Breaking Bad – Sinistre, trostlose, aber furiose Unterhaltung

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  31. Januar 2011, 11:49  -  #Fernsehen

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Walter White hat einen 17-jährigen Sohn, der an Zerebralparese leidet, eine schwangere Frau, jede Menge Geldsorgen und zudem Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Als Chemielehrer muss er sich mit desinteressierten Schülern rumschlagen, obwohl er mal ein hoffnungsvoller Forscher war. Walter White ist ein Mann der am Ende ist.

 

Dieser Ausgangsplot hat mich seit vielen Monaten abgeschreckt mit der Serie zu beginnen, erschien mir zu depressiv, schon fast als Zumutung. Was die Autoren um Vince Gilligan, dann aber aus dieser Situation machen, ist eine zeitgenaue Analyse, der kaputten Gesellschaft, wie wir sie jeden Tag verstärkt wahr nehmen. Der Titel „Breaking Bad“ beschreibt den Übergang zwischen zwei Zuständen. Die Begrifflichkeit aus der amerikanischen Umgangssprache, steht wie ein Gleichnis, wie eine Parabel, die Fragen der Moral vermittelt und die Übertragung in andere Vorstellungsbereiche begreifbar macht.

 

Das abstrakte Bindeglied ist Walter White, der sich entscheidet ins Methylamphetamingeschäft einzusteigen, weil er sowieso am Ende ist. Mit einem ehemaligen Schüler kocht er die chemische Droge in einem kaputten Camper und wird der Sternekoch unter den Amphetaminherstellern.

 

Was zunächst beeindruckt ist die visuelle Umsetzung der Serie. Die weiten südwestlichen Landschaften der USA werden in voller Breite gezeigt. Die Räume der Häuser verzerrt und die Straßen von Albuquerque Licht durchflutet, positiv.

Aufgeholt wird dieser facettenreiche Rahmen von Bryan Cranston. Cranston spielt in Breakting Bad die Rolle seines Lebens. Als Nachbar von Doug und Carrie Heffernan und als Vater in „Malcom Mittendrin“ war bereits abzusehen, dass er schauspielerisch ehr unterfordert war. Nun aber kann er sein Talent vollends ausspielen. Cranston gibt dabei den bedauernswerten Ehemann und scheinbaren Verlierer, der mehr von seinem Leben erwartet hätte, nun am moralischen Scheideweg steht und eigentlich schon am Ende ist. Die innerliche Anspannung, die Cranston von der ersten Minute an vermittelt, ist betäubend, verstörend und nachvollziehbar bis aufs Blut.

 

Der absurde, böswillige, dramatische und absurde Verlauf der Serie liegt auf der Hand. Das Drogengeschäft ist hart und „Krazy 8“, einer der ersten Dealer mit den White in Kontakt gerät, sagt es trocken und ehrlich zu Walter: „Walter, dieses Geschäft ist nicht das richtige für Sie!“. Nun, dass Krazy 8 sich getäuscht hat ist klar und so freut man sich als Zuschauer von Beginn an auf den weiteren, (vielleicht) vorhersehbaren Verlauf.

 

Bereits jetzt kann ich bestätigen, was ich nicht für wahr gehalten habe. Breaking Bad setzt tatsächlich neue Maßstäbe. Der Spannungsbogen ist grandios. Der inhaltliche Verlauf der Folgen 2 und 3 der ersten Staffel, hätten genug Potenzial für zwei Tarantino Filme der alten Klasse.  

 

Während ich das hier schreibe und über den Status Quo von amerikanischen Fernsehserien nachdenke, fällt mir auf, dass es kaum noch Worte für diese unfassbare Qualität der Erzählungen gibt. Das Kino kann das schon lange nicht mehr leisten. Mir fehlt der Atem…Breaking Bad!

 

Alan Lomax

 

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