Oscar 2013 – Ein paar Worte…

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Februar 2013, 10:33  -  #Filme

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Auch wir machen uns jedes Jahr wieder Gedanken über Sinn- und Unsinn der Verleihung. Auch!? Offensichtlich inzwischen die ganze Welt. Ob Gossipmagazin oder Filmkritikeradel, jeder stellt Großvater Oscar in Frage.

http://www.lomax-deckard.de/article-oscar-nominierungen-2013-114251604.html

Warum eigentlich? Nun, oftmals wird da von „nicht mehr zeitgemäß“ gesprochen, von „die Branche feiert sich selbst“, „behäbig“, „die Kunst tritt in den Hintergrund“ oder „der Wert der Nominierung liegt im Kommerz“. Reicht das nichts aus, nimmt man sich den Inszenierungsstil der Gala zur Brust: Entweder die Länge der Verleihung oder zu guter Letzt den Sinn oder Unsinn des Moderators.

Unterhaltung, große Gefühle, Komik und Threnos müssen in Hollywood zentral gefeiert werden, seit dem es eine Vergangenheit, eine Geschichte gibt! Keiner versteht das so gut wie die Teilnehmer der Filmbranche in Amerika. Schließlich handelt es sich im Pudels Kern um Wahrhaftigkeit und Unsterblichkeit, um Glan und um Gloria!

Das Gelingen der Produktion -der Oscarverleihungen- und gleichzeitige Funktionalität der Show‘s kann also nur in Bezug auf die Vergangenheit funktionieren. Und das haben die beiden Theaterproduzenten, Craig Zadan und Neil Meron, 2013 famos hinbekommen.

Die zentralen Themen „James Bond“ und „klassische Filmmusik“, sind ein anbetungswürdiger Coup für jeden Filmfan und –liebhaber weltweit gewesen.

Allein die klassische, aber auch ironisch funktionierende Gesangsnummer von Moderator Seth MacFalane („High Hopes“ und „Be Our Guest“; …gemeinsam mit Joseph Gordon-Levitt und Daniel Radcliffe) waren Balsam auf die Seele des oftmals überladenen Musikprogramms der Vergangenheit.

Und, und, und! Es gibt so viel zu berichten und es gab so viele schöne Momente, dass ich regelrecht ins Schwärmen gerate. Man muss schon blind, taub oder herzlos sein, wenn man einen Moment wie diesen nicht zu schätzen weiß: Da sieht man im jährlichen „In Memoriam Film“ noch das Foto des Komponisten Marvin Hamlisch und bevor man sich wieder gesammelt hat, sieht man auf der pompösen, aber klassischen Bühne die Umrandung, den Schatten einer Frau! Die ersten Takte von Hamlisch’s „The Way We Were“ aus dem Film (The Way We Were) erklingen. Das Licht wird hoch gedimmt. Wir sehen Barbara Streisand. Sie murmelt etwas, davon, dass sie diesen Song jeden Tag auf den Lippen, im Herzen, mit sich rumträgt! Leise fängt sie an zu singen. Grandios! Klassisches Hollywood! Applaus, Standing Ovations.

Wie so oft an diesem legendären Abend im Dolby Theatre. Ergreifend und total einmalig und wirklich, wirklich bewegend, dann der Auftritt von Shirley Bassey, die natürlich „Goldfinger“ sang. Standing Ovations –auch bei mir im Wohnzimmer– dann der Auftritt inkl. Gesangsdarbietung von „One Day More“ aus „Les Misérables“ von Hugh Jackman, Anne Hathaway, Russell Crowe, Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen. Episch, musikalisch, furios! Das ist Unterhaltung. Und zwar die ganz, ganz Große.

Aber auch die kleinen Momente haben gepasst und verbleiben! Man muss sich das nur mal auf der Zunge zergehen lassen: Alan Arkin – Robert De Niro – Philip Seymour Hoffman – Tommy Lee Jones -----Atempause ------ ….and the winner ist – Christoph Waltz. …und Waltz ist mehr als demütig gewesen, weil er es zu schätzen weiß, in welchem personellen Contest er sich hier befindet.

Was für Namen, was für Stars, was für eine wunderbare parallel Welt!

Und wem das noch alles zu groß, zu kommerziell, zu elegisch ist, der muss doch zumindest bei folgender Begebenheit ergriffen gewesen sein: Bevor sich der wohl genialste, lebende Regisseur der Welt, Michael Haneke seinen Oscar für „Amour“ abholt, sehen wir Jamie Foxx im Publikum sitzen, wie er sich heimlich eine Träne wegwischt, als er einen Ausschnitt aus dem Film gesehen hat. Viel kann man den Menschen, den Stars immer unterstellen, aber wahre Gefühle, sollte man respektieren.

Seth Mac Farlane steht für diese ganze grandiose Mischung aus klassischem Entertainment und überdrehter, zeitgemäßer Komik. Als Erfinder von „Family Guy“ hat er bewiesen, dass er das klassische Kino zitieren kann und es verstanden hat. Ebenso feinsinnig und respektable sind seine, zum Teil unter die Gürtellinie gehende Gags, die aber Stil haben. Vielleicht sogar auf einem komödiantischen Level, wie es einst die alten Haudegen Sintra & Co. geschafft hatten das Publikum zu gewinnen. Dabei wirkt er frisch, gut aussehend, tanzend und singend. Komplett eben!

Über die gerechte Verteilung der Preise kann man stundenlang diskutieren. Aber über den Sinn einer solchen Veranstaltung muss man nach Sonntagnacht kein Wort mehr verlieren. Zumindest nicht wenn man das amerikanische Kino liebt. So wie ich!!!

“And I Am Telling You I’m Not Going”

Alan Lomax

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