The Boy Who Could Fly - Bruce Broughton

von Rick Deckard  -  25. November 2012, 21:31  -  #Orchestrale Musik

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Endlich! Lange habe ich auf diese schöne Musik warten müssen. Varese hat sie im Rahmen der Encore Reihe wiederveröffentlicht. Der Film kam 1986 in die Kinos, Regie führte Nick Castle. Er handelt von der 15-jährigen Lucy, die sich nach dem Verlust ihres Vaters mit dem autistischen Eric anfreundet, dessen Eltern bei einem Flugzeugunglück verstarben. Beide entfliehen ihrem traurigen und bedrückenden Alltag, in dem sie sich in Phantasien verlieren.

Bei der hier dargebotenen Zusammenstellung handelt es sich um Highlights der Musik, so arrangiert, dass sie ein durchgehendes Hörerlebnis bieten. Die Musik wartet mit einem schönen und melodischen Hauptthema auf, Gefühle wie Naivität und Unbedarftheit sowie Romantik, Trauer und Hoffnung beschreibend. Eine Flöte, Saiteninstrumente und Streicher betonen diese Emotionen. Broughton untermalt die Bilder mit viel Sensibilität für die Gefühle der Hauptdarsteller und entwickelt auch abseits des Hauptthemas viele kleine Ideen und Motive.

Ein Höhepunkt der Musik ist das Thema zu 'Flying', welches unheilvoll und voller Spannung beginnt und in das Hauptthema mündet. Das Stück weiss durch eine komplexe und volle Orchestrierung zu begeistern und erinnert in der Art der Komposition hier und dort an den Stil eines John Williams ohne Bruce Broughton dabei abwerten zu wollen, im Gegenteil. Stücke dieser Art vermögen immer wieder meine Begeisterung für sinfonische Filmmusik anzufachen. Man kann sich, auch ohne den Film zu kennen, in ihnen auflösen und sich treiben lassen. Auch das sich anschliessende 'Eric On The Roof' kann diese Qualität mühelos halten.

Mit dem folgenden 'Eric Agitated/ Louis Defeated' beweist Broughton aber auch seine Könnerschaft für dramatische und spannungsgeladene Momente. Das Stück lohnt wiederholtes Anhören um zu entdecken, wie der Komponist stetig sich der Handlung auf der Leinwand anpasst, auch und im Besonderen im Hinblick auf die Orchestrierung. Die Musik verbleibt trotz der Rahmenhandlung nicht in einer Stimmung oder Klangfarbe. Auch Action-orientierte Themen sind zu hören wie beispielsweise bei 'Millie And Eric Flee' mit Tempo- und Stimmungswechseln. Der Komponist schafft es durch diese ständigen Veränderungen den Hörer konsequent bei der Stange zu halten. Eine grosse Qualität. 'In The Air' und 'The Boy Who Could Fly' beenden die fast 35 Minuten des Scores mit wirklich grossartigen Momenten!

'The Boy Who Could Fly' ist ein filmmusikalisches Kleinod voller Abwechslung, einem schönen Hauptthema und mit einer Musik, die durch ihre schnelle Eingängigkeit und Attraktivität immer wieder zum Hören einlädt. Sie ist ein klassisches Beispiel für ausserordentlich gelungene Filmmusik zu einem eher durchschnittlichen bis guten Film. 

Bruce Broughton wurde am 08.03.1945 in Los Angeles geboren, wuchs auf Hawai auf, schrieb Musiken für viele bekannte Fernsehserien und wurde für den Western 'Silverado' von Lawrence Kasdan für den Oscar nominiert. Diese Musik als auch seinen Score zu Tombstone kann ich jedem, der sich für solche Musik interessiert empfehlen.

Vom Dach mit Blick auf den endlosen Himmel,

Rick Deckard

http://www.brucebroughton.com/

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