Das schwarze Loch (The Black Hole) - 1979
Es ist erstaunlich, wie sehr manche Filme in ihrer Wirkung, Geltung und Ausdruck an die Zeit gebunden sind, in der sie entstanden sind. Vielleicht ist dieser Gedanke in seinem Umkehrschluss - so offensichtlich das sein mag - die Definition für einen Klassiker, einen zeitlos guten Film. DAS SCHWARZE LOCH war zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung kein sonderlich großer Erfolg, doch jetzt, 42 Jahre nach seinem Erscheinen, ist der Streifen für die unterste Schublade. Ultra-Trash.
Der Film ist so unfassbar schlecht, nein, nicht, dass er wieder gut ist, im Gegenteil. Eine Crew samt Roboter (der wirkt, als hätte man ihn aus einem überdimensionalen Überraschungsei gezogen) ist unterwegs im Weltall auf der Suche nach kolonisierbaren Planeten und stösst dabei auf ein verschollenes Raumschiff und ein gigantisches schwarzes Loch.
Wie zu der Zeit in vielen Filmen üblich (der Druck durch den phänomenalen Erfolg von STAR WARS war enorm) wird viel Zeit dafür verwendet, das Weltall und Raumschiffe zu präsentieren, so stolz war man (verständlicherweise) auf die Spezialeffekte! Ein weiteres Beispiel ist der erste STAR TREK Kinofilm von Robert Wise, in dem zu Beginn die Enterprise in einer nie enden wollenden Sequenz gezeigt wird.
Danach werden wir Zeuge eines der skurrilsten Auftritte der Filmgeschichte (vielleicht neben Brandos Auftritt in Frauenkleidern in dem Arthur Penn Western Missouri Breaks): Maximillian Schell (ja, der) betritt die Leinwand als deutscher Wissenschaftler Dr. Hans Reinhardt (!) mit psychopathischen Zügen, der es geschafft hat, sich der Anziehung des schwarzen Lochs physikalisch zu widersetzen (!) und plant eine Reise in das schwarze Loch anzutreten.
Diese Rolle wurde von Schell so grandios schlecht verkörpert und gespielt - man schämt sich für diesen sonst so grossartigen Schauspieler mit dem schönen Akzent - dass er dadurch Kultstatus erreicht. Frisur, Kostüm, Dialoge sind sensationell schlecht und als Schell am Ende von seinem Roboter Maximilian (!) in sich aufgenommen wird und mit glutunterlaufenen Augen eine Art Space-Hölle unter sich betrachtet, dann muss man, wie so oft in diesem Film, lachen, unfreiwillig.
Dabei beginnt der Streifen mit schwarzer Leinwand und einer Ouvertüre (Musik von John Barry) und zumindest für einen kleinen Augenblick keimt Hoffnung auf, dass man vielleicht Zeuge eines guten Mainstream Films der ausklingenden 70er Jahre werden könnte. Doch weit gefehlt, bereits nach wenigen Minuten ist man sich sicher, dass man einem Desaster entgegensteuert.
Die übrigen Darsteller, vielleicht bis auf Yvette Mimeux, sind spektakulär fehlbesetzt: Es spielen neben Schell Anthony Perkins (!) als Dr. Alex Durant und der legendäre Ernest Borgnine als Journalist Harry Booth. Das Setdesign ist misslungen, die Miniaturen hingegen - respektive der Zeit ihrer Entstehung - sehr gut gelungen. Einzig Robert Forster (von Tarantino in Jackie Brown zum Leben erweckt) spielt erstklassig als Raumschiff-Kapitän.
Ich liebe die 70er Jahre in vielerlei Hinsicht, auch in Bezug auf die populäre Kultur und überragende Filme, die in dieser Ära entstanden sind. DAS SCHWARZE LOCH war ein grosser Reinfall, bis auf Maximillian Schell. Es gibt bestimmt viele Menschen, die eine gute, schöne Erinnerung an diesen Film, wunderbare Kindheitserinnerungen haben mögen, deren Meinung respektiere ich, nur möge man mir auch meine nachsehen. Ich schreibe das, weil Lomax in vielen seiner letzten Beiträge darauf verwiesen hat, dass es immer leicht ist, als Betrachter, Schreiber, Filmliebhaber, Blogger einen Film, eine Platte zu verreissen, weil Menschen dahinter stehen, die sich Mühe gegeben haben. Das ist richtig. Im Gegenzug darf jedoch der Rezipient seine Meinung kundtun dürfen, selbstredend mit Anstand.
Aus den tiefen des Weltalls, in dem dich jeder schreien hört, wenn Du diesen Film siehst,
Rick Deckard