Man Of Steel - Zack Synder

von Rick Deckard  -  26. Oktober 2013, 09:21  -  #Filme

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225 000 000 Mio Dollar. Um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen: Zweihundertfünfundzwanzig Millionen Dollar. Soviel hat dieser Film gekostet. Ein Film wohlgemerkt. Etwas was wir uns im Kino ansehen und dann wieder vergessen. Das 3-fache hat der Film weltweit wieder eingespielt. Money makes the world go around.

Doch weg von den schnöden Zahlen. Das ist etwas für Analysten und Investoren. Mich interessierte eher: Wie wurde "mein" Superheld auf die Leinwand gebracht, der Superheld schlechthin? Ein Idol aus Kindheitstagen, das ideale Spiegelbild pubertärer Phantasien aber auch ein Comicheld mit Klassiker-Status.

Rein äusserlich und vom Design durchaus sehenswert, darüber hinaus kann man dem nicht viel abgewinnen. Der Darsteller ist, um es milde zu formulieren, kein guter Schauspieler, muss man in einer Comic Verfilmung vielleicht auch nicht zwingend sein, aber das Repertoire sollte schon mehr als 2 Gesichtsausdrücke beinhalten. Henry Cavill hat aber nur diese zwei: Entweder legt er die Stirn in Falten oder er fliegt schreiend mit weit geöffnetem Mund durch die Lüfte. That's not enough. Schade.

Die Handlung. Im Grunde wenig neues, ausser, dass sie optisch auf den neuesten Stand des Jahres 2013 gebracht wurde. Wir sehen wie Kal-El, Sohn von Jor-El, vom untergehenden Planeten Krypton von seinen Eltern auf die Erde geschickt wird, um uns allen Heil zu bringen. Richtig, ein gewisser religiöser Subkontext lässt sich nicht von der Hand weisen. Das erfolgt bisweilen arg pathetisch, nervt aber nicht. Auf der Erde angekommen nehmen sich Stiefeltern seiner an und weisen ihm den Weg, bis er ein Mann wird, ein Supermann. Kein Held ohne Bösewichte. So folgen ihm auch gleich finstere Gestalten auf die Erde und fordern ihn zum Showdown.

Der erstreckt sich über fast 30 (!) Minuten und liefert endlose Kämpfe, monströs-gigantische Materialschlachten (man kann sehen, wo all die Millionen Dollar geblieben sind) und zum Teil unfreiwillig komische Szenen. Am Ende ist Clark Kent da angekommen, wo wir ihn eigentlich am liebsten sehen: Beim Daily Planet mit seiner geliebten Lois Lane.

Man Of Steel ist das was er vorgibt zu sein: Blockbuster - Popcorn - Entertainment. Insofern sollte man das Endergebnis nicht weiter kritisieren, ... als durchschnittlicher Kinogänger.

Der Nerd hingegen, der, der Comics mit Leidenschaft liest und das Kino liebt, sieht das freilich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Der, der das Kino als Kunstform betrachtet und dessen popkulturelles Universum anderen Gesetzen folgt. Wem das zu spinnert ist, möge an dieser Stelle aufhören zu lesen.

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Natürlich tun sich Vergleiche auf, insbesondere, wenn man mit einem anderen Film aufgewachsen ist: Richard Donner's Klassiker aus den 70'er Jahren mit Christopher Reeve in der Hauptrolle. Nun ist ein Vergleich nicht ganz sinnig und auch nicht gerecht, da sich Sehgewohnheiten, Technik und Popkultur im Laufe der Jahrzehnte ändern, aber wenn ein und derselbe Stoff verfilmt wird, dann drängt er sich geradezu auf.

Was die Batman-Filme betrifft, hat Christopher Nolan gezeigt und bewiesen, wie man einen Comic zeitgerecht auf die Leinwand bringen kann. Seine Dark Knight Trilogie hat (meines Erachtens) Filmgeschichte geschrieben und zählt für mich zu der besten Verfilmung aller Zeiten. Tim Burton und seine kunterbunte Welt wurde in die Schranken verwiesen, wobei Keaton und Nicholson durchaus Charme versprühten.

Aah, da habe ich den Begriff, den ich gesuchte habe: Charme! Comic Verfilmungen sollten Charme besitzen und auch eine Prise Komik. Das sind zwei Attribute, die den Film von Donner auszeichnen.

Superman - The Movie ist, wenn auch die Spezialeffekte nunmehr altmodisch wirken, in allen Belangen den ihm folgenden Filmen haushoch überlegen und wird es, fürchte ich, auch immer sein.

Warum? Er ist den Comics näher, vielleicht weniger in den Bildern, als in dem, worum es den Machern bei Superman ging. Er kommt dem symbolhaften Charakter viel näher, als das aktuelle Werk von Snyder.

Was war es für eine Freude seinen Helden fliegen zu sehen, die klassische Szene, in der er sich die Kleider vom Leibe reisst und in seinem blauen Kostüm Not leidenden hilft. Zudem sind die Dialoge zwischen Glenn Ford und Christopher Reeve um einiges tiefschürfender als die zwischen Kevin Costner und Henry Cavill.

Der alte Film bietet en masse magische Momente für die Ewigkeit, nicht zuletzt geschuldet einem Meister seines Faches, der zu Superman - The Movie eine Filmmusik schrieb, die für mich zu den besten überhaupt gehört: John Williams' Score war und ist überragend, ein Meisterwerk! Hans Zimmer hingegen wartet mit seinem üblichen Retorten-Mist aus der PC-Schublade auf und hämmert und dröhnt die Ohren zu mit Synthie-Gewumms, dass es einem weh tut.

Natürlich bietet Man Of Steel atemberaubende CGI-Effekte und zugegeben Bilder, von zum Teil epischer Eleganz, aber wie immer bei den Filmen aus heutiger Zeit: Sie wirken so seltsam steril, so generiert, so wenig greifbar und organisch. Zudem ist die Fülle an bildlichen Informationen so gross, dass das Auge überladen wird (z.B. die Szenen zu Beginn auf Krypton). Da lobe ich mir die Kristallwelt aus Donners Film: Klar, übersichtlich und zweckdienlich. Ästhetisch eben.

Die Raumschiffe aus Man Of Steel sehen aus wir Insekten oder dicke Maikäfer, die durch die Luft fliegen und die künstlerische Darstellung einschliesslich der Masken und Kostüme hat bisweilen Trash-Charakter. Das ist eben der Unterschied zwischen Kunst und Kommerz. Donners Film bot viele ästhetisch-schöne Momente, bei Synders Movie heiligt der Zweck die Mittel:

225 000 000 Millionen Dollar verpulvern und mehrfach wieder 'reinholen.

Leidenschaft versus Kommerz und Rendite.

Die Zeiten ändern sich.

Superman bleibt (der alte versteht sich und die schönen Erinnerungen an die Comics).

Aus Metropolis

Rick Deckard

 

 

 

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