Yellowstone & 1883 – Taylor Sheridan
Dieser Blog ist eine Plattform für subjektive Texte. Diese stellen unsere sehr persönliche Sicht zu popkulturellen Themen dar. Wir archivieren hier unsere Leidenschaft zu Filmen, Musik, Literatur und weiteren Themen. Dabei sind die Beiträge nicht mir Filmkritiken, Reviews oder ähnlichem zur Vergleichen. Wir haben zwar den Anspruch inhaltlich korrekt zu sein und Informationen richtig darzustellen, folgen allerdings nicht den Gesetzen des klassischen Feuilleton und decken daher ehr denn unterhaltsamen persönlichen Teil ab.
DAS YELLOWSTONE UNIVERSUM (Staffel 1 - 4 und 1883)
Teil 1 – Profan und Poetisch
Legen Sie ihren Stetson zurück, die Beine hoch, machen sie ein kühles Bier auf und geniessen sie einen der besten Filme der vergangenen Jahre. Auf einer Veranda sitzend und mit dem Blick in die Ferne schweifend. (Rick Deckard –zu einem anderen Film, 06.08.2017)
Letztens schrieb mir Kompagnon und Mitstreiter Alan Lomax in einer Nachricht: "Trash, Trash, immer nur Trash!", als ich in einem anderen Zusammenhang auf diese Stilform verwies. Ich las bei aller Aufregung auch eine leise Melancholie aus seinen Zeilen heraus und er hatte recht: Unsere Liebe gebührt dem Kino und nicht dem Schund, der sich nicht überwiegend, aber doch zunehmend in der aktuellen Kinolandschaft brei macht. Ich war auf dem Weg zur dunklen Seite der Macht doch Jedi Lomax zog mich mit unsichtbaren Kräften dorthin zurück, wo die Leidenschaft ihren Anfang fand und am Anfang war nicht das Feuer sondern, Clint Eastwood. (Rick Deckard – zu einem anderen Film, 29.03.2018)
Taylor Sheridan liefert mit seiner Trilogie Beispiele für unterhaltsames, begeisterndes und nachdenkliches Kino, in dem für Nostalgie keine Zeit mehr ist. Nur so kann die Weiterentwicklung des Kinos und seiner Genres gelingen. (Rick Deckard - zu Sheridans American-Frontier-Trilogie, 05.02.2021)
Ich sag Euch eins: mein Leben ist vielleicht mehr im Arsch als ein Stück Scheiße, aber ich bin keinem einzigen menschlichen Schwanzlutscher verpflichtet, besitze scheiße noch eins eine gute Goldader, und die Regierung kann mir den Zutritt nicht versagen. Und keine verdammte Rothaut (sic!) aus’m Busch oder irgendein holzköpfiger Schwanzlutscher, der sich für’n Goldgräber hält, kann mich verdammt nochmal aufhalten. (Al Swearengaen - sinniert über seinen Drang und erklärt seine Lage in der kleinen Stadt Deadwood, die später durch eine Fernsehserie bekannt werden sollte, ca. 1880)
Kennen Sie das Minto-Prinzip?
Falls ja, sollten Sie bereits jetzt schon aus diesem Text aussteigen. Das Minto-Prinzip ist ein Rahmen, der es Autoren ermöglicht, die Aufmerksamkeit des Lesers mit einer einfachen, aber überzeugenden und einprägsamen Geschichte zu erregen. Aber warten Sie, ich gebe Ihnen die Chance:
Dieser Blog liebt den Western als Königsdisziplin des Kinos (Rick Deckard –über das was wir lieben, 13.09.2014)
Sogar eine zweite Chance:
Yellowstone ist eine Serie des Regisseurs Tylor Sheridan (Hell or High Water, Sicario…). In der Serie spielt Kevin Costner die Hauptrolle. John Dutton betreibt die letzte große zusammenhängende Ranch der USA, die aufgrund ihrer Lage immer wieder zum Angriffsziel zahlreicher Interessengruppen wird. Naturschützer und Ureinwohner sowie Landentwickler gehen oftmals schmutzige Wege, um Dutton um sein Lebenswerk zu bringen. Wer es schafft, hier an ein Fleckchen Land zu kommen, kann Milliarden verdienen. Und so spinnen die verfeindeten Lager jede Menge Intrigen. Jeder ist sich selbst der Nächste und auch die lokalen Politiker sind schon lange nicht mehr neutral und in viele schmutzige Geschäfte verstrickt. Und mittendrin Familie Dutton, die mehr und mehr in verschiedene Lager gespalten wird.
