Tron Legacy – Daft Punk

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Dezember 2010, 12:37  -  #Orchestrale Musik

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Coole 10 – 12 jährige Jungs um den Jahrzehntewechsel 1979 – 1980 hatten zwei Lieblingsfilme: „Das schwarze Loch“ und „Tron“. "Star Wars" war damals ein wenig an uns vorbei gegangen, ältere Brüder liebten Marty Feldman und so war man allein auf sich gestellt, um das Universum zu entdecken. 

Mein damaliges Wissen um das Genre Science Fiction Filme bezog ich weitestgehend aus der Zeichentrickserie „Captain Future“, einigen heimlich gesehenen Folgen von „Raumschiff Enterprise“ und diffusen Erinnerungen an „Raumschiff Orion“. 

Der Film „Das schwarze Loch“ blieb mir dabei am längsten in Erinnerung. Nicht nur weil ich all’ meine späteren Lieblingsschauspieler (Maximillian Schell, Anthony Perkins, Ernest Borgnine, Roddy McDowall) das erste Mal bewusst gesehen hatte, sondern auch weil mich John Barry’s Filmmusik über das normale Maß beeindruckte. So sollte der Score dann auch meine erste Vinylschallplatte in dieser Sparte werden. Damals ein Ostergeschenk meiner Eltern, heute verdammt rare und teure Ware! 

Den Film „Tron“ aus Disney Studios muss ich so um 1984 gesehen haben. Zumindest kann ich mich erinnern, dass ich mit „meinen Jungs“ alleine im Kino war. Die Marke „Disney“ musste unsere Eltern damals überzeugt haben, dass der Film Jugend(Kind-)gerecht ist. Was wir gesehen haben, haben wir nicht verstanden. Den Streifen fanden wir damals alle langweilig und ignorierten ihn bereits als wir wieder an der frischen Luft waren. 

Dass, dieser Film einer der Meilensteine für computergenerierte Filme war, konnten wir nicht wissen. Was danach folgen sollte auch nicht. Und ältere Brüder hatte damals schon längst die „2001 – Odyssee im Weltraum“ –Plakate im Jugendzimmer hängen. 

Vor kurzem habe ich „Tron“ an einem einsamen Samstagvormittag auf RTL II gesehen. Erst wollte ich nur die ersten 5 Minuten verweilen. Dann aber wurden es spektakuläre 92 Minuten. Die Bilder sind Atem beraubend, die finstere Atmosphäre bläst einem –zumindest Samstagvormittags- die Rübe vom Korpus und die wenigen (ich war überrascht) Animationen lassen erkennen, welch Mutiges und Weg Weisendes Vorgehen bei der Entstehung berücksichtigt wurde. Die Handlung ist banal, aber aufgrund der visionären und virtuellen Kraft des Filmes nicht wirklich vordergründig wichtig. 

Bei den langen dialoglosen Sequenzen habe ich interessiert der Musik gelauscht. Der selektive Vorteil eines mittlerweile vierzig Jährigen, gegenüber, eines vierzehn jährigen! Klebrige Synthesizer und fast Operettenhafte Bezüge dominieren des Score. Den übrigens Wendy Carlos geschrieben hat, der/die auch für die Kubrick Klassiker „Uhrwerk Ornage „ und „Shining“ zu ständig war. 

Ich habe mir den Score an dem folgenden Nachmittag noch einmal analog auf Schallplatte angehört. Die Betonung liegt auf analog, da Carlos offensichtlich primär Analoge-Sythesizer verwendet hat. Die Phasen klingen zumindest nicht nach digitalen Midi’s die es damals in der Form noch nicht gab. Die Orchesterpassagen sind magisch, schön und extrem melancholisch! 

Aufmerksame Leser werden das "der/die" bemerkt haben! Ich bin mir nicht sicher, wann Carlos sich für eine Geschlechtsumwandlung entschieden hat. Offensichtlich war das geschlechtliche Ungleichgewicht ähnlich dominant, wie die Entscheidung sich mit elektronischer Musik oder analoger Musik zu beschäftigen. Ein interessantes Leben, ein leider fast vergessenes Gesamtwerk.  

Nun kommt also „Tron – Legacy“ in die Kinos. Mit dem musealen Urfilm, wird der Streifen nichts mehr gemein haben! Da gehe ich mal von aus! Das die filmmusikalische Wahl auf die Franzosen „Daft Punk“ fiel ist aber schon mal nachvollziehbar und richtig. 

Wer bisher nichts mit elektronischer Musik anfangen konnte und auch „Daft Punk“ nicht kennt, dem empfehle ich vor allem anderen das wegweisende Album „Homework“. Welches aus meiner Sicht deswegen wegweisend ist, weil es das Expertengenre House- und Elektronische Musik aufgebrochen hat und soundtechnisch (immer noch) seines gleichen sucht. 

Die künstlerische Nähe zu dem Anime-Regisseur Leiji Matasumoto und der visuellen Umsetzung mit zahlreichen grandiosen Videos zu dem Album „Interstella 5555“ und dem gleichnamigen weites gehend unbekannten Film, haben Daft Punk die richtigen Bewerbungsunterlagen zur Neuinterpretation der Filmmusik von „Tron“ beschert. 

Der Score ist ein harter, düsterer, finsterer Schlag gegen alle Tanzwütigen und auf 125,5 BPM getrimmten Elektrofetischisten. Beim ersten Hören ist man regelrecht verstört und fragt sich, ob es eine Möglichkeit gibt, diesen Score noch einmal getrennt vom Film zu hören.  Nach der episch anmutenden Overture und den verspielten ersten Tracks, wird klar, dass es sich hier um ein syntaktisches Werk handelt. Schwierig es losgelöst vom Film zu betrachten.

Freunde von melancholischen Serenaden werden aber ihren Spaß haben. Deckard, hast Du eigentlich schon mal was zu der Musik von Blade Runner gesagt? Würde mich mal im Vergleich interessieren. 

Ob die ganze traurige, Elektrobrodelei nun nachhaltig wird, der Score genial oder überschätzt ist!? Ehrlich gesagt ich weiß es nicht! ...und ich möchte auch gerne erstmal den Film sehen. Die Musik wird ihn schon transportieren und letztendlich wurde bis hier hin ja auch alles richtig gemacht. 

Ganz insbesondere im Vergleich zu den Achtziger Jahren. Die ja doch wirklich schrecklich waren. Denn in „Tron“ von 1979 mussten wir noch „Only Solutions“ von der denkbar schlimmsten Rockband der Welt –Journey- über uns ergehen lassen. Und da erscheint mit „Derezzed“ von Daft Punk doch schlüssiger;-) 

Alan Lomax

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