CHAPPiE - Neill Blomkamp

von Rick Deckard  -  5. August 2017, 11:52  -  #Filme

CHAPPiE - Neill Blomkamp

Ein Roboter zum selber erziehen. Stellen sie sich vor, sie haben einen Roboter, dem sie ein Bewusstsein einspeisen und der vom ersten Tag an wie ein menschliches Lebewesen (rasend) schnell dazulernt, je mehr sie ihn füttern. Entscheidend ist womit sie das tun.

Das ist die Ausgangslage des 2015 erschienenen Science-Fiction-Films CHAPPIE des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp. Was würde man selbst wohl tun, wenn einem künstliche Intelligenz zur Verfügung stünde? Eher zu seinem eigenen Vorteil nutzen, um sich zu bereichern oder die Fähigkeiten nutzen, um in der Entwicklung neue Wege zu gehen? Schwierige Fragen!

Südafrika, Johannesburg. Die Stadt erstickt im Chaos und Verbrechen. Mord, Überfälle, Brandschatzungen. Eine Rüstungsfirma entwickelt Roboter-Polizisten, die als Ergänzung mit den Menschen auf Streife gehen und aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, Schnelligkeit und eben Intelligenz dafür sorgen, dass die Verbrechensrate eingedämmt werden kann.

Der Ingenieur, der an der Entwicklung der Roboter beteiligt war, gespielt von Dev Patel, ist ein Nerd, der auch zuhause forscht und entwickelt. Eines Tages entdeckt er "Bewusstsein" und bittet seine Chefin, gespielt von Sigourney Weaver, diese in die Roboter einzupflanzen, begeistert von der Idee künstlicher Intelligenz. Doch die Interessen des Waffenkonzerns kollidieren mit den pazifistisch-utopischen Ideen des Erfinders. Er bekommt ein Veto.

Parallel kommen Verbrecher auf den Plan, die den Software-Ingenieur entführen wollen, weil sie bei ihm eine Fernbedienung für die Polizei-Roboter vermuten. Ihr Plan ist es mit dieser Universalbedienung alle künstlichen Polizisten auszuschalten, damit sie einen Raubüberfall begehen können.

Und an dieser Stelle sind alle guten filmischen Vorsätze vorbei und Regisseur Blomkamp verspielt sämtliche Vorschusslorbeeren, die er mit DISTRICT 9 von Lomax und mir bekommen hatte. Leider. Denn von hier an beginnt sozialdarwinistischer Action-Trash allererster Güte mit der Etablierung eines neuen Genres: Robot-Fiction. Der Film bietet von dieser Stelle an zwar einigermaßen gute Unterhaltung mit einigen gut inszenierten Action-Szenen und phasenweise anarchischem Humor, nervt aber zusehends mit seinem lauten Soundtrack und den kindlich-naiven Botschaften mit erhobenem Zeigefinger um schlussendlich glorreich in Ultra-Trash zu versinken.

Schade. Neill Blomkamp hatte mit DISTRICT 9 einen sehr verheissungsvollen Beginn, aber bereits mit ELYSIUM zeichnete sich sein Hang zum Mainstream-Trash ab, den er mit CHAPPiE vollendete. Das ist sein Ende.

Ich würde meinen Roboter mit allen Sachbüchern der Welt füttern um mit ihm zu diskutieren.

Aus Johannesburg,

Rick Deckard

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