So ist der Film Killers of the Flower Moon von Martin Scorsese

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. Januar 2024, 16:03  -  #Filmkritik, #Martin Scorsese, #Killers Of The Flower Moon, #Osage NAtion

So ist der Film Killers of the Flower Moon von Martin Scorsese

Killers Of The Flower Moon ist in erster Linie eine großartige Kriminalgeschichte. Ich finde diesen Aspekt überraschend, denn Martin Scorsese legt in diesem Film so viel Wert auf erzählerische Richtigkeit und fokussiert sich auf das Wesentliche, auch wenn das Werk über drei Stunden lang geworden ist.

Der legendäre Regisseur und Mentor dieses Kulturblogs verfilmte die Geschichte der Osage-Morde in Oklahoma der 1920er Jahre. Robert De Niro und Leonardo DiCaprio spielen bahnbrechend und stellen eine einzige Gefahr für den Zuschauer dar, die die packende Geschichte über Gier, wahre Liebe und indigene Völker verpassen könnten, weil sie einfach so großartig sind.

Das ist definitiv einer der besten Scorsese-Filme aller Zeiten, da er sich auch eher in die schwungvollere Schublade des Meisterregisseurs einordnen lässt. Wie zum Beispiel bei „Departed“ oder „The Wolf of Wall Street“ nimmt er uns mit in eine Welt, die wir nicht kennen und die erklärt werden muss, um zu verstehen, welches Ausmaß diese Geschichte auf so vieles in unserer Welt, vielleicht sogar auf unsere Kultur, hat. Gleichzeitig könnten einfache Gemüter denken, dass es sich hier um eine Art Spätwestern oder einen knallharten Film zwischen dem indigenen Volk der Osage Nation und alten weißen Herren handeln könnte. Fehlanzeige! Die wahre Geschichte handelt von dem Indianerstamm, der extrem reich wurde, als auf seinem Land Öl gefunden wurde und dessen Mitglieder „Headrights“ hatten, also das Recht auf Zahlungen aus einem Kollektivfonds, die zunächst an Außenstehende vererbt werden konnten. In das Umfeld verbindet Scorsese meisterhaft romantische Komödie, aber vor allem Krimi- und Gangsterfilmelemente. Die Notlage und die Mentalität der Osage vergisst der Archivar der amerikanischen Geschichte natürlich nicht, auch weil ihm mit Eric Roth ein Dramaturg zur Seite stand, der nachweislich (Forrest Gump, The Insider, München, Der gute Hirte) in das Leben seiner Figuren eintauchen kann und sehr gut adaptiert.

Nach all den Filmen von De Niro in letzter Zeit können wir hier endlich wieder sehen, dass sich der Schauspieler zusammen mit seinem Lieblingsregisseur in völlig neue, noch nie gesehene schauspielerische Darstellungen einarbeiten kann und sich auch in diesem Streifen nochmal auf einer neuen Ebene befindet. Seine Bedrohung strahlt sogar aus, wenn er nicht zu sehen ist. Seine Interaktion mit Jesse Lon Plemons ist atemberaubend. Michael Mann dachte, dass er 1995 in dem Film „Heat“ mit ähnlicher Idee De Niro mit Al Pacino zusammenbringen muss – ein gelinde gesagt gescheiterter Versuch, wenn wir nun das Zusammenspiel der jeweils besten Charakterdarsteller ihrer Generation sehen. Bei allem dürfen wir die Hauptdarsteller Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio nicht vergessen. Beide geben dem Film den häufig vermissten romantischen Aspekt in Scorsese-Filmen. Beide sind sozusagen das schlagende Herz des Films. Leos Rolle ist zwar gütig angelegt, aber er ist nicht der Held der Geschichte und muss zudem einen Ehemann spielen, der zwischen der Liebe zu seiner Frau und der Loyalität und Angst des herrischen Onkels (De Niro) hin- und hergerissen ist. Dankbarer ist da natürlich Gladstones Rolle, die gleichwohl auch die wichtigste im gesamten Film ist, da sie einen Charakterbogen voller Liebe und Schmerz darstellen muss. Klare Sache: Oscar für die beste weibliche Hauptrolle 2024.

Wer sich noch an den großartigen Film "J. Edgar" von Clint Eastwood aus dem Jahr 2011 erinnert, erinnert sich auch daran, wie die anfänglichen Methoden des Bureau of Investigation, später FBI, waren. Aber auch mit welchen „anerkennenden“ Schwierigkeiten die ersten Agents zu kämpfen hatten. Zwischen den ganzen miesen Menschen, dem systemischen Rassismus, der historischen Ungerechtigkeit und der Korruption zwischen Macht und Geld der Vergangenheit in Amerika der zwanziger Jahre, immerhin kurz nach der Epoche, die wir „Western“ nannten, zeigt dieser umfassende Blick auf die neue Staatpolizei im letzten Drittel des Films, wie sich unsere Gegenwart mit dieser Zeit eigentlich verbindet. Nur falls es noch jemanden gibt, der denkt, dass er in sicheren Zeiten lebt. Ganz ehrlich, das ist offensichtlich nicht mehr der Fall.

Und auch das zeigt uns Martin Scorsese. In früheren Jahrzehnten und zu seinen alten Filmen fühlten wir uns irgendwie sicherer. Denn das waren Filme. Da dachten wir, damit haben wir nichts zu tun. Das ist leider nicht mehr der Fall…

Killers Of The Flower Moon hält, was er verspricht: Es ist ein ganz großer und wunderbarer Film geworden, mit dem Anspruch auf ein Meisterwerk, was er aber nicht ist.

Aus Fairfax, leise und versteckt an einem Tisch sitzend, um die Szenerie zu beobachten.

Alan Lomax

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