Asterix bei den Pikten – Der Beginn einer neuen Ära

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  25. Oktober 2013, 12:51  -  #Klassiker

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Obwohl ich im Regal des Zeitungskiosks das neue Asterix-Album „Asterix bei den Pikten“ längst erspäht habe, frage ich die Dame hinter dem Tresen, ob sie schon das neue Asterix „Heft“ hat. „Ja, hier, ist heute Morgen gekommen!“ Neben ca. 10 anderen trivialen Dingen gehört der Veröffentlichungstermin eines neuen Albums der legendären Comicreihe noch immer zu den schönsten Momenten/Tagen überhaupt.

Obwohl ich von den letzten Alben weniger angetan war und ich mir bereits Sorgen um meinen alten Helden Albert Uderzo gemacht hatte! Denn ganz klar, seit „Der große Graben“ hatte die Reihe ihren Schwung verloren. Natürlich lag das auch an dem Tod meines zweiten größten Helden Rene Goscinny. Selbst Uderzo’s grandioser Zeichenstil hatte seine Feinheiten verloren. Nun im hohen Alter, scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben, die nach dem ersten zweimaligen Lesen von „Asterix bei den Pikten“ die wohl völlig richtige gewesen ist. Wie kann man eine Comicfigur sterben lassen? Ich habe es meinem größten Comiczeichner-Helden Hergé nie verziehen, dass er kein richtiges Testament aufgesetzt hatte und die Nachfahren verwirrt mit dem Erbe umgegangen sind. Albert Uderzo ist inzwischen sehr alt und er hat sich in den letzten Jahren auf die Suche nach seinen Erben gemacht. Und er sie gesucht, gefunden und ausgebildet.

So dann beginnt das neue Abenteuer vor dem legendären Lupenbild mit einer kurzen, aber tränenreichen Einleitung des Erfinders und Gutmenschen Albert Uderzo: „Für den Mut und das Talent, mit dem sie diesen Asterix-Band verfasst haben, verdienen Jean-Yves Ferri und Didier Conrad Bewunderung. Durch sie kann das gallische Dorf, das ich zusammen mit meinem Freund René geschaffen habe, auch in Zukunft neue Abenteuer erleben – zum größten Vergnügen aller Leser. Im Anschluss folgt noch ein ebenso rührendes Intro von Anne Goscinny. Sie ist Renés Tochter, die im Alter von 9 Jahren mit seinen liebvolle Worten „Bis gleich, mein Kätzchen“ für immer Abschied nehmen musste.

Auch ich werde diesen sympathischen Herren nie vergessen. Lesen Sie bitte meinen Eintrag unter „Vergessene Helden“ von vor ein paar Jahren: http://www.lomax-deckard.de/article-27086273.html

„Du meine Güte“ beim „Teutates“ was muss das für eine Ehre und gleichzeitige zutiefst befriedigende Aufgabe sein, dieses Werk fortzuführen? Lesen Sie dazu unbedingt die vielen  Interviews die auch in fast allen deutschen Zeitungen mit den Nachfahren Didier Conrad und Jean-Yves Ferri geführt wurden. Die beiden geben sich extrem sympathisch, zum Teil überwältig, aber auch konzentriert in der Verantwortung.

Um es vorweg zu nehmen -mein zweiter Absatz deutet bereits darauf hin- es ist furios gelungen. Der neue Band hat den Geist der alten Zeit, ist dramaturgisch geschickt, spannend, witzig und den alten Klassikern würdig.

Mit den Pikten (letztendlich handelt es sich um die historisch wenig bekannten Vorfahren der Schotten) hat man eine gute Wahl getroffen! Es gibt wunderbare Querverweise zu dem schönen Land im Norden und deren merkwürdigen Habitus. Für ältere Leser großartige launige Nebenschauplätze und Anspielungen. Und natürlich Asterix und Obelix in grandioser Höchstform. Insbesondere über Obelix muss man in jedem zweiten Bild laut lachen. Er scheint leicht gealtert zu sein. Ferri hat ihm so etwas, wie Altersweisheit verpasst. Grandios wie er in dem fremden Land sehr aufmerksam die Tierwelt beobachtet und scheinbar für alles eine Erklärung hat. Sogar für das uns bekannte Ungeheuer von Loch Ness, hat er sofort eine biologische Einordnung gefunden: „Otter“!!! Das ist nicht nur lustig, sondern einfach brillant.

Conrads Zeichnung der Helden lässt kaum Modifizierungen zu. Was auch richtig ist! Die Linie und der Strich von Uderzo ist immer zeitlos gewesen, da muss man nicht ran. Die Kolorierung ist ebenfalls famos und scheinbar mit Tinte gesetzt. Dennoch erfahren die Zeichnungen kleine Neuerungen und natürlich sind es die kleinen Details und aufopferungsvoll gestalteten Kleinigkeiten voller Herrlichkeiten, für die Uderzo mal groß wurde, aber später einfach keinen Sinn bzw. Zeit mehr hatte.

„Asterix bei den Pikten“ ist wirklich, wirklich ein großer Comic geworden. Vielleicht ein Meilenstein! Ganz bestimmt aber der richtige Weg in die Zukunft für alle Liebhaber der Gallier. Ich könnte heulen vor Freude und werde direkt den dritten Durchgang starten….

Alan Lomax

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