The Town - Ben Affleck
Ben Affleck ist auf dem besten Weg ein grosser Regisseur zu werden. Seinen Erstling 'Gone Baby Gone' habe ich nicht gesehen, übrigens vielgerühmt, aber nach 'The Town' ist es nur noch eine Frage der Zeit. Mit seinem Freund Matt Damon hat er bereits mit seinem Oscar prämierten Drehbuch für 'Good Will Hunting' gezeigt, was er in Sachen 'schreiben' kann.
Affleck entspricht dem Bild des klassischen 'All American Guy': Tough, gut aussehend, athletisch und immer für einen Lausbubenstreich zu haben. Der Werdegang vom Film zum Regisseur verwundert daher ein wenig und dann wieder nicht. 4 'Goldene Himbeeren' als männlicher Part des schlechtesten Leinwandpaars fast vier mal in Folge, steht der Gewinn eines Oscars entgegen. Nun sind diese Preise nicht der Massstab, zeigen jedoch eine Tendenz (oder weisen den Weg).
'The Town' ist ein exzellenter und lupenreiner Action-Thriller, der über die volle Länge von 2 Stunden hervorragend unterhält. Die Charaktere sind insgesamt gut ausgeformt, die Geschichte packend erzählt und der Zuschauer ständig hin und her gerissen zwischen 'Good & Bad' Guys. Ursprünglich war der Film noch viel länger, angelehnt an den Roman 'Prince Of Thieves' von Chuck Logan, aber unter dem Druck der Produzenten musste Affleck ihn kürzen. Nur auf Blue Ray soll es eine 1/2 Stunde längere Version geben. Die würde ich gerne sehen.
Alle Zutaten eines Thrillers sind in dem Film zu finden, von urbanen Schauwerten über Freundschaft und Verrat bis hin zum Duell Cop gegen Gangster und das Timing bekommt Affleck perfekt hin. Die Action- und Dialogszenen sind wunderbar ausbalanciert und die Nebenhandlungen und -charaktere schmücken den Film mit einer besonderen Note aus.
Auch die schauspielerischen Darstellungen sind allererster Güte, als da allen voran Jeremy Renner genannt werden muss, der eine fantastisch-intensive und höchst authentische Leistung abliefert, völlig konträr zu seinem Spiel in Kathryn Bigelow's 'The Hurt Locker'. Aber auch Affleck selber und die sehr sensibel spielende Rebecca Hall sind überzeugend. Peth Postlethwaite als Obergangster ist (wie immer) überragend in seiner Rolle und auch Chris Coopers Kurzauftritt zeigt, was Profis können. Jon Hamm dagegen hat eine merkwürdige, keineswegs schlechte, aber irgendwie unstimmige Präsenz in der Rolle eines FBI Ermittler.
Die schreibende Zunft war überwiegend voller Begeisterung lobte den Film in höchsten Tönen, v.a. der Vergleich zu 'Heat' wurde immer wieder hergestellt. Das ist nun etwas übertrieben, denn 'Heat' schwebt in einer anderen Welt. Aber Affleck war nah dran und gäbe es hier und da keine kleinen dramaturgischen Unstimmigkeiten und logische Löcher, dann müsste man in anderen Kategorien denken.
Trotzdem ist Ben Affleck ein hervorragender und absolut sehenswerter Film gelungen und er zeigt auf, wer der legitime Nachfolger von Clint Eastwood werden könnte ... .
Respekt!
Rick Deckard