Eins, Zwei, Drei – Billy Wilder

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. September 2012, 12:45  -  #Filme

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Billy Wilder war ein gefürchteter Witzbold. Keine überraschende Aussage, wenn man seine Filme kennt. Aber natürlich haben Mensch vor Berufszynikern auch im wahren Leben Angst. Und so muss es zumindest den deutschen Schauspielern Horst Buchholz, Lilo Pulver, Karl Liefen und Hanns Lothar den Atem gestockt haben, als sie erstmalig das Drehbuch von „One, Two, Three“ in der Hand gehalten haben und folgend Anweisung auf der ersten Seite gelesen haben:

"Das Stück muss molto furioso gespielt werden - auf heißer Flamme, in halsbrecherischem Tempo. Empfohlene Geschwindigkeit: 100 Meilen pro Stunde in den Kurven, 140 auf gerader Strecke."

Wilder wusste genau was er wollte: Nämlich eine Komödie drehen, die durchaus sehr viel mit seinem Leben zu tun hat und natürlich auch mit seiner Arbeit.

1933 musste Wilder aus Berlin vor den Nazis fliehen. Er hatte als Drehbuchautor und Journalist gearbeitet und kam über Paris, schließlich in Los Angeles an.  Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland als Filmbeauftragter der amerikanischen Regierung zurück und sorgte dafür, dass sich die Deutschen im Kino Dokumentationen über das Grauen in den Konzentrationslagern ansehen mussten. Als Österreicher kannte also die Deutschen vor dem Krieg, die Amerikaner im Allgemeinen, hatte einen Eindruck von den Russen, liebte die Franzosen urnd versuchte zu verstehen, was mit den Deutschen nach dem Krieg passiert ist.

Ein Komödiant wie Wilder, versucht ideologischen Ballast und das Schlimme in dieser Welt zu vertreiben. So einer wendet dann seine Kunst und sein Können an und dreht einen Film wie: Eins, Zwei, Drei, der zweifelsohne nach 51 Jahren immer noch zu den besten Komödien und somit zu den besten Filmen überhaupt gezählt werden muss.

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Die satirische Darstellung des Ost-West-Konflikts kam beim Publikum und Kritik damals gar nicht an. Die Komödie war seiner Zeit einfach voraus. Nicht nur politisch, inhaltlich, sondern insbesondere Formell. Noch heute gehört der Film zu den schnellsten und furiosesten Abhandlungen von verfahrenen Situation.

Jeden Gag, jede Pointe, jede Wendung, jede Anspielung und jede Unmöglich beim ersten Mal sehen des Filmes zu verstehen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Temporeich kann sich Eins, Zwei, Drei mit jedem Pixarfeuerwerk messen.

Der Plot handelt vom Westberliner Coca-Cola-Boss McNamara (James Cagney) dem die naive Tochter des Firmenbosses aus Atlanta anvertraut wird. Die junge Amerikanerin verliebt sich ausgerechnet in Otto Piffl (Horst Buchholz) einem verblendeten Ostberliner SED-Genossen. McNamara muss einiges unternehmen, um seine Ziehtochter aus den Klauen der Kommunisten zu retten. Grandios dann, die Erklärung und Aktionen des bemitleidenswerten Geschäftsmannes, um seinem Chef zu erklären, wer Piffl ist, warum seine Tochter ihn geheiratet hat und warum sie auch noch schwanger von ihm geworden ist.

Erinnern Sie sich noch, wie es früher war, als wir so mit 12 – 14 Jahre waren. Als wir aus dem Kino gekommen sind und mit unseren Freunden jede Sequenz des Filmes nachspielten oder zitierten. Bei diesem Streifen ist das zitieren ein Hochgenuss. Und wenn sie jemanden finden, der das genauso sieht, werden sie nach wie vor Spaß haben und sich über die ganzen Verbal-Gags, Kultur-Klischees und Schauspieleinfälle zu Tode amüsieren.

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Und natürlich muss man die wirklich umwerfende Lilo Pulver erwähnen. Die die Geliebte und Sekretärin von McNamara spielt. Die Pulver ist in dem Film nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch zum Verlieben komisch, als Sie ihren berühmten Tisch-Kasatschok aufführt.

Sprechen Sie alleine mal über „Hotte“ Buchholz, den man hier getrost als den Erfinder des deutschen Overacting bezeichnen darf oder über den unvergesslichen Schlemmer (Hanns Lothar).

Ach, und dann gerate ich so richtig ins Schwärmen. Wenn ich an Wilder, die tollen Schauspieler, den Witz und an das gute Leben denke. Müsste ich eine Liste der besten Dinge im Leben erstellen, würde sich „gute Filme angucken“ unter den Top3 befinden.

Warum ist das so? Nun ganz einfach: Man merkt ganz einfach das man lebt und es einen Sinn macht hier zu sein. Man spürt diese innere Befriedigung des Glücks oder lapidar mit den Worten von McNamara gesagt:

„Eine Welt, die das Tadsch Mahal, Shakespeare und gestreifte Zahnpaste hervorbringt, kann so übel nicht sein!

Alan Lomax

Einen wirklich lustigen und gehaltvollen Artikel hat der Spiegel im Jahre 1986 veröffentlicht. Möchten Sie etwas zu den Themen Billy Wilder und Anekdoten erfahren, klicken Sie hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518633.html

 

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