Und nun, liebe Minto-Prinzip Anhänger, verpisst Euch hier! (an der Stelle möchte der Autor vermerken, dass er hier die sog. Cowboy-Sprache verwendet um den Text einen authentischen Moment zu verleihen, es ist nicht böse, diskriminierend oder verächtlich gedacht. Zur Erinnerung Cowboys: Essen auch heute noch zum Frühstück Speck und abends Biscuits und keine Vegane Kost. Eine bekannte Filmgröße würde sagen: Ihre Zunge kommt aus der Hölle, aber ihr Herz sitzt am rechten Fleck).
Vielleicht war die letzte große und einzige große Serie aller Zeiten die Sopranos von David Chase. Chase war es auch der sagte, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als aus dem Fernsehgeschäft auszusteigen und Filme zu schreiben, denn Filme wurden von etwas Interessantem zu dem, was sie heute sind. Und das Fernsehen füllte die Lücken. Diese Bewegung scheint nun aufgelöst. Zwischen den Sopranos und dieser großen Serie (mit der Chase nichts zu tun hat) liegen nunmehr 24 Jahre. In der Zwischenzeit haben wir Millionen von Stunden vor der Glotze verbracht, leider weniger im Kino.
Und so ist auch die qualitative Auswertung ehr falsch bestimmt: Aufgrund der Vielzahl von guten seriellen TV-Produktionen, nimmt der menschliche Körper und gesellschaftliche Geist an, dass das Programm einfach besser ist als jenes in den Filmtheatern. Das stimmte nie! Alle haben sich bis jetzt getäuscht. Auch ich! Deckard und ich haben uns in den letzten Jahren häufig über dieses Thema unterhalten und sogar gestritten. Wie immer, letztendlich hatten beide recht. „Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben“, dieses Tucholsky Zitat ist an der Stelle kein Lückenfüller, sondern eine fantastische Überbrückung zum Reaktionären. Wir sprechen hier gerne von der Güte des reaktionären Films. Reaktionär, momentmal!? Bedeutet das nicht fortschrittsfeindlich oder sogar rückschrittlich zu sein? Genau, dass bedeutet es, liebe Minto-Prinzip-Freunde (falls Ihr noch hier seid), aber es bedeutet auch dagegen zu sein. Reaktionär kann aber auch bedeuten, dass man eine rechte, politsche bzw. konservative Gesinnung hat. Daher wird das Wort bei Filmkritikern in Europa seltener eingesetzt. Die Amerikaner benutzen es häufiger, aber die haben ja auch Donald Trump als Präsidenten gehabt. Vielleicht nach Ronald Reagan der Archetyp des reaktionären Amerikaners. Ach nennen wir doch ruhig und direkt die, die ich auch meine: John Wayne, John Ford, Charlton Heston, Sam Peckinpah, Samuel Fuller, William Wyler und neuere Filmemacher die ein erweitertes Genre bedienten wie John
Milius, Don Siegel und Quentin Tarantino! Tarantino? Nun schreien sie auf, die Kulturinteressierten. Denn ich weiß, dass Ihr Tarantino nicht für reaktionär haltet, sondern für innovativ und fortschreitend. Aber das ist er nicht! Tarantino ist der Regisseur der Filmgeschichte, der kaum eigene Ideen hatte und sich nur an den wunderbaren vorhandenen Stoffen der Filmgeschichte bediente, um daraus neue großartige Geschichten zu erzählen.
Und genau das ist das, was Deckard und ich als den „Reaktionären Film“ bezeichnen. Und glauben Sie bitte keinen anderen, wenn diese z. B. von Rachewestern schreiben oder Western als Propagandamaterial der amerikanischen Regierung verwenden oder von historisch reaktionären Botschaften sprechen.
Denn ja die Welt ist schlecht. Die Geschichte ist ein gottverdammter Alptraum. Und die Eroberung Amerikas war von Beginn an, ein Neuanfang der von der ersten Sekunde gescheitert ist. Rassimus, Sklaverei, Herrscherei, Katholizimus, Ungerechtigkeit, folgende Armut, Kriege, Konflikte, wieder Kriege, unglaubliche Grausamkeiten, den ursprünglichen Besitzern der Länderreien gegenüber, den Ureinwohnern oder Indianern (korrrekt Native Americans).
Und dann entdeckten wir dieses „unser“ Genre, egal ob aus Europa, Japan oder eben aus dem Land des Westens! Der WESTERN. Die Königsdisziplin des Kinos! Wir kleinen weißen Jungs aus der niedersächsischen Landeshauptstadt, die ein Pferd vielleicht mal von weiten gesehen hatten und Cowboys cool fanden, weil man zum Karneval eine Pistole als Verkleidung hatte.
