The Walking Dead – Die beste Fernsehserie der Welt , oder...?

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  23. November 2012, 08:42  -  #Fernsehen

Chandler-Riggs-in-The-Walking-Dead-TV-Series-600x335.jpg

Die beste Fernsehserie der Welt? Mit so einer Aussage legt man sich sehr weit aus dem Fenster. Und woran will man das Festmachen?. Und wer ist man eigentlich, dass man das behaupten darf, ohne weitere Meinungen eingeholt zu haben?

Folgender Blogeintrag soll diese Fragen klären! Kürzlich musste ich sehr früh aufstehen. Da ich Zeit und Ruhe hatte, gab ich bei google folgenden Satz ein: Die beste Fernsehserie der Welt. Die Ergebnisse können Sie sich ja selbst einmal durchlesen. Hier nur mal die Highlights:

Auf amazon.de diskutieren 1165 Menschen über das Thema. 1163 Einträge listen völlig verblödet und undifferenziert solche Dinge:  Akte X CSI Falcon Crest Hart aber Herzlich Die Strassen von San Francisco Ein Colt für alle Fälle Denver-Clan Dallas Sherlock Holmes (Jeremy Brett) Miami Vice Magnum Trio mit vier Fäusten Allein geggen die Mafia Simon and Simon Agentin mit Herz Californication Rom Spartacus

Auch cinema.de will sich nicht festlegen und führen die besten 100 Serien auf, zeigen ein paar Bilder dazu.

Die welt.de ist völlig verstrahlt. Freudig verspricht die Kulturseite eine subjektive Auswahl. Zuerst sieht man Mad Men, dann Breaking Bad, danach Forsthaus Falkenau? Keine weiteren Fragen…

Im Seriencheck auf bild.de gewinnt immerhin und nachvollziehbar The Wire.

Und so weiter und so weiter! Was also bringt einen so eine Bestimmung?. Und ist es nicht vielleicht auch etwas kleinkariert heute etwas zu behaupten, festzulegen, was vielleicht morgen schon mit dem Beginn der nächsten Staffel von Breaking Bad obsolet wird?

Unter Freunden und heutigen Bekannten hatten wir früher die sogenannten 20er Listen für Filme erstellt. Irgendwann stellten wir fest, dass diese Listen auch nur ein behäbiges Scoren seiner eigenen Egotrips ist. Zwar stand auch mal der Spaß im Vordergrund und die Idee über solche Listen zu diskutieren! …aber wer lässt sich heute schon noch auf Diskussion über Filme, Serien oder Musik ein? Das eigene Wissen über den Geschmack wird einen kaum abrücken lassen von anderen Meinungen. Gerne wird solchen Diskussionen aus dem Weg gegangen. Auch weil man ertappt werden könnte, intellektuell nicht mithalten zu können oder es vielleicht hasst auf diese ganzen Subjektiven völlig verblödeten Meinungen anderer einzugehen (www.lomax-deckard.de).

Kaum eine Party, ein Geschäftsessen oder Treffen mit Freunden vergeht heute noch, ohne sich über eine Serie zu unterhalten. Jeder Mensch weiß inzwischen was HBO und AMC bedeutet. Der Mainstream ist angekommen und der ZDF-Intendant der noch vor einigen Jahren gesagt hat, dass amerikanische Serien zu kompliziert für den deutschen Markt sind, züchtet inzwischen Schafe in Irland. Eine wunderbare Entwicklung.

Und schon machen sich erste Stimmen breit, dass es zu viele inhaltliche Wiederholungen gibt, die Serien vollgestopft werden mit belanglosen Nebenstorys um die Fortsetzung aufrecht zu erhalten und es keine neuen innovativen Stoffe mehr gibt.

Am schlimmsten aber sind jene missmutigen Kritiker die schon jetzt das Ende der Fernsehserie prognostizieren, für sich selbst aber immer noch nicht verstanden haben, dass Fernsehserien nichts mit einem Ende zu tun haben, sondern fester Bestandteil der Unterhaltungsindustrie der letzten 40 Jahre sind. Die Kunst der TV-Serie hat nicht mit Twin Peaks angefangen und schon gar nicht mit den Sopranos aufgehört.

Aber beide Serien sind Meilensteine. Meilensteine in der künstlerischen Entwicklung und der Möglichkeit Zuschauern über das normale Maß an Konvention Geschichten zu erzählen, die sonst nur in der Sub- oder Off-Kinokultur stattgefunden haben.

