Vergessene Helden – Adam Bernau

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  20. April 2009, 14:19  -  #Vergessene Helden


Adam Bernau ist der Held der tschechoslowakischen Kinder-Fernsehserie „Die Besucher“ oder „Expedition Adam 84“. Sinngemäß handelt die Serie von der „Weltformel“, die im Jahre 2484 dringend benötigt wird. Die Formel hat der Schüler Adam Bernau im Jahr 1984 entwickelt.

 

Ähnlich wie der deutsche Architekt Herman Sörgel das reale Projekt „Atlantropa“ entwickelt hat, um durch einen Staudammbau den Zufluss ins Mittelmeer zu verringern, um so mittels Meeresspiegelabsenkung Neuland zu gewinnen, ist es mit Bernaus Formel möglich gewesen Kontinente und ganze Welten zu verschieben.

 

Unter der Leitung des Professors Filip wird ein Expeditionsteam zusammengestellt, das mit einer Zeitmaschine in das Jahr 1984 fährt, um die Formel bei dem noch jugendlichen Bernau zu finden, der diese in seinem Schulheft (Heft Nr. 1) notiert hat.

 

Natürlich wird das nicht einfach und aus der kurz geplanten Reise, wird ein langer Aufenthalt, nicht zuletzt, weil Bernau mit dem späteren Genie und Nobelpreisträger nichts gemeinsam hat und ein ganz normaler Junge ist, der vor allem Flausen im Kopf hat…

 

Die Serie ist in meiner Erinnerung nie gestorben. Insbesondere die kleinen Sondereinfälle der Autoren sind immer noch gegenwärtig. So freue ich mich z. B. immer, wenn ich einen Lada Niva auf der Straße sehe (der Lada war die Zeitmaschine). Auch muss ich oft an Amaronen denken, wenn ich eine McDonalds oder Burger King Filiale betrete. Die Amarone ist ein Eintopf mit allen Geschmäckern auf einmal und die Universalspeise des 25. Jahrhunderts. Außerdem erinnere ich mich an eine unfassbare Freizügigkeit für eine Kinderserie, die uns nicht geschadet hat! So wird oftmals über das „Humidieren“ gesprochen. Ein anderes Wort für Gruppensex.

 

Natürlich spielt die Serie in der Tschechischen Republik. Was aber unsere Sehgewohnheiten als Kinder nicht beunruhigte, weil wir die ehemalige CSSR ja bereits sehr gut aus anderen großartigen Serien, wie Pan Tau, Luzie- Schrecken der Straße etc. kannten. Den Aufwand für den Dreh dieser Serie kann man sich heutzutage nicht mehr vorstellen. Somit wurde fast 17 Monate gedreht, weitere 22 Monate benötigte man für sensationellen technischen Tricks, von dem kein einziger animiert war oder im Computer entwickelt wurde.

 

Die Schauspieler waren alles alte Bekannte aus anderen Serien und aus dem erwachsenen Programm und ER-Vorgänger „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“. Angeführt von dem unvergesslichen Josef Blaha und dem immer noch präsenten Josef Dvorak.

 

Der Soundtrack ist von dem unvergesslichen Genie Karel Svoboda. Svoboda bekommt später einen eigenen Eintrag in diesem blog.

 

Adam Bernau ist kein Held in einer Science Fiction Geschichte, sondern ein dreizehnjähriger Junge. Aus einer ARD Presseinfo: „…sein Leben im Jahre 1984 hat in geheimisvoller Weise mit den Besuchern zu tun, die weder aus dem Weltall noch aus dem Jenseits kommen. Es sind wir selbst – einige hundert Jahre später.“

 

Es klingt einfach, ist aber genial für eine Kinderserie. Der große erwachsene Akademiker und Physiker Filip hat nur ein Traum. Er möchte dem leibhaftigen Adam Bernau gegenüberstehen. Doch als es soweit ist hat er einen elfjährigen Jungen vor sich stehen.

 

Die Bilder unserer Erinnerung bleiben ein Leben lang. Diese Bilder prägen die Grundhaltung zum eigenen Leben. Figuren wie Adam Bernau und Professor Filip haben mich in die Lage versetzt, mich in die Hauptfiguren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufiebern.

 

Heute habe ich selbst 2 Kinder und stelle fest, dass es immer schwieriger wird, geeignete Fernsehprogramme zu finden, die ein solches Qualitätsniveau haben. Abenteuerserien werden gar nicht mehr produziert, geschweige denn mutige Kinderserien. Meine Kinder möchten sich trotzdem in andere Rolle versetzen.

 

Alan Lomax gehört nicht zu den Kulturpessimisten dieser Zeit und das Zitat des römischen Geschichtsschreibers ist immer noch maßgeblich. In diesem Fall gibt es aber leider keine guten modernen Beispiele und somit auch kaum Auswege.

 

Somit sollte Adam Bernau für uns Kinder der siebziger und achtziger Jahre als Synonym für großartige Fernsehunterhaltung stehen. Der DVD-Player, als Lada der uns zurück in eine bessere Zeit bringt, uns aber dann sofort ermahnt, dass es noch mehr zu entdecken gibt.

 

Vielen Dank an Adam Bernau den Weltformelforscher

Dein Alan Lomax   

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