Elysium von Neill Blomkamp
Elysium bedeutet in der griechischen Mythologie 'Insel der Seligen', ein Ort, an dem Helden leben, die von den Göttern geliebt wurden, oder denen diese Unsterblichkeit schenkten.
Am 02. Mai 2010 sah ich den Erstling des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp:
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Die Hoffnung war gross, dass Blomkamp sich weiter entwickeln möge, weil District 9 ein äusserst innovativer Science Fiction Film war. Was ist aus der Hoffnung nach Betrachtung seines neuen Films Elysium geworden? Nun, ganz erloschen ist sie nicht.
Der Film ist eine Dystopie und diese beginnen im Kino meist damit, dass der Zuschauer über die Zukunft informiert wird: Wie immer ist die Erde bei solchen Visionen verseucht, verschmutzt und überbevölkert. Auf der Erde leben die armen Menschen und vegetieren und sterben vor sich hin, im Weltall auf einer Raumstation die Reichen. Diese Raumstation ist ein Paradies: Frische Luft, wunderschöne Natur und pompöse Anwesen. Es gibt auch keine Krankheiten in dieser Welt. Ist man erkrankt, so legt man sich in ein zylindrisches Gerät, wird gescannt und ist binnen Sekunden wieder gesund & geheilt.
Matt Damon wächst irgendwo in einem Slum auf der Erde auf und wir sehen in (schlecht gemachten und vertonten) Rückblenden, wie er als kleiner Junge in den Himmel blickt und sich nichts sehnlicheres wünscht, als dort einmal hinzugelangen. Er schliesst Freundschaft mit einem Mädchen namens Frey und verspricht ihr, sie irgendwann einmal dorthin zu bringen ... . Routiniers können sich den Rest der Handlung ableiten, ohne den Film gesehen zu haben: Die Armen wollen nach oben, die Reichen versuchen das zu verhindern, Matt Damon wird ein Held mit tragischer Fußnote.
Elysium wurde fast ausschliesslich positiv rezipiert. Liest man die Kritiken im Internet, so findet man kaum einen Verriss. Alle fügen sich ein in den Kanon: "Links-liberaler Film verpackt als Action-Blockbuster mit kritischen Untertönen."
Ich sehe das anders und halte den Film für grossartigen Mainstream-Actiontrash. Die Handlung ist vollkommen Sinn entleert und so voller Logik-Löcher, dass sich die Balken biegen. Fast hat man am Ende den Eindruck, der Film sei ein Vehikel für die ganzen Konsolenspiele, nicht mehr.
Das ist sehr bedauerlich, denn die Kontraste, die der Regisseur zu Beginn des Filmes mit den unterschiedlichen Welten erschafft, sind vielversprechend. Doch diese verpuffen ins Nichts, je weiter der Film voranschreitet.
Elysium ist ein Paradebeispiel für das Kino der Neuzeit und für den Einfluss des Geldes. Für seinen Erstling hatte Blomkamp 30 Mio. Dollar zur Verfügung, für Elysium geschätzte 115. Die Erhöhung des Budgets macht den Film aber keineswegs besser. Heute gilt es im Kino nur noch Schauwerte zu schaffen, die Handlung hinter den Bildern versinkt im Nichts. Dass es auch anders möglich ist, zeigte in beeindruckender Weise Christopher Nolan mit seiner grandiosen Batman-Trilogie.
Die Medaille hat wie aber wie immer zwei Seiten. Auf der Haben-Seite stehen bei Elysium atemberaubende Bilder mit einer "realistischen" Darstellung der Erde im Rahmen der o.g. Dystopie. Blomkamp holt den Science Fiction Film in das Tageslicht und auf die Erde. Auch dieser Kontrast der technischen Weiterentwicklung mit der zunehmenden geistigen Retardierung der Menschen beeindruckt. Daneben gibt es einige sehr gute Action-Szenen mit Splatter-Trash-Sequenzen (teilweise der Extraklasse).
Wie auch bei District 9 beeindruckt hier erneut der südafrikanische Schauspieler Sharlto Copley als vollkommen durchgeknallter Söldner und Milizionär mit einer grossartigen schauspielerischen Leistung. Lacher sind garantiert!
Nicht missverstehen: Elysium ist kein schlechter Film, er ist ein edles Trash-Meisterwerk mit vorübergehendem Unterhaltungspotenzial und zeigt tendenziell die Entwicklung, die Hollywood eingeschlagen hat.
Schiller und "Ludwig van" haben übrigens diese filmische Thematik schon vor Jahrhunderten beschrieben und vertont. Anders, besser und unvergänglicher:
Freude schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Aus dem Weltall,
Rick Deckard