So war das XATAR feat. Heavytones Konzert in der Philharmonie Köln am 26.03.2024
Anmerkung des Herausgebers: Die folgende Konzertreview hat unser Gastautor Louis Jörns geschrieben. Eine Premiere! Sein subjektiver, aber wissender Schreibstil, passt gut zu unseren Ansprüchen des "Stunt-Schreibens".
Köln hat gestern nicht das beste Konzert aller Zeiten erlebt, aber die Philharmonie ist kurz ein Ort für Kreativität und Ausdruck geworden. XATARs Worte und Geschichten müssen gehört werden. Die Heavytones haben die Qualität der WDR Big Band und Co., doch das war es nicht nur: Hinter dieser Fusion von Rap und Live-Instrumentation liegt eine tiefe Botschaft über die des Hip-Hop für die Popkultur....(Alan Lomax)
Ein Abend wie ihn die Kölner Philarmonie, so in der Form noch nicht erlebt hat. XATAR spielt zusammen mit den Heavytones das erste von fünf Konzerten in verschiedenen Philharmonien in Deutschland. Ich fahre, zusammen mit meinem Vater Alan Lomax mit großer Vorfreude zur Kölner Philharmonie und schon das Vorspiel ist pure Unterhaltung. Zwei deutlich minderjährige Jungs kriegen von 3 Ordnungsamt Beamten ihre Zigaretten abgenommen, eine Gästeliste die bis zum gegenüberliegenden Hotel reicht und Mitarbeitende der Philharmonie, die mit Ablauf des Konzerts und dem heute anwesenden Publikum noch nicht viel zu tun hatten.
Und dann geht’s los… XATAR kommt alleine unter Spotlight auf die Bühne, setzt sich an den Flügel und beginnt eine Melodie zu spielen. Rund eine Minute kommen still und heimlich die Heavytones, unter Leitung von Wolfgang Dahlheimer, auf die Bühne. Das diese am heutigen Abend nicht im Hintergrund stehen, wird aber sehr schnell klar. XATAR selbst, schmeißt mit Lobpreisungen für die Band nur so um sich. Jedes Mitglied bekommt diverse Soli und man merkt schnell, das hier die vielleicht beste deutsche Band auf der Bühne steht. Punktgenaues Spiel, keine Fehler und Sektionen, die jede Musikliebende Person einfach nur toll finden kann. Leider ist die Band und auch der Gesang sehr schlecht abgemischt. Der sehr gute Chor, aus drei Damen bestehend, geht komplett unter. Die tiefen des Bass hören wir in der ersten Hälfte des Konzerts überhaupt nicht. Große Aufregung am FOH…
Das hier kein Soundcheck stattgefunden hat, kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen. XATAR selbst wirkt für mich total eingeschüchtert. Ob es nun diese großartige Band oder die sichtlich emotionale Bedeutung des Abends für ihn der Grund dafür sind, weiß ich nicht. Was der Abend für ihn bedeutet, merkt man sofort. XATAR stammt aus einer Musiker Familie. Sein Vater ist der Kurdische Komponist Eghbal Hajabi. XATAR erzählt, dass er in seiner Kindheit viele Konzerte seines Vaters in ähnlichen Häusern miterleben durfte. So sitzen Familie, Freunde und Angehörige alle aufgeregt im untersten Block, was mich auch zu meinem Moment des Abends bringt: XATAR spielt das Lied „Schwesterherz“, geht dafür von der Bühne, und spielt das Lied unmittelbar vor seiner Schwester. Beide liegen sich danach minutenlang in den Armen. Sehr bewegend !
Das an so einem Abend, der für alle Beteiligten Neuland ist, nicht alles rund laufen kann, war mir schon von Anfang an bewusst. Trotzdem hab ich einen Riesen Respekt vor allen Leuten, die hier mitgewirkt haben und ich bin sehr froh, dass ich das miterleben durfte. Es wird mehrere Male angesprochen, dass es alles andere als leicht war, so ein Konzert in der Philarmonie stattfinden zu lassen, weswegen ich mich umso mehr freue, dass es Leute gibt die Lust haben solche Abende zu ermöglichen.
Ich habe mich zu keiner Sekunde nicht unterhalten gefühlt und bin sehr froh, diesen großen und wichtigen Moment in der Deutschen Hip Hop Historie miterlebt zu haben.
Mit tiefstem Respekt
Louis Jörns