Profan und Poetisch, eine Lüge auf die man sich geeinigt hatte!
Liebe Mintos ich bin froh, dass Ihr geblieben seid. Denn so kann ich mich ab und zu mal selbst etwas erholen? Gedankengänge werden schnell absurd und nicht mehr lesbar. Untermauern wir also argumentativ kurz ein paar Sachen:
Der Western als Genre basiert meist auf realen Personen. Weshalb? Nun, weil die Geschichte des Western, die Geschichte des heutigen Amerikas ist. Amerika funktioniert noch immer in weiten Teilen, wie damals oder baut auf den Entwicklungen auf. Schlimme Sachen sind noch lange nicht erledigt. Zum Beispiel das Thema der Native Americans in der heutigen US-Politik: SCHLIMMER GEHT’S GAR NICHT MEHR! Fangen Sie erst gar nicht an sich damit zu beschäftigen. Das ganze Leid des menschlichen Irrsinns, der Arroganz des „weißen Mannes und der weißen Frau“, der Glaube an eine Religion die weitestgehend katholisch, weiß ist, ist so komplex wie anmassend, dass es bis heute nicht gut und gerecht geregelt ist und für lange Zeit auch nicht sein wird. Denken Sie nur mal über den perfiden Gedanken nach, dass sog. Reservate die Lizenz haben Casinos zueröffenen. Mit allen Beiwerken „des Teufels“. Diese Idee, die sich in Amerika tatsächlich zu einem realen Alptraum, einer vierten Klassengesellschaft entwickelt hat, kommt übrigens von den Missonaren, die dem Ur-Amerikaner einfach Alkohl = Feuerwasser gegeben haben, um ihnen alles abzunehmen. Das ist vollkommen krank!
Und dann ist ja so, dass man als Europäer immer noch den Eindruck, dass es in weiten Teilen der USA kein Gesetz gibt. Jeder kämpft für sich. Am liebsten mit einer Schusswaffe in der Hand. Und jeder nimmt sich, was er in der Lage ist wegzutragen.
Und dass ist der Trugschluss. Mintos! Jetzt wird es wieder komplizierter, denn die Poesie, dieses Dramas ist das, was wir kranken Hirne und andere die es ebenso verstehen, als Poetik beschreiben. Aber um „uns“ in Schutz zu nehmen: Wir lehnen diese Grausamkeiten, den Rassimus und die Taten des weißen Mannes mehr ab als vielleicht jeder andere. Die Poesie des Trivialen wird eine Herzensangelegenheit und die Architektur „Rache“ findet zumindest in unseren Herzen einen Moment des Widerstands gegen die Unmenschlichkeit.
Denn es gibt nicht nur die reale reaktionäre amerikansichn Welt, sondern auch die Poesie des Films im Westen, sehr wohl eine Bedeutung für Symbole der Gerechtigkeit, für die Absolution der Rache und der Idee von Ämtern, Gesellschaftsverträgen, mündlichen Vereinbarungen Einzelner untereinander, auch wenn die Bösen (!) immer wieder alles versuchen, die Bedeutungen auszuhebeln.
Denken Sie nur einen der bis heute besten Filme des Genres: High Noon. Denken Sie an Will Kane (Gary Cooper), der von allen Bürgern in Not im Stich gelassen wird und trotzdem in den Krieg gegen die Bande um Todfeind Frank Miller zieht.
Cooper verkörpert die absolute Poesie der konservativen Werte, die hier immer gemeint sind in einem guten Sinne: Aufrichtigkeit, Mut, Integrität, Stolz und Verachtung für alle Andere(n). Das Rückrat Amerikas. Denn diese Männer und Frauen, haben das Land ausgemacht und zu dem gemacht haben, was es noch immer ist: Die beständigste Demokratie der Weltgeschichte. Nicht immer ist alles schlecht. Und schon gar nicht schlecht ist es wenn Kane am Ende des Filmes seinen Marshalstern verächtlich auf den Boden wirft und die Stadt verlässt. Das ist natürlich viel mehr als soziokulturelles Beiwerk, dass ist die Ader, des aufrichtigen, ehrenhaften Mannes, der alleine (!) seinen Weg geht und sich von totalitären Systemen nicht beeindrucken lässt. Poesie, ich sag es doch.
Diskussionen über Brutalität, Gebrauch von Kraftausdrücken oder kleinen Gemeinheiten zwischen Ethnien und moralischen Konflikten machen die Welt nicht besser, wenn Du die Sache nicht selbst in Hand nimmst. Schon gar nicht, wenn geniale Meisterwerke des Filmes draunter leiden müssen.
