So ist der Film „The Holdovers“ von Alexander Payne
Die Wiederbelebung des Authentischen: „The Holdovers“ von Alexander Payne
Ich habe sechs Filme von Alexander Payne gesehen, es waren die schönsten der Welt dabei. Seine Filme sind wie eine Erinnerung an eine Zeit, als das Erzählen von Geschichten noch eine Kunst war, nicht nur ein Mittel zur Kapitalakkumulation. In „The Holdovers“, seinem neuesten Meisterwerk, greift Payne erneut auf seine unverkennbare Melancholie und seinen einzigartigen Humor zurück, um eine Geschichte zu erzählen, die tief in die Seele des Zuschauers eindringt.
Die Handlung spielt sich während der Winterferien 1970/71 in einem Jungeninternat in Neuengland ab. Während die Welt draußen stillsteht, bleiben der Professor Paul Hunham, der Schüler Angus Tully und die Chefköchin Mary Lamb aus verschiedenen Gründen zurück. Doch die Vorhersehbarkeit des Settings tritt in den Hintergrund, denn Payne konzentriert sich auf die Entwicklung seiner Charaktere und die Atmosphäre des Films.
Paul Giamatti brilliert einmal mehr in der Rolle des Professor Hunham, einer Figur, deren Karma eine einzige Katastrophe ist. Doch gerade diese gemeinsamen Enttäuschungen schweißen das ungewöhnliche Trio zusammen und verleihen dem Film eine tiefe, berührende Note. Die Chemie zwischen den Schauspielern ist schlichtweg umwerfend und trägt maßgeblich zum Erfolg des Films bei.
Ein weiteres Highlight von „The Holdovers“ ist die audiovisuelle Gestaltung. Payne setzt bewusst auf analoge Techniken, um den Geist des klassischen amerikanischen Kinos einzufangen. Das Ergebnis ist eine visuelle Symphonie, die den Zuschauer in eine längst vergangene Ära entführt.
Doch „The Holdovers“ ist mehr als nur ein nostalgischer Rückblick. Der Film berührt Themen von zeitloser Relevanz und hinterlässt beim Publikum ein Gefühl der Hoffnung. In einer Zeit, in der die Filmindustrie von seelenlosen Blockbustern dominiert wird, ist Payne ein Leuchtturm des authentischen Erzählens.
Insgesamt ist „The Holdovers“ ein triumphales Meisterwerk, das Alexander Payne zurück auf den Thron des amerikanischen Kinos hebt. Nach dem kleinen Ausrutscher mit „Downsizing“ beweist Payne erneut sein Gespür für menschliche Dramen und gesellschaftliche Kommentare. Mit diesem Film ruft er das Kino dazu auf, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
In einer Welt, die von oberflächlichem Glanz geblendet wird, ist „The Holdovers“ ein Lichtblick des Authentischen. Möge dieser Film dazu beitragen, dass das Kino wieder zu seinen analogen Talenten und zu den Geschichten zurückkehrt, die wirklich zählen.
Alan Lomax, Boston