Vergessene Helden – Andy Williams

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. September 2012, 09:10  -  #Vergessene Helden

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Andy Williams mit meinem großen Helden Burt Bacharach

Oh, nein! Ich hatte doch noch folgenden Traum: Ich wollte ins Moon River Theatre nach Branson in Iowa. Das ist der Ort in dem der legendäre amerikanische Sänger geboren wurde und wo er sich, eben mit diesem Theater, sein eigenes Denkmal gesetzt hat.

Das Theater ist für das kleine Kaff im mittleren Westen eine Touristenattraktion. In hunderten von Bussen werden dort täglich bzw. zu den Spielzeiten Senioren hingefahren, damit sie sich im Store Devotionalien von Andy Williams kaufen können, im Grill einen „Moonriver-Burger“ essen können um anschließend die MoonlightShow zu sehen.

Natürlich trat dort zuletzt nicht jeden Tag der Entertainer, Crooner und Sänger Andy Williams himself auf. Irgendeine bezaubernde aber bestimmt zweitklassige Sängerbrigade  erledigte das und spielte auf. Höhepunkt natürlich immer wieder der ewige Evergreen „Moonriver“. Welches letztendlich auch Andy Williams Erkennungslied war.

Das alles mag sich sehr kitschig, amerikanisch und überhaupt nicht echt anhören, aber ich stelle es mir mindestens so schön vor, wie Graceland zu besuchen.

Vor dem Namen Andy Williams werden Sie in den folgenden Tagen viele Umschreibungen, wie Schlagerkönig, Schmierensängern, Moon-River Sänger oder  Schnulzenlegende lesen.

Wenn Ihnen Andy Williams nicht so viel sagt, sollte Sie das nicht beunruhigen. Denn alle deutschen Bezeichnungen sind letztendlich falsch, weil es keine gibt! Andy Williams war ein Crooner der alten Schulen. Seine Biographie ist klassisch, wie für einen Film geschrieben: Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, rum getingel mit seinen Brüdern durch alle miesen Clubs der 1940er und 1950er Jahre. Dann Start der Solokarriere, Freundschaft mit den Kennedy-Clan, Moonriver und viele, viele Charterfolge machten ihn zum bekanntesten Sänger aller Zeiten.

In Deutschland weitestgehend unbekannt, weil seine enorme US-Präsenz auch durch seine Fernseherfolge (The Andy Williams Show) unterstützt wurde. Schauen Sie sich mal einige Ausschnitte auf youtube.com  an. Diese Shows waren Entertainment pur. Diesen „pur-Satz“ wollte ich eigentlich nie verwenden, aber er bringt, genau das zum Ausdruck, was ich sagen will: Hier wurde das Entertainment also die amerikanische Unterhaltung erfunden.

Williams war im Vergleich zu Sinatra oder Dean Martin immer der Biedermann, vielleicht auch der ehr bürgerlich mittige. Um mit Sinatra mit zu halten, war er stimmlich einfach nie weit genug. Um Martin zu toppen, war er einfach zu brav. Trotzdem war er unglaublich beliebt und ist noch immer unfassbar bekannt. Übrigens auch in Großbritannien wo Williams legendäre „Weihnachts-TV-Show“ ein jährlicher Straßenfeger war.

Williams ist ein amerikanisches Denkmal. Ronald Reagan formulierte das einst ähnlich. Sein Auftritt bei den Simpsons vor ein paar Jahren, zeigt dabei nur seinen hohen Stellenwert, auch bei der jüngeren Generation.

Andy Williams war für mich persönlich zunächst einmal der Sänger, der meinen Lieblingssong der Lieblingssongs  „Wichita Lineman“ von Jimmy Webb am allerschönsten interpretiert hat. Natürlich ist er ein grandioser Interpret der schönsten Lieder des „amerikanischen Songbooks“ gewesen, aber auch ein grandioser Typ von Mann, der wie kein anderer den amerikanischen Traum, Kitsch und Pathos der siebziger Jahre vertritt.

Eine wirkliche Legende ist gestorben und verlässt diese Welt für immer, hinterlässt uns aber ein fantastischen Backup-Katalog, tausende von wundervollen Fernsehstunden, die wir bei youtube entdecken können und ein Theater welches nun zur Kultstätte wird.

Aus Branson

Alan Lomax    

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