Jeder gute Western, egal zu welcher Zeit er gedreht wurde und egal ob es Spiel mir das Lied vom Tod (der beste Film aller Zeiten) oder Rio-Bravo von Howard Hawks ist, der als Antwort auf Stanley Kramers und Fred Zinnemanns High Noon gilt. Oder oder oder, der Westernfilm musste stets versuchen, eine Balance zwischen dem Glauben an eine fundamentale Anständigkeit und Großzügigkeit des Menschen und einer pessinisterischen Sicht auf die Institution, an denen die Menschen partizipieren wollten, herzustellen.
Der Autor David Milch (True Detective, Deadwood, Luck) sagte, dass es eine Zeit des Niedergangs gibt, und dass man die Zeit zurückerobern muss.
Die vier Staffeln von YELLOWSTONE und die beiden PREQUELS 1883 und 1923 erzählen die lange Familiengeschichte der Duttons und dem Land, was sie einst für sieben Generation von einem Häuptling geschenkt bekommen haben. Die Stimmungslage von John Dutton (Costner) ist dabei eine Zusammenfassung all der Archetypen, wie Will Kane, in der heutigen Zeit. Und weil die Geschichte über 100 Jahre erzählt wird, ist sie so erfolgreich, da sie eben das erzählt und eine Sinnhaftigkeit erhält, wie es nur in der Länge der Erzählung möglich ist. Die Zuschauer verstehen das. Das Drehbuch lässt sich darauf ein und nimmt sich epische Zeit.
Wir sprechen hier von kollaborativer Kunst. Alle Beteiligten haben offensichtlich an einer Stelle der Dreharbeiten verstanden, dass sie Teil von etwas Besonderen sind und wurden. Somit ist Yellowstone nicht nur allgemeingültig in seiner verkehrten reaktionären doppelmoralischen Attidüde, sondern hat das Recht anerkannt zu werden, im Kreis der großen Familiengeschichten unserer Zeit. Ich persönlich nenne da gerne, dass unumstritte Meisterwerk HEIMAT von Edgar Reitz und dem unverfilmten Roman TRINITY von Leon Uris. Uris erzählt die irische Geschichte, Reitz die deutsche. Beide münden auch in Amerika. Wir sind alles Wanderer!
Teil 2- Elsa Dutton neue Superheldin
Es gibt keinen Himmel, in den wir gehen könnten, weil wir bereits darin sind. Wir sind auch in der Hölle. Sie koexistieren. Direkt nebeneinadner. Und Gott ist das Land. (Elsa Dutton 1883)
Jedes Töten ist entsetzlich. Auch wenn es gerechtfertigt ist. Sebst als ich tötete, war ich entsetzt. Aber Sam beim Töten zuzusehen, war, als würde man einem Löwen dabei zusehen, wie er sich in ein Reh stürtzt. Seine Wut war so großartig, dass keine Zeit für Entsetzen blieb. Nicht einmal für die Männer, die er getötet hat. (Blitzgelbes Haar, 1883)
Der beste Weg, um herauszufinden, ob Land wirklich unentdeckt ist, besteht darin, nach Worten zu suchen, um es zu beschreiben. Wenn du es nicht kannst, weißt du, dass es jungfräuliches Land ist. Unberührt von unseren schmutzigen Händen. Es zu sehen bedeutet, von ihm zum Schweigen gebracht zu werden. Sprachlos durch seine endlose Gleichförmigkeit (Elsa Dutton 1883)
Elsa Dutton ist die Hauptfigur der Prequel Serie 1883 und Erzählerin ihrer eigenen Geschichte. Elsa, Vater James Dillard Dutton und seiner Frau, ihr kleiner Bruder und einige gerade in der neuen Welt angekommen Europäer fahren, mit einem Wagentreck durch die Great Plains und landen letztendlich in Montana, wo Ihr der alte Dutton (der Urgroßvater von John Dutton, später Kevin Costner) das Land der späteren Ranch Yellowstone bekommt.
