Inside Man –Spike Lee

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. Februar 2013, 14:22  -  #Filme

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Wie eben auch bei „25 Hours“ bewegt sich Spike Lee hier im Rahmen einer klassischen Genregeschichte und schaltet seine oftmals in Frage gestellten politischen Botschaften, weitestgehend aus.

Um es vorweg zu nehmen: Inside Man ist ein sehr gelungener, spannender und unterhaltsamer Film. Die Besetzung ist mit Denzel Washington, Clive Owen, Christopher Plummer und Jodie Foster allein schon sehenswert. Die Dialoge sind gepfeffert und einige davon jahrelang zitierfähig. Der Plot bzw. „Clou“ (wenn man bei der Genrebezeichnung der Caper-Movies bleibt) überraschend und ist befriedigend.

Worum geht’s? Mitten im Wall Street District in New York übernehmen vier als Maler verkleidete Bankräuber die Kontrolle über die Manhattan Trust Bank. Keith Frazier (Denzel Washington) ist der zuständige Vermittler und soll mit dem Chef-Bankräuber Dalton Russell (Clive Owen) verhandeln.

Spike Lee baut bereits in der ersten Sequenz Spannung auf. Wir lernen Russell kurz kennen. Er spricht in den Kinosaal die Worte: „Vor kurzem habe ich verschiedene Abläufe geplant und in die Tat umgesetzt, um den perfekten Bankraub zu begehen.“  Rusell und seine Bankräuberkollegen sind Frazier und der Polizei immer einen Schritt voraus.

Als die geheimnisvolle Anwältin Madeline White (J. Foster) auftaucht, bestätigt sich der Verdacht des Detectives, dass im Hintergrund noch ganz andere Dinge geplant sind, als ein profaner Bankraub. Denn auch der Geschäftsführer der Bank (C. Plummer) scheint sich um andere Dinge zu sorgen, als nur um sein Geld bzw. das Leben der Geiseln.... 

Inside Man ist natürlich ein Mainstreamfilm, der aber durch seine drei einfach nachvollziehbaren Handlungsstränge, für die die drei Schlüsselfiguren stehen, sehr gut und einfach nachzuvollziehen ist.

Spike Lee bleibt so genügend künstlerischer Freiraum um sich mit den verbalen, unterhaltsamen Elementen zu beschäftigen und den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten der letztendlich den guten Plot auf die Spitze zu treiben.

Es gibt einige erstaunliche Dinge in diesem Film zu beobachten, die ich gerne erwähne:

Obwohl Clive Owen, fast ausschließlich, mit einer Maske und Sonnenbrille zu sehen ist, ist er absolut Furcht einflößend. Ich denke so eine Leistung, sollte man dann als Leinwandpräsenz bezeichnen.

Das Spike Lee einen klassischen Regiestil vertritt, kann man bei all‘ seinen Filmen an der gewählten künstlerischen und visuellen Umsetzung sehen. War es in „25 Hours“ noch das fiebrige, oftmals verstörende New York, so wählt er bei „Inside Man“ die Enge des Raumes. Die Bank in dem Film befindet eingekesselt zwischen 4 Häuserschluchten. Die bloße Präsenz des abgeschlossenen Raumes, geben den Streifen einen ganz besonderen Touch.

Für Menschen die sich mit den derzeitigen, erwachsenen und weniger verspielten Spike Lees  Filmen beschäftigen möchten, empfehle ich, sich nach „25 Hours“ und „Inside Man“, den großartigen und völlig zu Unrecht missachteten Kriegsfilm „Buffalo Soldiers `44 – Das Wunder von St. Anna, anzusehen.

Die Motive für alle drei Filme sind zwar völlig unterschiedlich, innerhalb der Schaffensperiode 2002 – 2008 aber sehr interessant zu verfolgen.

Lesen Sie dazu auch meine Review: http://www.lomax-deckard.de/article-spike-lee-s-buffalo-soldiers-44-das-wunder-von-st-anna-70878650.html.

Beim Nachdenken über alle drei Filme, fällt mir wieder, der sich mir ins Mark eingebrannte Satz, des französischen Regisseurs Jean Cocteau ein [sic!]: „Mir wird immer wieder ganz schlecht, wenn ich sehe, wie gleichgültig die Menschen mit der Kunst des Kinos umgehen.“

Denn fokussiert man sich nur mal auf diese drei Filme, wo man geniale Schauspielermomente, visuelle Glanzleistungen, dramatische Momente, Leidenschaft, Anregung zum Nachdenken, großartige Musik und von der jeweiligen Kraft der Story und Inszenierungen förmlich ins Sofa aka. Kinosessel gedrückt wird und man noch Tage völlig baff in der Gegend rum läuft, sich unterhalten und intellektuell aufgemöbelt fühlt, muss man sich doch fragen, warum nicht jeder Mensch einen solchen Filmblog hier führen muss, um den Respekt vor der Kunst des Filmemachens Tribut zu zollen.

 

Insbesondere wenn man bedenkt, dass so grandiose Filme, wie die drei genannten, bei den Elektromärkten für € 2,99 auf'm Wühltisch vertickert werden und sie bestenfalls bei irgendwelchen Retrospektiven genannt werden.

 

Filmkunst und -unterhaltung ist so vergänglich geworden. Übrigens auch ein übles Zeichen des Internets, dass die Wertigkeit eines Filmes ad absurdum geführt hat. Aber natürlich klarer Vorteil für uns Nerds, solche schönen Dingen nun für ein paar Taler zu hause stehen haben zu dürfen.

 

Eingekeilt von Ignoranz gegenüber der Filmkunst!

Alan Lomax

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