Quantum of Solace
Dieser Film ist vermutlich als Mittelteil einer Trilogie angelegt, anders kann er nicht gedeutet werden. Er schliesst nahtlos an 'Casino Royale' an - die Daniel Craig Initialzündung des Mythos '007': Keine Spielereien, keine Ironie, keine Nonchalance mehr.
QOS ist eine einzige Actionsequenz, von Anfang bis zum Ende. Ohne grosse Einführung beginnt der Film inmitten einer furiosen Autoverfolgungsjagd in Italien und endet in Russland ohne Verschnaufpause, nachdem der Agent Ihrer Majestät über den halben Erdball gehetzt ist um den Tod von Vesper Lynd zu rächen.
Stilistisch wurde das ganze Konzept wie bereits beim Vorgänger komplett umgewälzt. Nichts von alledem was man bei Bond kannte ist noch vorhanden. Ob das notwenig ist, ist die Frage. Alle Jahre wieder wird das Format verändert, weil die Zielgruppe die 12-18-jährigen sind und die hören nicht Shirley Bassey, sondern Alicia Keys und Jack White. Bisher waren die meisten Titelsongs die Signatur dieser Reihe, aber die letzten beiden können getrost vergessen werden und sie werden es wohl auch. 'Q' und 'Moneypenny' waren einmal. Das einzige moderne Gimmick was Bond hat ist ein mobiles Telefon.
Auch rettet Bond die Erde nicht mehr aus dem All, sondern jagt Nutzniesser der Globalisierung über den halben Planeten, eine Organisation namens 'Quantum'. Was es genau mit der auf sich hat werden wir wohl erst im nächsten Teil erfahren. Früher hiesen solche Organisationen 'Spectre' und irgendwelche Glatzköpfigen Typen die weisse Katzen kraulten bedrohten die Menschheit. Die modernen Gangster sind viel raffinierter, verzweigter und komplexer als die alten Schurken. Sie haben alles und jeden infiltriert und ein Oberhaupt scheint es nicht zu geben. Ach ja: es gab mal Zeiten in Bond Filmen, da wurden Schurken prominent besetzt und waren ein finsterer und böser Gegenpart zum Agenten mit der harten Schale und dem weichen Kern. Nicht umsonst wurde Gert Fröbe weltberühmt als 'Goldfinger'. Dominic Green ist der neue "Böse"witz und wird gespielt vom No-Name Mathieu Almaric. Ist blass und bleibt es auch während des ganzen Filmes. Grosse Angst haucht der keinem ein. Aber so sind sie wohl die modernen Kriminellen: keine klaren Konturen.
Nun gut. Der Film ist qualitativ natürlich auf hohem Niveau, bietet exotische Schauplätze, schöne Frauen und spektakuläre Action. Craig ist hart und gnadenlos. Stilvoll ist er ja geblieben unser James, auch wenn er keinen Wodka Martini mehr trinkt. Tom Ford schneidert nun die Anzüge, die Brioni Zeiten von Brosnan sind vorbei. Ist letztendlich ja auch egal. Aber was schmerzlich vermisst wird ist diese besondere Ironie die Bond einst auszeichnete, nichts von dem zu spüren und zu hören. Dame Judi Dench als 'M' ist wie immer souverän und liefert noch die besten Dialoge mit Craig. Leider hört der Film ähnlich undurchsichtig auf wie 'Casino Royale' und man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Keine schlechte Idee.
Ich hätte nur eine Bitte: kann man die Actionsequenzen wieder so drehen, dass man als Zuschauer versteht was da auf der Leinwand eigentlich passiert?! Die Schnitte sind so hektisch und die Kamera so unruhig, dass man glaubt Achterbahn in Überschall gefahren zu sein.
QOS war finanziell sehr erfolgreich und das scheint den Machern Recht zu geben. Aber überall waren die Fans und Kinogänger auch unzufrieden mit diesem neuen Stil. Wie passt den das zusammen? Ist halt die Neugier die die Menschen in die Kinos treibt! Kein Veto gegen die 180° Wendung, aber es muss einem Bond-Film anzusehen sein, dass es eben ein solcher ist. Das hat diese Reihe deswegen immer von anderen Thrillern unterschieden. Aber das kommt davon, wenn man einen Regisseur wie Marc Foster einen solchen Film drehen lässt. Nicht dass er ein schlechter Regisseur wäre, aber nicht jeder kann einen '007-Thriller' drehen.
Am Ende bleibt ein Hauch Trost, denn 'James Bond will return'!
Hoffentlich!
Rick Deckard
Bildquelle: Copyright Danjaq, 2009, MGM/ Universal/ Columbia Pictures