung. Nicht nur das, wie viele Schauspieler seiner Generation ist er zudem untalentiert. In der Rolle des einen, der kommt, um sie alle zu erlösen, ist er mit seinem asthenischen Habitus und seiner Zartheit im Gesichtsausdruck deplatziert. Seine Wandlung wird dadurch noch unglaubwürdiger. Gleiches gilt für Zendaya, die scheinbar nur einen Gesichtsausdruck kennt. Publikumswirksam zu besetzen ist verständlich, aber dann mit solchen Mimen, die ihr Handwerk nicht nur beherrschen, sondern durch ihre Performance auch mitreißen können. Es gibt bei Dune: Part Two keine Identifikationsfigur.

 

Was für eine Freude hingegen Chris Walken zu sehen, der einfach nur herumstehen könnte und trotzdem ein mehrfaches an Leinwandpräsenz ausstrahlen würde, als manch anderer. Josh Brolin hält sich tapfer und Javier Bardem – so meint man – müsse wegen der Albernheit seines Charakters jeden Augenblick in Lachen ausbrechen. Wie gut, dass Schauspielerinnen wie Florence Pugh und vor allem Rebecca Ferguson mit von der Partie sind, sonst würde der Film komplett ins Lächerliche abgleiten.

 

Manchmal wünschte man sich es gäbe noch die Filmstudios und Regisseure der „Goldenen Ära“, die meisterhaft inszenierte Monumentalfilme auf die Leinwand zu zaubern vermochten. DUNE bietet soviel an Potential, aber Denis Villeneuve verpasst alle Chancen. Nach der verpatzten Inszenierung von David Lynch 1984 bahnt sich hier das nächste Debakel an.

 

Vielleicht schafft Villeneuve den Bogen im dritten Teil, wobei ich mich frage, was es noch zu erzählen gibt?

 

In den Neunziger Jahren des vergangenen und den Nuller Jahren dieses Jahrhunderts gab es bei mir und Alan Lomax ein Prädikat für Könner, das da lautete:

 

„Er hat’s drauf!“

 

Was salopp klingen mag, birgt in sich grösste Wertschätzung, die in eine der besten gegenteiligen Übersetzungen aller Zeiten gipfelte:

 

„He doesn’t have it on!“

 

Wer die Kunst beherrscht, beherrscht alles.

 

Rick Deckard.

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