2 Days In The Valley - Jerry Goldsmith (The Unused Score)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. Juli 2012, 16:50  -  #Orchestrale Musik

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Ein unused Score ist eine Filmmusik, die in Auftrag gegeben wurde, aber letztendlich keine Verwendung in dem fertigen Film fand, weil sich Regisseur und/ oder Produzent, meist aus "künstlerischen" Gründen, dagegen entschieden.

Im Jahr 1996 drehte der Regisseur John Herzfeld eine Kriminalkomödie, angelegt als Episodenfilm, mit einer beeindruckenden Besetzung: Danny Aiello, Jeff Daniels, Terry Hatcher, Glenne Headly, James Spader, Eric Stoltz, Charlize Theron, Keith Carradine und Louise Fletcher (u.a.). Der Film floppte in den Kinos, bzw. war kein sonderlich grosser Erfolg. Ich selbst habe ihn nicht gesehen und kann daher die Qualität nicht beurteilen.

Von Interesse sind solche Filme für den Filmmusik-Hörer, da Labels von Zeit zu Zeit sich der unveröffentlichten Musiken annehmen und auf CD pressen. Menschen, die sich für das Kino und auch für Filmmusik interessieren, hören solche 'unused scores' mit gesteigertem Interesse, begierig zu wissen, welchen künstlerischen Zugang ein Komponist für einen Film wählte, um das Ergebnis vielleicht auch mit dem Endprodukt vergleichen zu können. Wer sich übrigens für diese 'unused scores'-Thematik interessiert, dem seien die letzten Ausgaben der Filmmusik-Zeitschrift Cinema Musica empfohlen.

Der Kauf solcher Musiken kann manchmal Risiken bergen, da man zum einen den Film nicht kennt und sich die ausführenden Künstler gelegentlich nicht täuschten. Dieser Fall hier jedoch war ein Volltreffer.

Die Musik von Maestro Goldsmith ist allererster Güte und begeistert von der ersten Minute an. Natürlich werden die geübten Ohren die kompositorischen Eigenheiten und Stilismen eines Jerry Goldsmith sofort erkennen, das trübt aber keineswegs den gesamten Hörgenuss.

Beispiele:

Das Hauptthema z.B. ist eine wunderschöne Komposition für Trompete und Orchester, welche sofort begeistert und die Neugier weckt! Die folgenden Titel bezeugen die Vorliebe von Jerry Goldsmith in seiner späten Schaffensphase häufiger elektronische Klänge mit dem Sinfonie Orchester zu kombinieren.

Dosmo's Theme ist eine absolute Perle: In lediglich 01:50 Minuten komponiert er ein Thema in mediterranem Charakter für Akkordeon, Mandoline und Trompete im Walzertakt, der urplötzlich an Tempo aufnimmt und zeitweise in Klänge übergeht, die eindeutig iberischen Ursprungs sind.

Roy's Minute/ Helga's Minute, Cigarette Pack/ Valley Cops Killed überzeugen durch eine kontinuierlich aufgebaute Spannung und erzeugen eine knisternde Atmosphäre.

Auch die zeitlich kürzer bemessenen Stücke haben alle hohen Unterhaltungswert und vermitteln dem Hörer sehr genau, was sich wohl auf der Leinwand abspielen könnte.

The Cemetery/ Rapini ist ein weiterer Track, der einen in seinen Bann zieht. Eine Komposition für Orchester, Klavier, Trompete und Synthesizer über 5 Minuten lang, die das Hauptthema aufnimmt und zunächst in einem langsamen Tempo variiert. Gegen Ende des Stückes arbeitet Goldsmith das Thema von Dosmo ein und verleiht der zunächst leicht melancholisch-romantischen Stimmung für kurze Zeit Humor, bis die Klangfarbe wieder wechselt, kurz dramatisch und dann wieder elegisch wird.

In dem Stück beginnend mit Hotel Room subsummiert der Komponist nochmals alle Themen und Motive des Scores in diversen Variationen über 6 Minuten, gegen Ende sogar in einem PoP-Modus. Klassische Filmmusik!

Toupee or not Toupee/ End Credits ist ein herrliches, schwelgerisch- verführerisches Ende.

2 Days In The Valley ist eine sehr gelungene und hörenswerte Filmmusik mit Film Noir Anleihen, die jedem Jerry Goldsmith Verehrer ohne Einschränkungen gefallen dürfte. Die Musik hat eine hohe Hörqualität abseits der Bilder und vermag durchaus für sich zu stehen. Sie hat ein sehr schönes und melodisches Hauptthema und bietet durchweg qualitativ hochwertige sinfonische Filmmusik mit grosser Ausdrucksstärke und Atmosphäre.

Eine Musik, die in keiner gut sortierten Goldsmith Sammlung fehlen sollte, auch wenn wie bereits gesagt in jeder Pore "Goldsmith" herauszuhören ist, nebst Verweisen zu vielen seiner bekannten Musiken aus diesem Genre.

Aus Los Angeles,

Rick Deckard

Die Musik im Hintergrund zum Trailer ist eine gänzlich andere und hat nichts mit der hier besprochenen Musik gemein:

 

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