Einen schöneren Beweis dafür, was subkulturelle Kunst anstoßen kann und wie viel emotionale Macht solche Geschichten haben, wenn sie mit dem Mainstream zusammengeführt werden, gibt es in keiner anderen künstlerischen Disziplin.

Und letztendlich ist das auch das Geheimnis der zeitgemäßen Serien wie The Walking Dead, Breaking Bad, Mad Men etc.

Geschichten die nie für die Massen da waren, werden nun Teil unseres Alltages. Lieschen Müller schaut auf einmal härteste Zombiegeschichten und Thorsten Schmidt sieht Chemielehrer die Krebs bekommen und todbringende Drogen für Millionen von Menschen herstellen um seine eigene Familie zu retten.

Wenn das nicht subtil genug ist bzw. die Gesellschaft verändert, dann weiß ich es auch nicht.

Das Menschen wie wir (Lomax/Deckard), Bestimmung nach dem besten von … nicht mehr ganz ernst nehmen, liegt an unseren Erfahrungen.

Seh- und Höreigenschaft bei Menschen ändern sich! Erstmalig gesehene oder gehörte Urerlebnisse verschwimmen mit der Zeit, weil man das so nicht noch einmal erleben wird. Zum Beispiel den Directorscut auf 70-mm von „Heavens Gate“ im leeren Hochhaus Kino von Hannover gesehen zu haben oder eine Keith Jarrett Interpretation gehört zu haben, als ein irgendein Mädchen in den 1980er Jahren verlassen hat.

Natürlich gibt es Dinge die bleiben! Bei mir zum Beispiel sind es die Hitchcock Filme und „Spiel mir das Lied vom Tod“. Den ich immer nennen würde, wenn mich jemand nach meinem Lieblingsfilm fragt.

So werden es auch immer die Talking Heads und New Order sein, wenn mich jemand nach meinen Lieblingsbands fragt. Das macht die Sache manchmal einfacher, ist aber auch zeitgleich ein möglicher Einstieg, wenn sich der Fragende Mensch gegenüber vielleicht doch mehr für einen Interessiert.

Denn darauf läuft es doch hinaus: Auf die Selbstdarstellung! Würde man sonst behaupten, dass „The Walking Dead“ die beste Serie aller Zeiten ist? Oder ist es auch einfach nur egal…

Alan Lomax  

Man soll alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.

Johann Wolfgang von Goethe, 28.08.1749 - 22.03.1832
dt. Schriftsteller

Möchten Sie mehr wissen über The Walking Dead:

http://www.lomax-deckard.de/article-the-walking-dead-frank-darabont-ein-diffuse-betrachtung-von-alan-lomax-98699092.html

http://www.lomax-deckard.de/article-the-walking-dead-staffel-2-109490287.html

http://www.lomax-deckard.de/article-unertragliche-spannung-beginn-der-dritten-staffel-the-walking-dead-kein-spoiler-111535972.html

Möchten Sie mehr über TV-Serien wissen:

Klassiker der Fernsehserie

Hrsg.: Klein, Thomas; Hißnauer, Christian
332 S. 10 Abb.

978-3-15-019025-8.jpg
ISBN: 978-3-15-019025-8
EUR (D): 8,80
*
EUR (A) 9,10 / CHF 13,50

Wer mit Flipper Kind war, in Person von Ekel Alfred und seiner »dussligen Kuh« auch über die eigenen Eltern lachte, wer schon ein bisschen mit schlechtem Gewissen keine Folge Dallas versäumte, der teilt die Generationenerfahrung der Baby Boomer. Wer hingegen die Lindenstraße zur Nachbarschaft zählt, mit den Twin Peaks die Eltern verprellte und ganz ohne Skrupel die Sopranos goutiert, der ist eine halbe Menschengeneration und mehrere Fernsehalter jünger. Fernsehserien prägen Mediengenerationen und bleiben manchmal unvergesslich. Der Band versammelt die großen Klassiker des Genres und stellt sie in einlässlichen Artikeln dar, die Serien mit Kultstatus, die Serien mit gesellschaftsgeschichtlicher Aussagekraft, die Serien, die wir nicht vergessen, von Mit Schirm, Charme und Melone bis zu Sex and the City und 24.

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: