When Alan Lomax runs at 33 revolutions per Minute

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Februar 2013, 15:07  -  #Filme

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Seit dem die digitale Musik Einzug in unser Leben hat, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem historischen und jetzt wieder zeitgemäßen Thema Vinyl. Viele Schreiber, Emporkömmlinge, Musikliebhaber, Journalisten, Sammler und verhuschte Plattentüten- und Umhängetaschenträger haben versucht Ihre Leidenschaft darzustellen. Viele scheitern bei der Erklärung, der Beweisführung und dem Respekt zur Musik daran, dass das Medium Schallplatte einfach viel besser ist als digitale Musik.

Obwohl ich selbst das schwarze Gold mit schöner Verpackung liebe und kleinteilig ein ebensolcher Enthusiast gegenüber dem Vinyl sein kann, so bin ich doch altersmilde geworden.  Zumindest empfinde ich es als öde und zweitklassig, wenn man eine Abspieltechnik über die Musik erhebt. Unsinn auch! Denn wenn man das non plus Ultra der Musikataraxie sucht, so sollte man sich zukünftig sowieso nur noch Kraftwerkkonzerte in 3D anhören/ansehen, sich eine seiner ECM-Platten auf den viel zu teuren High-End-Plattenspieler legen oder sich den, in dem Film „Vinylmania“ vorgestellten Laser-Vinyl-Player, anschaffen. In dieses japanische High-End-Gerät für über 10.000 EUR kann man nämlich seine normalen Scheiben reinlegen und diese dann in feinster abgetasteter Laserqualität, quasi Staub- und Schüttelfrei anhören!

„Das richtige ist es auch nicht“, sagt der Plattensammler, DJ und Filmemacher Paolo Campana, „…denn man kann die Platte nicht sehen, wie sie sich dreht!“. Campana ist ein sympathischer Nerd im besten Sinne. Der enthusiastische Sammler begibt sich weltweit auf die Suche, in seinem Wunsch zu verstehen, woher seine große Leidenschaft für Musik und Schallplatten kommt.  Dabei spricht er mit schönen Worten um seine Leidenschaft semantisch subjektiv zu beschreiben: Seele, Wahrhaftigkeit, Riechen, Schallwellen, Religion, Kunst, Schönheit, Reinheit, Bewahren, Besitz und Glauben.

Ein schöner Film, der allerdings nur für Menschen interessant ist, die sich dem Sammeln von Musik verschrieben haben. Leider aber ist dieser Fanatismus und die Besessenheit,  aber auch eine Verhaltenssucht bei dem Italiener. Bei der ganzen Suche spricht er kaum über das Wesen der Musik, die Künstler oder musikrelevante Inhalte. Das Sammeln von Schallplatten wird für ihn zu einer Art gesamtes Kunstwerk. Seine Motivation rückt Campana (den man übrigens nicht sieht) stark in Zusammenhang mit seinen eigenen persönlichen Eigenschaften.

Paolo Campana versteht die Schallplatte als Geschichte, als haptischen Genuss, als Designkunstwerk und als Objekt. Leider gehen ihm dabei die Attribute Verständnis, Respekt und Weitsicht verloren. Er will nur seine eigene Obsession verstehen. Aus einem Blickwinkel und in  einem Zusammenhang.

Wäre seine Suche nicht interessant verlaufen und sein persönliches Ergebnis signifikanter, wenn er sich auch einmal die Gegenseite angesehen hätte? Oder sich eben nicht nur mit zweifelhaften Plattentypen beschäftigt hätte wie dem hektischen japanischen DJ der zwei goldene Technics-Plattenspieler gymnastisch bearbeitet oder den Franzosen Chris, den der Regisseur auf einer Plattenbörse trifft und nichts anderes ist als ein krankhafter Messi, der keine Ahnung von Musik hat?

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Der Film vertritt generell die Aussage, dass Musik die nicht auf Vinyl gepresst ist, keinen Wert hat. Natürlich steht diese radikale Grundaussage nicht als Untertitel auf den Hüllen der DVDs. Aber eine solche Aussage verleitet natürlich weiter zu denken…

Wieso sollte ein Musikliebhaber der seine Sammlung komplett auf CDs oder digitale Musik ausgelegt hat, schlechter aufgestellt sein als ein Vinylenthusiast? Ich selbst habe mich vor langer Zeit entschieden, alle Wege zu beschreiten. Denn auch der digitale Weg hat seine Vorteile, Bequemlichkeiten. Und wer will mir magische Momente absprechen, wenn ich mit meinem ipad im Bett liege, alte Konzertauftritte meiner Lieblingsbands auf youtube anschaue, mir anschließend unentdeckte Nummern sofort runterlade und gleichzeitig Songtexte und Trivia der Band oder des Albums nachlesen kann. Und wie schön ist es dann, unten im Keller, einen Tag später, unter dem entsprechenden Buchstaben, genau diese Scheibe auf Vinyl zu finden und die 100%-Abdeckung zu haben. Bis man eben wieder daran erinnert wird zu träumen, sich von der Musik helfen zu lassen, die Augen zu schließen und einfachmal in Ruhe zu zuhören um sich in einen Meditationsmodus zu begeben? Hätte der Filmemacher diese Gleichheit hergestellt, wäre es vielleicht ein toller Film geworden. Denn über eine solch übertriebe Einseitigkeit, von einem intelligenten Menschen kann ich nur staunen. Der Film spricht aber eine sehr legasthenische und homogene Zielgruppe an und kommt der Wahrheit so nur scheinbar nein. Und zwar bei den Gleichdenkenden.

Wer die Wahrheit verstehen möchte und den Staub der Straße zum dreckigen Plattenladen riechen will, sollte sich lieber „Sound It Out“ ansehen. Denn Jeanie Finlay hat verstanden, dass leidenschaftliches Musikhören und Sammeln nicht nur einigen Menschen aus der oberen Mittelschicht vorbehalten ist, sondern Musikhören und -sammeln jedem Menschen zugestanden werden muss. Wenn er dann ein Funken Liebe zur Musik in seinem Herzen trägt…

 http://www.lomax-deckard.de/article-sound-it-out---jeanie-finlay-114047399.html

When Alan Lomax runs at 33 revolutions per Minute

Hechel, hechel!

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