Funeral in Berlin (Finale in Berlin) - Konrad Elfers

von Rick Deckard  -  22. September 2012, 18:53  -  #Orchestrale Musik

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In den 60'er Jahren wurde ein Agententypus erschaffen, der das komplette Gegenteil von James Bond war: Harry Palmer - "der Bond der Arbeiterklasse". Michael Caine verkörperte den Agenten auf unvergleichliche Weise, nämlich so, wie es der Romanautor Len Deighton vorgegeben hatte. Caine spielte Palmer mit einer typisch britischen Note verbunden mit einem ausgewogenem Maß an Eitelkeit: Distanziert, arrogant, linkisch, ganz ohne Glamour aber mit einem Hauch Nonchalance und Verve.

'Funeral in Berlin' ist der zweite Teil einer Trilogie um diesen Agenten, die mit 'Ipcress - Streng Geheim' eröffnet und mit dem Film 'Das Milliarden Dollar Gehirn' beendet wurde. Inszeniert wurde er von Guy Hamilton, dem Regisseur, der mit 'Goldfinger' weltberühmt wurde.

Die Musik zu 'Ipcress' schrieb John Barry, für den Abschluss wurde Richard Rodney Bennett verpflichtet. Für den Mittelteil 'Finale in Berlin', so der Originaltitel, komponierte Konrad Elfers die Musik. Elfers ist ein deutscher Komponist, der 1919 in Essen geboren wurde und am 22. September 1966 in Bremerhaven verstarb. Den meisten Menschen dürfte er bekannt sein als Komponist des Titelsongs zu der Fernsehserie 'Pippi Langstrumpf'.

Seine Komposition ist herrlich "altmodische" Filmmusik, die Elemente der klassischen Filmmusik enthält, aber auch Märsche, Salon-Musik, Jazz und 60's PoP mit einbezieht. Das Hauptthema hat eine einprägsame Melodie und durchzieht hier und dort in einigen Veränderungen der Klangfarbe und des Tempos die Musik. Daneben gibt es einige dramatische Momente, wobei Elfers immer wieder diversen Instrumenten den Vorzug lässt: mal spielt eine Geige, dann wieder ein Holzblasinstrument und ich meine auch ein Spinett gehört zu haben. Die "Salon"-Elemente haben in den Liebesszenen einen lasziven Klang und erinnern häufig an das Klischee des 'Easy Listening'. Die eisige und bedrohliche Atmosphäre des Kalten Krieges wird wiederholt "metallisch" betont mit slawischen Saiteninstrumenten. Alle diese Stilelemente werden umrahmt von einem kleinen Sinfonieorchester, wobei die Streicher dominieren und bei den entspannteren Sequenzen für behaglichen Wohlklang sorgen.

Sowohl die Trilogie um den Agenten Harry Palmer, als auch die mit den Filmen verbundenen Musiken sind eine Reise wert in die 60'er Jahre. Die Musik von Elfers bietet unterhaltsame Einblicke in den Kompositionsstil und die musikalischen Ideen eines deutschen Filmmusik-Komponisten, der in Vergessenheit geraten ist. Der Score beinhaltet 17 Titel und hat eine Laufzeit von 36 Minuten. Er ist jedoch wirklich nur Interessierten zu empfehlen, die Filmmusik aus dieser Ära mit einer gewissen Distanz hören wollen und können.

Die Platte ist eine Rarität, die CD auch.

In weiteren Rollen spielten neben Michael Caine, Paul Hubschmid, Eva Renzi und der legendäre Oscar Homolka.

Vom Europa-Center,

Rick Deckard

link zu einer Filmsequenz auf YouTube: Man achte auf die Details und die Drehorte, sowie den Taxifahrer!

Bildquelle: www.georgehahn.com

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