Bugsy - Barry Levinson

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  30. Juli 2011, 09:23  -  #Filme

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Zu selten beschäftigt man sich mit dem Schauspieler Warren Beatty. Schaut man sich seine Filmografie an, so kann diese durchaus beeindrucken. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler hat er auch Regie geführt, Drehbücher verfasst und produziert. Viele seiner Filme sind mehr als nur sehenswert, ich kann in diesem Zusammenhang zwei empfehlen:

'Zeuge einer Verschwörung' (The Parallax View) von Alan, nein nicht Lomax, sondern J. Pakula, vielleicht der beste der Paranoia-Thriller der 70'er Jahre und für mich einer der besten Politthriller überhaupt.

'Reds', ein epischer Film über den Autor John Reed, einem amerikanischen Kommunisten, Journalisten und Politaktivisten. Ein absolut sehenswerter und beeindruckender Kraftakt.

Gestern nun 'Bugsy', gemeint ist Benjamin Siegel, der zeitlebens diesen Spitznamen gehasst hat, bedeutete er doch nichts anderes als Ungeziefer.

Barry Levinson drehte 1991 dieses sehr elegante und glamouröse Gangsterepos mit Anette Bening, Harvey Keitel, Ben Kingsley, Elliot Gould und Joe Mantegna in weiteren Hauptrollen. Darin wird weniger der klassische Aufstieg und Fall eines Mobsters visualisiert, sondern vielmehr der amerikanische Mythos vom 'Land der unbegrenzten Möglichkeiten'. Interessanterweise mit Bezug zum aktuellen Tagesgeschehen kommt hier auch die 'Gier' als Schattenseite zu Tage, über welche die Medien in der Vergangenheit immer wieder in Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise berichteten.

Levinson legt sehr viel Wert auf die charakterliche Ausgestaltung des von Beatty gespielten Gangsters, den dieser fulminant als eine Mischung eines höchst zwanghaften, paranoiden, obsessiven und cholerischen Menschen auf die Leinwand zaubert und in Momenten eruptiver Gewaltausbrüche gelegentlich an Joe Pesci aus den Scorsese Filmen erinnert. Eine fabelhafte Leistung, welche das grosse schauspielerische Potential dieses Darstellers offenbart. Nicht minder beeindruckend die Performance von Harvey Keitel, der Mickey Cohen darstellt und ein ums andere Mal für Lacher sorgt. 

Bugsy ist aber nicht nur ein Vehikel für Beatty, sondern lebt auch von z.T. sehr geschliffenen und pointierten Dialogen, die sich v.a. in der zerstörerischen Beziehung von Siegel zu seiner grossen Liebe Virginia Hill, gespielt von Bening, offenbaren. Da gibt es einige famose Wortwechsel.

Der Film ist sehr opulent ausgestattet und vermittelt durch das wunderbare und akribisch genaue Set Design ein Bild von Hollywood gegen Ende des II. Weltkrieges mit Musik aus dieser Zeit und der Aufbruchsstimmung danach. Die Bilder werden wunderschön eingefangen vom Kameramann Allen Daviau, bekannt aus der Zusammenarbeit v.a. mit Steven Spielberg. Zurecht wurde dessen Arbeit für den Oscar nominiert, nebst weiteren 9 Nominierungen 1991!

Ich erwähne 'Bugsy' deswegen, da im schnelllebigen Filmgeschäft solche grossen Filme einfach irgendwann in Vergessenheit geraten. Ich habe den Film nun zum 3. Mal in 15 Jahren gesehen und er hat mich nie enttäuscht. Jede gut sortierte Filmbibliothek sollte ihn im Regal stehen haben.

Zu guter Letzt wie immer noch ein Wort zu der Musik: Ennio Morricone schrieb eine sehr zurückhaltend-melancholische Musik für den Film, die sehr dosiert eingesetzt wird und ihre Wirkung dadurch nicht verfehlt. Dominant sind hierbei die Flöte, ein Flügelhorn und ein Saxophon nebst einem kleinen Orchester. Es gibt einige sehr hörenswerte Themen!

Natürlich nehmen es Levinson und seine Drehbuchautoren nicht sehr genau mit den Fakten, aber wir haben es hier mit der Traumfabrik zu tun.

Die Schlusseinstellung ist für die Ewigkeit. Martin Scorsese wählte eine ähnliche für das Ende von 'Gangs of New York'. Grosses Kino!

Wer sich den Film in naher Zukunft ansehen will, sollte bis dahin zur Verbesserung seiner Aussprache folgende Zeilen üben:

"Zwanzig Zwerge zeigen Handstand.

Zehn am Sandstrand, zehn im Wandschrank."

Regards,

Rick Deckard

 

 


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