He saw things we people wouldn't believe: In memoriam Douglas Trumbull

Es war eine der eindrücklichsten Erfahrungen in meiner Sozialisation mit dem Kino. Beide Hände krallten sich am Sessel fest und der Atem stockte von einer Sekunde auf die andere. Ich wurde hineingerissen in eine Welt aus Licht, Farben und Geräuschen und beschritt diesen Weg in das Unbekannte zugleich mit einer noch nie erlebten Euphorie für bewegte Bilder. Eine Sensation! Wenn ein genialer Regisseur auf ein künstlerisches Genie trifft, ergibt das Momente von solcher Wucht.

Furios!

Dass Staub aus dem All tödlich sein, auf diese Idee muss man kommen. Wenn man die Idee hat, dann muss man fähig sein, sie umzusetzen. Um sie visuell umsetzen zu können, bedarf es einer Vision. Vision kommt von videre. Visionen in Bildsprache umzusetzen, die von anderen gesehen wird, bedarf Fantasie. Was Fantasie ist und zu welchen Ergebnissen sie führen kann, das wusste Albert Einstein.

Dass es im Weltall wegen des Vakuums keine Geräusche gibt, ist eine schwere Vorstellung und trotzdem läuft es, auch ohne Geräusche. Was und warum, das wird Ihnen vielleicht bald jemand erklären.

Wie würden wir wohl mit Aliens kommunizieren, wenn nicht mit Sprache? Vermutlich über Töne. Verschiedene Töne ergeben eine Melodie. Man stelle sich vor, wie Töne in Form von Bildern aussehen würden? Wenn musikalische Genies auf technische Genies treffen ... die Welt des Kinos ist rar von solchen stellaren Begegnungen. Die Möglichkeit solcher Begegnungen schwindet von Sekunde zu Sekunde und so, wie der Blick in den Sternenhimmel ein Abbild der Vergangenheit zeigt, so tut dies auch die Leinwand. Wir sehen auch immer in die Vergangenheit, selbst, wenn wir auf ihr die Zukunft erblicken.

Eine Frage, die wir wohl in ferner Zukunft werden beantworten können ist die, ob Roboter von elektrischen Schafen träumen? Wie wird die Welt der Zukunft aussehen? Das ist nicht nur inhaltlich eine spannende Frage, sondern auch optisch. Wird die Utopie wahr, oder die Dystopie? Gehen wir von der Dystopie aus. Stellen Sie sich vor, sie müssten eine Welt der Zukunft, also eine, die es nicht gibt, nur mit ihrer Fantasie im Kopf entwerfen und sie dann in Bildsprache mit technischen Mitteln übersetzen. Was für ein Unterfangen werden Sie sagen! Für brillante Köpfe eine wahre Freude und Herausforderung, denn sie sehen Dinge, von denen wir Menschen nicht einmal glauben würden, dass es sie gibt.

Eine der grössten Herausforderungen für die Menschheit ist der Weg von außen in die Tiefen unseres Bewusstseins. So, wie wir in die Tiefen des Alls vordringen, so dringen wir zeitgleich mit jedem Sekundenschlag weiter vor in die tiefsten Vernetzungen unseres Gehirns. Doch wie hat man sich da draußen und da drinnen vorzustellen?

Der am 08. April 1942 in Los Angeles geborene Douglas Trumbull ist am 07. Februar 2022 von uns gegangen.

Alle diese Fragen hat er zeitlebens versucht als Künstler zu beantworten.

Sein Ableben ist ein schwer zu ertragender und nicht zu ersetzender Verlust.

Ein Genie.

In Trauer.

Rick Deckard