So war das A Place To Bury Strangers Konzert in Köln am 06.04.2024 im Club Volta

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. April 2024, 14:11

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Als A Place To Bury Strangers am vergangenen Samstagabend die Bühne des ausverkauften Club Volta in Köln betrat, war die Luft bereits dick belegt von den technoiden Fuzzklängen der portugiesischen Band Manquina. Das hat Spaß gemacht. Allerdings war der erwartete Kraut-Noiserockanteil recht spärlich gesät. Geerntet wurde ein Schlagzeug, das gefühlte permanente 16-Pattern dauerhaft spielt und ein paar gitarrenlärmende Effekte darüberlegt. Um interessant genug zu sein, reicht das leider nicht.

A Place To Bury Strangers aus New Yorker hingegen hat sich über die Jahre einen Ruf als eine der einflussreichsten und innovativsten Shoegaze- und Noise-Rock-Bands erarbeitet. Die Konzerte der Vergangenheit in Köln markierten stets einen Eckpunkt in der Neubewertung wichtiger Bands der letzten Jahre. Von Anfang an war klar, dass A Place To Bury Strangers nicht gekommen waren, um Kompromisse zu machen. Der Auftritt begann mit einer Wucht, die das Publikum sofort umhaute. Die dröhnenden Gitarren und pulsierenden Beats schufen eine Atmosphäre, die gleichzeitig hypnotisierend und intensiv war. Es war, als würde man in einen Sog gezogen, der einen nicht mehr losließ.

Frontmann Oliver Ackermann führte die Band mit einer beinahe manischen Energie an. Seine Gitarre schrie und wisperte zugleich, während er sich über die Bühne bewegte, als würde er von unsichtbaren Kräften getrieben. Die Rhythmussektion, bestehend aus John Fedowitz am Bass und seiner Frau Sandra am Schlagzeug, bildete das Fundament für diese musikalische Tour de Force. Ihr Zusammenspiel war tight und präzise, während sie gleichzeitig Raum für improvisatorische Momente ließen, die das Publikum in einen tranceartigen Zustand versetzten. Höhepunkt des Abends war zweifellos die Performance im mittleren Raum des Clubs, zwischen Zuschauern und abgespecktem Line-Up. Die rohe Energie und Raffinesse wurden während des Electro-Sets von A Place To Bury Strangers perfekt und eingehend vorgetragen (!). Die Kombination aus wütenden Gitarrenriffs bei z. B. „In Your Heart“ oder dem genialen „Ocean“ mit eingängigen Hooklines zeigte deutlich, warum diese Band zu Recht als eine der wichtigsten ihrer Generation gilt.

Aber A Place To Bury Strangers sind mehr als nur laute Gitarren und dröhnende Bässe. In Songs wie "End Of The Night" und dem viel zu schnell endenden "Have You Ever Been In Love" bewiesen sie ihre Fähigkeit, auch in "ruhigeren" Momenten zu überzeugen. Die Texte, oft düster und introspektiv, spiegelten die Stimmung der Zeit wider und luden das Publikum dazu ein, in ihre Welt einzutauchen. Ackermann betreibt mit dem Pärchen Fedowitz das gemeinsame Label und scheint auch sonst ziemlich entspannt zu sein. Immerhin ist er der Inhaber der Effektpedalfirma Death By Audio, mit weltweit exzellentem Ruf unter Gitarristen. Die besten Stücke konnten am Merch-Stand erworben werden, haben aber auch ihren Preis.

Als der letzte Ton verklungen war und die Lichter sich langsam wieder einschalteten, blieb das Publikum zurück - erschöpft, aber erfüllt. Das Konzert von A Place To Bury Strangers in Köln war mehr als nur eine Show. Es war ein kraftvolles Statement über die Kraft der Musik und die Fähigkeit der Kunst, uns zu bewegen und zu verändern. In einer Zeit, in der die Welt sich schnell verändert und alte Gewissheiten in Frage gestellt werden, sind Bands wie A Place To Bury Strangers wichtiger denn je. Sie erinnern uns daran, dass es in der Musik nicht nur um Unterhaltung geht, sondern auch um die Möglichkeit, eine Verbindung herzustellen und gemeinsam etwas zu erschaffen, das größer ist als wir selbst.

Aus dem FUZZ der Ewigkeit

Alan Lomax

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