Destroyer – Das famose Album Kaputt

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. Februar 2011, 20:09  -  #Populäre Musik

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Vor ein paar Tagen gab es den lang ersehnten Einstieg: http://lomax.over-blog.de/article-destroyer-kaputt-65481369.html. Nun also endlich die offizielle Veröffentlichung des neuen Albums „Kaputt“ von Destroyer. 

Das Projekt „Destroyer“ ist der Kanadier Dan Bejar, der seine Musik auch gerne als „Europäischen Blues“ (man kann es nicht oft genug erwähnen) bezeichnet. 

Dan Bejar ist seit einigen Jahren einer der Musiker, dessen Musik ich immer höre, wenn mir nach Wärme, Melodien und Wohlsein ist. Bereits im September 2009 habe ich die sehr lange Komposition Bay of Pigs als den Song des Jahrzehnts bestimmt: http://lomax.over-blog.de/article-sensationell-alan-lomax-bestimmt-den-song-des-jahrzehnts--39711844.html 

Noch mal muss ich es so zusammenfassen: ...gerade jetzt wo Indiemusik langweilig wird, kommt Dan Bejar mit einem 14-Minuten Ambient-Disko-Track über die Invasion auf Kuba aus dem Jahr 1964. Aber Dan Bejar ist kein entrückter Wahnsinniger, sondern ein unglaublicher Poet. Anders sind wohl folgende Zeilen aus dem Song „Blue Eyes“ nicht zu beschreiben: „You terrify the land, you are pestle and motar, your first loves New Order, Mothers Natures Son, King of The Everglades: Population 1., I write poetry for myself! I write poetry for myself.“ Die lyrische Alan Lomax Referenz zu New Order, wird im nächsten Song „Savage Night At The Opera“ musikalisch mit einer Referenz zu „Blue Monday“ fortgesetzt. Die Verbindung zu meiner ewigen wichtigsten Band überhaupt war mir vorher nicht bekannt. Ein Zufall, dass Bejar mich jetzt mit solchen Verbindungen belohnt. Es treibt mir die Tränen in die Augen. Sehr persönlicher Volltreffer. 

Natürlich ist „Kaputt“ eine generelle Referenz an die achtziger Jahre. Eigentlich will das keiner mehr haben, Bejar aber geht dabei so verstörend zart, aber auch gleichzeitig offensichtlich vor, dass es Spaß macht. Olle Mutter achtziger, tausendmal zitiert, millionenfach angespielt, meist unnötig, hier aber fast künstlerisch überlegt und mit einem ungewöhnlichen Sound versehen. Der irgendwie weltfremd, klangbildlich, manchmal leer, meist hell und hallig klingt. Vielleicht ist das auch das Geheimnis des Albums. Es nimmt den Moder, die Dunkelheit und die oftmals finstere Stimmung aus „unserer“ Zeit und ergänzt die wohlbekannten Klänge mit einem angenehmen popigen und einer fast bacharesken Leichtigkeit. Scheiß übrigens auf das –esken, man kann es so sagen. 

Das Problem bei der Analogie zu den achtziger Jahren wird sein, dass es keiner mehr hören will. Aber liebe, samstägliche Plattenkäufer, mit den Tüten unter dem Arm, diese Scheibe kann mehr. Sie ist eine sehnsüchtige Weiterführung unserer musikalischen Jugend. Bejar ist der erster Musiker, der es geschafft hat, dieses, mir oftmals unerträgliche Jahrzehnt und die nachfolgenden Revials musikalisch zu revolutionieren. 

Kaputt ist zwischenzeitlich Bejars neuntes Solo Album. Kaputt ist am kompaktesten, eine Weiterentwicklung und zeitgleicher Geniestreich. Empfehlenswert waren immer seine langen Nummern. So ist es auch wieder auf der neuen Scheibe. „Suicide Demo for Kara Walker“ ist 10 Minutenlange reine musikalische Schönheit. Kitschig, gewagtes (niemals wollte ich dieses Wort verwenden) Kopfkino. 

Bay of Pigs ist auch noch einmal auf dem Album. Als Beweisführung für die Vergangenheit, die durch Bejar besser geworden ist! 

Alan Lomax     
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