Pogo in Togo: Radio Rock Revolution

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. September 2009, 12:26  -  #Filme



1966 kommt der Rock aus England, nur durfte ihn leider keiner hören. Die BBC strahlt in der Woche gerade mal 2 h (!) populäre Musik aus. Die sich wandelnde Gesellschaft will aber mehr. Piratensender entstehen und lokalisieren sich auf alten Frachtschiffen auf der Nordsee. Von dort wird 24 h Rockmusik gesendet.

 

Die Kraft und der Wille der Musik, die Gesellschaft zu verändern ist stärker als alle Gesetze und schließlich setzten  sich Privatradios und unabhängige Radiostationen in England durch, bis auch letztendlich die gute alte Mutter BBC nachgibt und Rockmusik in allen Formaten sendet.

 

Wie hat es also ausgesehen auf diesen Booten auf denen der Rock regierte? Der junge Regisseur Richard Curtis, ist der Frage nachgegangen und hat mit „Radio Rock Revolution“ einen äußerst unterhaltsamen und gute Laune verbreitenden Musikfilm geschaffen.

 

An Bord von „The Boat that Rocked“ sind Oskar-Gewinner Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy, Rhys Ifans und Nick Frost als Radiohelden auf hoher See und Kenneth Branagh als Staatsdiener, der dem „drogenverseuchten, kulturlosen“ Treiben ein schnelles Ende bereiten will.

 

Der Film ist wie eine Kollage der guten Laune angelegt. Vorlage für das Schiff „Radio Rock“ ist das „Radio Caroline“, welches auf dem Sendeschiff „Mi Amigo“ produziert wurde. „Not Fade Away“ von den Stones war der erste gespielte Song. Der Soundtrack des aktuellen Filmes lässt sich auch sehen: „The Kings“, „The Troggs“, „The Moddy Blues“, „Jimi Hemdrix“ etc. in allerbester Songauswahl.

 

Alle Charaktere des Filmes führen auf dem Schiff ein zügelloses Leben an dem sie sichtlich Spaß haben. Jeder weiß das zu schätzen und so kommt erst gar nicht zu irgendwelchen Dramen. Man lebt und genießt das Leben und zelebriert die Musik.

 

Der Film ist aber auch eine Huldigung an das Vinyl und hat großen Respekt vor den wichtigsten Werten unseres musikalischen Lebens. So sieht man bei dem etwas überdrehten Ende,  einen DJ der sich nicht von seinen Schallplatten trennen kann. In einer wunderbaren Sequenz trennen sich die Platten von ihm unter Wasser, während im Hintergrund ein Song von „The Grateful Dead“ läuft.

 

Dieser Streifen ist natürlich nicht perfekt und kein Meisterwerk. Puristen werden sich an der historisch fragwürdigen Musikzusammenstellung reiben. So läuft z. b. „Let’s Dance“ von David Bowie, der Song der erst 1983 veröffentlicht wurde. Auch Herb Alberts Klassiker „This Guy’s In Love with you“ wurde damals sicherlich nicht von einem Piratensender gespielt. Wurde doch eben genau diese Musik von den Eltern gehört.

 

In diesem ganzen Zusammenhang muss ich natürlich auch an POGO 1104 denken. Der deutschen Fernsehserie aus den achtziger Jahren. Außerhalb der Drei-Meilen-Zone starten vier junge Leute den ersten Piratensender Deutschlands. Erich Bar, Ralf Richter, Anja Schüte und Richy Müller waren damals die Helden der Serie. Erst kürzlich habe ich einige Teile auf einem digitalen Fernsehkanal gesehen und mich amüsiert, gleichzeitig auch an einige schöne verregnete Fernsehnachmittage gedacht, als meine Mutter mir noch Kuchen und Kakao zum Fernsehen servierte und ich nebenbei das erste Mal Songs von Bronski Beat, Adam Ant, der J. Geils Band oder Mother’s Finest gehört habe. Rock’n’Roll!!!

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