Le Choc - Philippe Sarde (Music Box Records)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. März 2021, 21:34  -  #Orchestrale Musik

Le Choc - Philippe Sarde (Music Box Records)

Lomax und ich sind frankophil, jeder auf seine Weise. Uns verbindet viel mit diesem schönen Land, seinen Menschen und seiner Kultur. Jeder von uns hat eigene Erfahrungen mit und in diesem Land gemacht. Diese Liebe zu Frankreich schlägt sich auch nieder in der populären Kultur, der Musik, siehe jüngst die Beiträge von Lomax' zu Francoise Cactus und Jane Birkin. Solche Beiträge sind nicht nur ein Beleg für die Verbundenheit zur Popmusik, sondern bezeugen auch die tief empfundene Liebe zu Frankreich.

Ich habe immer schon ein Faible für Frankreich gehabt, seien es die Erinnerungen an meinen ersten Besuch in diesem Land entlang der Schlösser der Loire bis nach Montpellier, an einen Besuch in den Vogesen und Straßburg oder aber an das traumhaft schöne Paris. Vom Essen und vor allem vom französischen Gebäck ganz zu schweigen.

Diese Verbundenheit zu Frankreich, zur französischen Kultur lebt immer wieder auf, wenn man Musik aus Frankreich hört, in diesem Fall die Komposition von Philippe Sarde zu dem Kriminalfilm Le Choc von Robin Davis mit den Superstars Alain Delon und Catherine Deneuve in den Hauptrollen.

Der Film fiel durch, sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum und wie so oft beschert uns ein schlechter Film (ich habe ihn nicht gesehen) eine wunderschöne Filmmusik. Eine andere Umschreibung fällt mir nicht ein. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie Musik hören: Sie legen eine Platte auf oder eine CD ein und bereits nach wenigen Takten atmen Sie tief durch, weil die Töne, die Melodien, die Musik sie sofort gefangen nehmen, ohne zu wissen warum, ohne erklären zu müssen warum. Das vermag nur Musik.

Im Film spielt Delon einen Auftragskiller, der sich nach einem letzten Auftrag zur Ruhe setzen will, was seine Auftraggeber nicht gutheißen und ihn deswegen ausschalten wollen. Delon flieht mit der ihm unbekannten Deneuve. Dünner Plot, zugegeben.

Ganz anders hingegen die Musik. Nach den 17 Tracks hat man gar nicht das Gefühl die Musik zu einem Kriminalfilm gehört zu haben, sondern einem Liebesfilm. Die Melodien, die Motive, die Ideen von Sarde sind federleicht, unbekümmert, unbeschwert. Es kommen Assoziation auf zu einer duftenden Blumenwiese, zu einem Tag am Meer bei Sonnenschein.

Sardes Komposition ist ein Madeleine der Musik (ich liebe Madeleines). Leicht, locker, umwerfend. Neben symphonischen Pop-Scoring bietet die Musik Anklänge an Barock (Symphonie Dindons) und Jazz-Rock (Commando Schroeder). Die französischen Filmmusik-Komponisten sind Meister der Orchestrierung unter Verwendung von Streichern (siehe Michel Legrand). So auch Sarde in dieser Musik. In früheren Dekaden verwendete man dafür den Ausdruck "Easy Listening". Ganz entspricht die Komposition diesem (ohnehin unsinnigen) Begriff nicht, aber sie kommt der Leichtigkeit physikalisch nahe.

Music Box Records hat als Weltpremiere zwei Filmmusiken von Philippe Sarde auf CD veröffentlicht: Neben Le Choc auch seinen Beitrag zu Les Seins De Glace (mit Alain Delon und Mirelle Darc in den Hauptrollen). Die Klangqualität ist hervorragend. Das Album wurde in den legendären Abbey Road Studios aufgenommen, es spielt kein geringeres als das London Symphony Orchestra und als Saxophon Solist tritt auf: Wayne Shorter. Aber wer hier lupenreinen Jazz erwartet, dürfte enttäuscht werden. Shorter spielt locker flockig die von Sarde komponierten Melodien aus der Hüfte. Nicht mehr. Nicht weniger.

Traumhaft.

Einen Cognac schwenkend,

Rick Deckard

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