War Horse - Steven Spielberg

von Rick Deckard  -  30. September 2012, 08:21  -  #Filme

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Die Odyssee eines Vollblüters in den Wirren des I. Weltkriegs und die Freundschaft eines Jungen zu seinem Pferd. Das ist das Thema des neuesten, aktuell auf DVD erschienenen Films von Steven Spielberg. Der Film lässt einen mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Längst ist "Steven Spielberg" kein Garant mehr für aussergewöhnliche Filme, ohne die Leistung des Regisseurs in der Vergangenheit schmälern zu wollen. In 'War Horse' dominieren Kitsch, Naivität und Pathos und doch ist man froh darüber, Kino wieder so zu sehen.

Spielberg bringt Gefühle zurück auf die Leinwand, die aktuell überlagert ist von Spezial-Effekten mit polternden und krachenden Sounds sowie schnell verpuffenden Kirmes-Schauwerten. Er lotet Themen aus wie Freundschaft, die Liebe zu den Tieren und Loyalität. Das macht den Reiz. Der Pathos hält sich dabei in der Balance und Kitsch sowie Naivität werden ein ums andere Mal elegant umschifft.

Der Regisseur lässt sich zu Beginn viel Zeit, um die Zuneigung eines Jungen zu einem Pferd zu zeigen und die sich daraus entwickelnde Freundschaft. Es ist die Zeit kurz vor Beginn des I. Weltkriegs auf dem Land in England, in Devon. Just als die beiden zueinander finden, muss das Pferd bedingt durch den Krieg seine Odyssee auf dem Kontinent antreten.

Wir verfolgen nun eine Reise über England nach Frankreich bis an die Front mit ihren Schützengräben. Spielberg setzt dies episch um, zu beeindruckenden Bildern von Janusz Kaminski und der wie immer grandiosen Musik von John Williams, die übrigens in Verbindung mit den Bildern noch besser klingt als isoliert.

Joey, so heisst das Pferd, führt den Zuschauer in die Grausamkeiten des Krieges und das faszinierendste an diesem Film ist, dass der Regisseur es virtuos schafft, die Gräueltaten unparteiisch und ohne Wertung darzustellen. Viel entscheidet sich in den Köpfen des Zuschauers über den Unsinn und die Barbarei kriegerischer Akte. Diese episodenhafte Darstellung mit einigen sehr guten Dialogen ist die wahre Stärke des Films. In Erinnerung bleibt die Sequenz auf einem französischen Bauernhof mit der grossen schauspielerischen Leistung von Niels Arestrup.

Man merkt dem Film aber auch an, dass die Vorlage ein Kinderbuch war. Ich vermute, dass Jugendliche den Film weitaus positiver sehen werden als ich, für einen Erwachsenen ist er dann doch zu undifferenziert geraten.

Nichts desto trotz war 'War Horse' ein Erlebnis. Es ist dies ein Film, Kino, welches so nur noch selten zu sehen ist. Prächtige Bilder, große Gefühle und grandiose Filmmusik gepaart mit Epik und guter Unterhaltung auf Popcorn-Niveau.

Steven Spielberg ist und bleibt einer der letzten grossen Regisseure einer zu Ende gehenden Ära.

Rick Deckard

Bildquelle: Andrew Cooper, Copyright Dreamworks

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