Die Abenteurer (Les Aventuriers) von Robert Enrico

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. Februar 2011, 14:51  -  #Filme

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Die Sehnsucht nach Abenteuer und Flucht aus der Grossstadt ist riesig, auch die nach Filmen vergangener Jahrzehnte. Jahrzehnte, in denen Filme einen unnachahmlichen Stil versprühten, einen gewissen Charme, Esprit.

Alles findet man vereint in dem Film 'Die Abenteurer' aus dem Jahr 1967 von Robert Enrico. Schön, dass der Film in einer guten Fassung wieder auf DVD erhältlich ist. Die letzte Erinnerung und Betrachtung lag Jahrzehnte zurück.

Roland und Manu gespielt von Lino Ventura und Alain Delon sind zwei Freunde, die ihr Leben mehr oder minder in den Tag hineinleben. Roland bastelt in seiner Freizeit an seinem Rennauto, Manu vollbringt Kunststückchen als Pilot. Zu Ihnen stösst die Künstlerin Laetitia, die auf dem Schrottplatz von Roland Skulpturen herstellt. Als man Manu gegen Geld anbietet durch den Triumphbogen in Paris zu fliegen willigt er ein, nur um zu erkennen, dass er ausgenutzt und nicht für voll genommen wurde. Ihm wird die Fluglizenz entzogen und zu allem Pech fährt Roland's Wagen auf einer Teststrecke gerade mal 100 m. Laetitia stellt ihre Skulpturen unter einer Autobahn mit viel Presse und Tam Tam aus, mit der Ernüchterung, dass die Presse am Folgetag vernichtende Urteile schreibt. Da kommt allen Dreien der Vorschlag eines Versicherungsagenten wie gerufen einen Schatz zu bergen, der vor der Küste Kongos liegt ... .

Was an dem Film so anrührt und bezaubert zugleich ist zu Anfang die Leichtigkeit und Freiheit sowohl in der Handlung, als auch in der Machart des Films. Alles fliesst ohne zunächst erkennbaren roten Faden und sprüht über vor Lebenslust und einem Hauch Anarchie. Dazu die wunderbar melancholische Musik von Francois de Roubaix. Man atmet tief durch und wünscht sich selbst diese Möglichkeiten zur Lebensgestaltung zu haben, wenn sie auch (im Film) nicht von Erfolg gekrönt sind.

Die Chemie und Freundschaft zwischen Ventura und Delon ist perfekt und zwischen den Zeilen sehr intensiv spürbar. Als Laetitia, gespielt von der höchst bezaubernden Joanna Shimkus, zu den beiden stösst entwickelt sich eine platonische Ménage à trois, die nicht vieler Erklärungen bedarf. Es macht wirklich Spass allen 3 Darstellern zuzusehen. Insbesondere in der ersten Hälfte des Films, in der sich die drei fast wie kleine Kinder vergnügen.

In der zweiten Hälfte ändern sich die Vorzeichen, als die Suche nach dem Schatz in den Tiefen des Meeres beginnt und der Film wird mehr und mehr von einer leisen Melancholie umweht. Ja letzteres, da sich die Schwerelosigkeit des Films trotz dieser Wendung nicht verändert.

Der Film enthält viele Elemente, die ihn über die Jahre zu einem Klassiker haben werden lassen: es sind dies nicht nur die wunderbaren Akteure, es sind auch die Bilder aus dem Umland von und aus Paris (es gibt eine wunderschöne Einstellung von Delon auf einem Motorrad sitzend, die an die Aufnahmen eines Robert Doisneau erinnern), die Aufnahmen vom Meer vor der afrikanischen Küste, das sonnendurchflutete Leben auf dem Schiff, die Verflechtung von Tatsachen und Schicksal und auch ein grosses Maß an Menschlichkeit (etwas, was es im realen Leben immer weniger zu geben scheint).

Wir erinnern uns:"Wir handeln mit Träumen!"

Am Drehbuch arbeitete Jose Giovanni mit, der selbst einige grossartige Filme drehte und an vielen Drehbüchern mitschrieb. Wer sich für französische Filmmusik interessiert, der sollte sich auf jeden Fall der Musik de Roubaix' zuwenden, einem sehr experimentierfreudigen Musiker, der Akzente setzte und Vorbild für viele andere Filmmusiker wurde.

Ein wunderbarer Filmabend war das, man achte bei solchen Filmen auch mal auf all die schönen Details: die Szenen aus Paris, die alten Autos, die Anzüge ... . Ich sagte ja zu Beginn: Charme und Esprit!

Ich liebe das Kino.

Rick Deckard

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