Vergessene Helden – Kenny Kirkland

von Alan Lomax und Rick Deckard  -  30. März 2009, 12:30  -  #Vergessene Helden



1985 arbeitet Kenny Kirkland, gemeinsam mit Branford Marsalis, Omar Hakim und Darryl Jones an Stings Album „The Dream of the Blue Turtles.

 

Diese Band prägte einige Jahre den Sound von Sting. Der Höhepunkt der Zusammenarbeit war letztendlich der Film und das Live-Album „Bring on the Night“.

 

Bei dem gleichnamigen ersten Stück des Albums und der Shows konnte man das rhythmisch dominierte Pianospiel von Kenny Kirkland bewundern.

 

Kenny Kirkland ist kein bekannter Solokünstler, er hat nur ein eigenes Album veröffentlicht, auf der wiederum nur 5 Kompositionen von ihm zu hören sind. Mit Marsalis, Jeff (Tain) Watts und Don Alias spielt er auch auf seinem eigenen Album mit den Größen seiner Zeit zusammen.

 

Von 1977 bis 1998 hat Kirkland an unzähligen Veröffentlichungen mitgewirkt und u.a.  John Scofield, Michael Urbaniak, Wynton Marsalis, Tom Scott und Stanley Clarke begleitet.

 

In die Ruhmeshalle des Jazz wird Kirkland wohl nicht aufgenommen werden. Trotzdem wird er dem aufmerksamen Hörer sein auffälliger, streckenweise humorvoller, sehr melodiöser und mitreißender Stil auffallen.

 

Ich persönliche hatte 1990 ein epochales Kirkland-Erlebnis, als ich den Spike Lee Film „Mo’ Better Blues“ gesehen hatte. Nach dem ich aus spätpubertären Gründen Abstand von der Jazzmusik genommen hatte, war dieser Film so etwas wie ein Mahnung an mich, es doch noch mal zu versuchen.

 

Gemeinsam mit Terence Blanchard, Robert Hurst, Jeff Watts, und Branford Marsalis, nahm Kenny Kirkland den Soundtrack für den Film auf und übernahm gleichzeitig auch die Rolle des Pianisten, in dem Quintett, dass Denzel Washington alias Bleek begleitet, der hier einen begnadeten Jazztrompeter spielt.   

 

Unbedingt erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch eine weitere Arbeit für Spike Lee in ähnlicher musikalischer Besetzung: Der symphonische Orchesterscore zu Lee’s Meisterwerk „Do The Right Thing“.

 

Weitestgehend bekannt wird der Soundtrack sein, der einige Hits aus dem Bereich R’n’B und HipHop ausweist. Vielleicht der Grund, warum der Score in Vergessenheit geraten ist.

 

Die Komposition hat Spike Lee’s Vater, Bill Lee, geschrieben. Arrangiert wurde die Musik von Branford Marsalis. Neben dem großen Orchester, sind alle bereits aufgezählten Musiker, nebst Kenny Kirkland dabei. Die Platte ist eigentlich so etwas, wie ein Lexikon der afroamerikanischen Musikgeschichte. Sie beginnt beim „Worksong“ auf den Baumwollfeldern, findet den Weg über den Blues und den Jazz zur Musik der Straße dem MCing und DJing bzw. dem HipHop.

 

Im Kontext zum Film ist dies eine meisterliche Leistung. Wer nicht interessiert an soviel Geschichte ist, kann sich getrost auf eine der schönsten orchestralen musikalischen Reisen der letzen 100 Jahre begeben. Das "Mookie"-Thema ist Wunder an Melodie.  

 

Auch hier fällt das vom Beat getriebene Piano, von Kirkland, auf. Es gibt unglaublich schöne lyrische und poetische Passagen zuhören. Kirkland & Co. verstehen es grandios die wichtigsten Aspekte der Stile zusammenzuführen: Nämlich das Frage- und Antwortmotiv und die Polyphonie, die Mehrstimmigkeit, der Musik, die letztendlich auch Hauptkennzeichen der Jazzmusik sind.

 

Dem geneigten Leser, der an dieser Stelle noch „dabei ist“ dürfte gemerkt haben, dass sich mit dem Musiker Kenny Kirkland ein neues Universum öffnet, obwohl er nicht zu den ganz Großen gehört hat.

 

Kenneth David Kirkland starb am 13. November 1998 an Drogenmissbrauch.    

 

 http://www.youtube.com/watch?v=6e3LIFWaUwg

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