HELL OR HIGH WATER

von Rick Deckard  -  6. August 2017, 23:17  -  #Filme

HELL OR HIGH WATER

Nein, er ist nicht tot. Er lebt und hat sich der Neuzeit angepasst. Er ist auch nicht tot zu kriegen, ebenso wenig wie der Jazz. Der Western lebt und das Genre beweist mit HELL OR HIGH WATER, dass es mit der Zeit gehen kann und muss, um zu überleben. Wenn sich nur ein talentierter Regisseur und ein kluger Drehbuchautor findet.

Regisseur ist der Brite (!) David Mackenzie und Autor der US-Amerikaner Taylor Sheridan (SICARIO). Sie schaffen es den Zuschauer über die volle Länge des Films spannend und humorvoll zu unterhalten. Am Ende des Films wähnt man sich umgeben von diesem besonderen Mythos, dessen Anfänge weit in die Filmgeschichte und des Western zurückreichen.

Zwei Brüder aus Texas überfallen Banken, um mit dem Geld die Hypothek auszulösen, mit der ihre Ranch belastet ist. Der jüngere der beiden möchte damit seinen Söhnen eine bessere Zukunft ermöglichen. Zwei Texas Ranger nehmen die Spur auf: Der kurz vor der Pensionierung stehende Marcus Hamilton (umwerfend gespielt von Jeff Bridges) und sein mexikanisch-indianischer Partner Alberto Parker (Gil Birmingham).

Das herausragende an diesem Film ist, wie Regisseur Mackenzie die Geschichte erzählt. Die Handlung folgt einer klaren Linie. Auf zwei unterschiedlichen Handlungsebenen kommen sich beide Paare immer näher. Bridges' knarzige Performance als alter Texas Ranger ist dabei ein absolutes Highlight! Dieser Typ(us) ist ganz großes Kino. Die Dialoge mit seinem mexikanisch-indianischen Partner sind pointiert, voller Humor und Nachdenklichkeit. Würde man in einer Schauspielschule Studenten erklären wollen, was ein Charakterdarsteller ist: Take Jeff!

Kameramann Giles Nuttgens fängt die karge und öde aber auch schöne texanische Landschaft in beeindruckenden Bildern ein und Nick Cave liefert mit Warren Ellis einen passenden Soundtrack dazu.

Das Erzähltempo ist ruhig, fast fühlt man sich an eine Ballade erinnert, hier und dort gibt es Momente wunderschöner Poesie.

HELL OR HIGH WATER ist einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Ein Film von epischer Breite, mit einem herausragenden Jeff Bridges und einer Handlung, die zeigt, wie man das Western-Genre stilistisch gekonnt in die Neuzeit übertragen kann. Das nenne ich innovatives Kino, das sich nicht scheut Risiken einzugehen.

​​​​​​​Würden mehr Regisseur und Drehbuchautoren solche Wagnisse eingehen, wäre das Zeitalter der Sequels, Prequels, Reboots und Remakes beendet. Der Zuschauer ist form- und lenkbar.

Das Angebot bestimmt die Nachfrage!

Legen Sie ihren Stetson zurück, die Beine hoch, machen sie ein kühles Bier auf und geniessen sie einen der besten Filme der vergangenen Jahre.

Auf einer Veranda sitzend und mit dem Blick in die Ferne schweifend,

Rick Deckard

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