Boardwalk Empire – Staffel 2

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. Mai 2012, 14:58  -  #Fernsehen

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Wenn man das amerikanische Kino liebt, liebt man natürlich auch die amerikanischen Großstädte. New York ist auch wegen des amerikanischen Kinos zum Mythos geworden. In der siebten Episode, der zweiten Staffel von „Boardwalk Empire“ sieht man Margaret auf der Suche nach Ihren Verwandten im irischen Viertel von New York.

In dieser Folge erfüllt sich ein kleiner Traum. Die Zeitreise in das New York des frühen 20. Jahrhunderts. In eine Zeit zu der es auf den Straßen von Pferdekutschen wimmelte und man Hochhäuser als Häuser mit allerhöchstens acht Stockwerken verstanden hat.

Natürlich ist es primär der sensationelle Aufbau von Atlantic City und die liebevoll perfektionistische Darstellung des Vaudevilles, das die Serie ausmacht. Aber in der zweiten Staffel gibt es Ausflüge der Protagonisten nach Belfast und eben nach New York, die ebenso umwerfend sind  wie die „Heimat“-Szenerie der Spiel- und Hurenstadt.

Gerade mal  ca. 100 Jahre ist das alles her und wenn man nur eine kleine romantische Ader hat oder einen Sinn für Nostalgie, fängt man spätestens bei den New York Bildern an zu schwärmen.

Das junge Amerika und die jungen wachsenden Städte haben sich also selbst zum Kunstwerk gemacht. Wer kennt Sie nicht die berühmten Bilder der Arbeiter auf den schwebenden Stahlträger der Wolkenkratzer oder Sergio Leones legendäre Bilder aus der Gasse der Handlung von „Once A Time in America“ mit dem Blick auf die sich im Bau befindlichen Manhattan Bridge. Once_upon_a_Time_in_America.jpg

 

So ist in unseren Köpfen auch immer der Mafia-Mob verhaftet. Insbesondere die Zeit von Luciano und die Zeit der Prohibition hängen verklärt in unseren Hirnen. Wie wunderbar es ist, dass der Wunsch nach Bildern aus dieser Zeit nun doppelt bedient wird. Cineastisch  von „Boardwalk Empire“ und zusätzlich visuell vom New York Stadtarchiv, welches gerade 870.000 Dokumente aus dieser Zeit kostenlos online gestellt hat:

http://mtprawvwdorlna1.nyc.gov/luna/servlet/view/search;jsessionid=87CC7131B47CF2EA52E1580FFA40E90E?QuickSearchA=QuickSearchA&q=atlantic+city

Aber es nicht nur die leidenschaftliche Fotografie und die unvorstellbare Leistung des meisterhaften Kulissenbaus der Serie. Es ist vor allem die endlich beginnende und funktionierende Geschichte und der Lohn für den Zuschauer, der fesselt! …nach dem man es geschafft hat die lange Reihe der Charaktere in sein Hirn zu matern und alle Handlungsstränge entschlüsselt hat, heißt es nun genießen und sich Folge für Folge in andere Welt, in andere Zeit schießen zu lassen.

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War es bei den Sopranos die unterhaltsame Psychologie, bei Breaking Bad die sozialkritische und unmoralische Unterhaltung, so ist es bei „Boardwalk Empire“ das Kino, welches uns ins Wohnzimmer zurückgebracht wird. Das epische Grundmuster, die qualitativen künstlerisch filmischen Aspekte eines Martin Scorsese und des Meisters Sergio Leone und die liebvolle Hommage an die Kinonostalgie, machen die Serie auf Dauer wohl zum Meilenstein der Serienunterhaltung.

Final noch ein Wort zu Steve Buscemi’s  darstellerische Offenbarung als Nucky Thompson! Während James Gandolfini  als Tony Soprano schon mit körperlicher Wucht und literarischer Raffinesse agiert, ist die Rolle des Stadtkämmerers und historischen Oberschurken ehr hintergründig und feinsinnig. Natürlich ist Nucky seinen Gegenspielern immer einen Schritt voraus, ebenso wie Tony Soprano, allerdings ist er natürlich nicht so überfordert, da vor 100 Jahren eben alles ein wenig langsamer zuging. Ein wesentlicher Faktor, denn während Gandolfini den Psychopaten geben musste, hat Buscemi den Vorteil seinen Charakter mit versteckt polytroper Kriminalität und verschleierter Menschlichkeit zu geben.

Die dritte Staffel wird gerade produziert, der erste Teaser ist bereits zu sehen: http://www.huffingtonpost.com/2012/04/02/boardwalk-empire-season-3-teaser_n_1398112.html

Die Superlativen in Verbindung mit dieser Serie gehen weiter: Der Vertrieb findet derzeit in 200 Länder statt, die Abverkäufe scheinen HBO zufrieden zu stimmen und man kann bei dem ganzen Aufwand nur hoffen, dass wir noch lange dabei sein dürfen, wenn es wieder heißt „New Year, New Rules“.

Von der Strandpromenade!

Alan Lomax

 

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