Elsa ist wunderschön und hat einen erhabenenn Intellekt. Sie ist ein 17-jähriges Mädchen die Freigistigkeit neu definiert. Sie strahlt! Sie ist das Leben! 1883 fängt kongenial an: Wir sehen eine Totale auf das Gesicht von Elsa Dutton, die gerade in großen Schwierigkeiten ist. Die Verzweiflung, die Traurigkeit, die Schönheit der jungen Frau und der besondere Charakter ist direkt erkennbar. Aber erkennbar ist auch die Bildgleichung zu Jill McBain (Claudia Cardinale). Wir erinnern uns, Jill McBain, ist vielleicht der stärkste Frauencharakter der Filmgeschichte. Sergio Leone nutze das Trauma, welches Jill in dem Meisterwerk Spiel mir das Lied vom Tod erlebte, bewusst den ganzen Film über, um den Westen für einen Moment einzufrieren und uns für immer bewusst zu machen. Ich spreche von der finalen Brunnenszene und der unfassbarsten Kamerasequenz die die Welt jemals gesehen hat. In dem Moment als der kamerakran nach oben fährt, Cheyenne stirbt und Harmonika fortreitet, die Musik von Morricone einsetzt und die Leinwand die ganze Welt erfasst und für ein paar Sekunden die Geschichte Amerikas einfrieren lässt ein.
Dieses schmerzliche Bewusstsein von der Vergeblichkeit, den Traum Amerika zu reproduzieren, wird bereits in dieser ersten Sequenz von 1883 klar und sichert der Serie die Authentizität des Horros und den ewigen zugelassen und authentischen Vergleich zu Leones Masterpiece.
Yellowstone und 1883 (1923 folgt) zeichnen sich durch eine Vielzahl von richtig durchgeführten Überlegungen aus. Die Geschichte der Cowboykultur und der Mythos des amerikansichen Westens wird hier neu verhandelt. Wir sprachen in der Vergangenheit häufig von dem „Abgesang des Westerns“ oder dem „Neo-Western“ oder dem „Edel-Western“. „Neu verhandelt“, weil sich Taylor Sheridan einer List bedient und zwei wesentliche Paradigmenwechsel einführt: Bei 1883 nutzt er klug, die Sichtweise eines weiblichen Teenagers auf die unglaubliche harte Männerwelt um sich herum. Nur so lassen sich Klischees umgehen, die nun mal nicht weg zu wischen sind. Und selbst harte Hunde wie die Cowboys oder Treckführer Shea Brannen (Sam Elliott) zollen dem Mädchen Tribut.
Ich habe viele Kritiken zu 1883 gelesen, überwiegend wird krampft versucht, uns die dahinterstehende großartige Poetik zu nehmen, die Sheridan glaubhaft insziniert hat. Ich verstehe nicht weshalb die Filmkritiker das tun, vermute aber mal, dass die Kritiker sich häufig in einem jüngeren Alter befinden und das ganze zu konzeptionell finden. Ältere Filmjournalisten wäre das aufgefallen, es sei‘ den sie stehem dem Western per se negativ gegenüber.
Yellowstone ist bereits mit der vierten Staffel die erfolgreichste Serie aller Zeiten. Die amerikanischen Medien beschäftigen sich derzeit nur einer Frage: Bleibt Kevin Costner auch nach Staffel 5, kommt Matthew McCounaughey, wird Dennis Quaid die Rolle von X übernehmen. Gibt es weitere Prequels nach 1923 (Harrison Ford, Hellen Mirren). Unfassbar, dass Seridan mit dieser Geschichte einen solchen Hype ausgelöst hat, der natürlich so weit geht, dass nun eine Westernserie und –film nach ein ander auf die Straße kommt.
Zusammengefasst könnte das ja aber auch ein Gewinn für uns Zuschauer sein und mal sehen, wie lange wir der Königsdisziplin des Kinos die Stange halten. Yellowstone hat die stärksten Frauen und Indianerrollen überhaupt. Dieser Change des Paradigas der natürlich trotzdem exsitierenden Männer- und Rassistenwelt, ist gelungen. Wer ein Rassist ist oder Frauenfeindlich, will das eh nicht sehen. So einfach ist es! Wer allerdings der Meinung ist, dass Yellowstone eine dumpfe Rednecksaga für Trumpfans ist oder eine billiges Dallas Plagiat, der kann endgültig aufgeben sich für das Thema zu interessieren. Das Yellowstone Universum ist ein Must-See und die derzei größte Show der Welt. Und besser wird es nicht mehr! Wie heißt es in John Fords Western-Klassiker Der Mann, der Liberty Valance erschoss:
"Wenn die Legende zur Tatsache geworden ist, druck die Legende!" (Rick Deckard 04.03.2018)
Vom vor dem Computer, alte Blogeinträge lesend, u. a. http://www.lomax-deckard.de/2018/03/godless-serie-netflix.html und dann meinen Stetson nehmen, auf mein bereits gesatteltes Pferd springen und dem Sonnenuntergang entgegenreitend….
Alan Lomax