FIREFOX - Clint Eastwood

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. November 2020, 15:27  -  #Filme

FIREFOX - Clint Eastwood

Ich erinnere mich noch gut an 1982, als FIREFOX in die Kinos kam. Das Poster mit dem rötlich-schwarzen Himmel, dem futuristischen Flugzeug und Eastwood mit Helm im schwarzen Anzug beeindruckte mich. 

Merkwürdigerweise, es waren die Jahre, in denen das Interesse für das Kino und die Filmkunst immer grösser wurden, verlangte es mich nicht, diesen Film im Kino zu sehen. Clint Eastwood war dabei ein Begriff zu werden, ein Idol, ein persönlicher Held. Just zu dieser Zeit öffnete sich der grosse Filmkosmos. Die Western eines Sergio Leone mit Eastwood in der Hauptrolle hinterliessen einen immensen und zeitgleich zwiespältigen Eindruck, weil der Mythos des US-Amerikanischen Western zerstört wurde.

Insofern mache ich es mir nicht zum Vorwurf, diesen Film, wie so viele zu dieser Zeit, nicht im Kino gesehen zu haben, denn das Hobby Kino & Film war gerade dabei sich zu entwickeln. Es gab aber noch einen anderen Grund: Als Schüler verfügte man nur über eine gewisse Menge Taschengeld, so dass die Filme sorgfältig gewählt wurden, die man sich im Kino ansehen wollte. Es war nicht wie heute, wo alles allen zu jeder Zeit mit einem Klick zu Verfügung stand (was auch gut so war).

Warum dieser persönliche Anlauf? Hätte ich FIREFOX damals im Kino gesehen, wäre ich immens beeindruckt aus dem Kino stolziert und hätte ihn in meine persönliche Bestenliste aufgenommen. Ich wäre nicht mit der Straßenbahn nach Hause gefahren, sondern nach Hause geflogen. Eastwood wäre bereits damals zu einem zu meinem Helden geworden und ich hätte voller Euphorie die Faust gegen den Himmel gestreckt!

Das tat ich, aber erst sehr viel später, als "Clint" mit Eli Wallach einen glorreichen Halunken mimte, mit Richard Burton sich dahin wagte, wohin sich sonst nur Adler wagen und als Outlaw Josey Wales eine Reise durch den amerikanischen Westen unternahm.

Zur lebenden Legende, Superstar und einem unserer Helden wurde er schlussendlich als Regisseur, als er alle Register seines Könnens zog und unerwartet zutiefst beeindruckende, hochemotionale Filme drehte, angefangen mit MYSTIC RIVER bis hin zu THE MULE.

Was für ein großartiger Typ!

CLINT!

FIREFOX - Clint Eastwood

FIREFOX ist sicherlich keines seiner Meisterwerke und ich betrachte diesen Film auch nicht durch eine rosarote Fanbrille. Die Handlung ist vorhersehbar und wir ahnen intuitiv als Zuschauer, dass der von Eastwood gespielte Major Mitchell Gant die neueste Errungenschaft der Russen, eine mit Überschallgeschwindigkeit fliegende MiG, deren Waffensystem mit den Gedanken steuerbar ist, entführen wird (der Film spielt in der Ära des Kalten Krieges).

Aber das tut der Qualität des Films keinen Abbruch, denn er unterhält und das ist das, worauf es schlussendlich ankommt. Damals, vor 38 Jahren,  hochmodern, wirkt er heute im besten Sinne herrlich altmodisch. Wunderschön das Setdesign mit den Möbeln, Bildern, Tapeten, der Kleidung, den Accessoires. Ein Nostalgie auslösender Trigger. Dann das Tempo: Wunderbar geschnitten mit einem nachvollziehbaren Rhythmus und Erzähltempo. Wunderschön: Die Cinemascope-Fotografie, was für schöne analoge Aufnahmen!

Ja, ich wäre euphorisiert aus dem Kino gekommen. Damals hatte STAR WARS Filmgeschichte geschrieben und eben der, die die Tricktechnik u.a. revolutionierte, John Dkystra, wurde von Eastwood für FIREFOX engagiert. Heute wirken die Tricks überholt und nicht mehr zeitgemäß, aber damals waren sie ein Spektakel. Ich erinnere mich, den Film sehr viel später, das erste Mal nach seiner Erscheinung im Kino, im Fernsehen gesehen zu haben und auch damals waren die Effekte beeindruckend.

Die erste Hälfte des Films zeigt wie die Geheimdienste Major Gant über seinen Auftrag in Kenntnis setzen, ihn schließlich in die Sowjetunion schleusen, um die MiG zu entführen. In der zweiten Hälfte "geht die Post ab". "Clint" (wenn ich seinen Vornamen benutze, meine ich das keineswegs despektierlich, im Gegenteil), schafft es die MiG zu starten und wird gejagt. Es entwickelt sich ein Katz-und-Maus Spiel, in dem auch Klaus Löwitsch (Kult!) als russischer General versucht den Entführer das Handwerk zu legen. 

Das muss 1982 im Kino atemberaubend gewesen sein und wenn auch jüngere Generationen über die "Special Effects" heute nur müde lächeln würden, sie waren Meilensteine, ohne die es heutige Comicverfilmungen nicht geben würde. Die Jagd am Ende ist spektakulär fotografiert und als Fan kann man am Ende nicht anders als - auch jetzt beim Schreiben - die Faust gegen den Himmel zu erheben und seinen Helden motivierend zuzurufen! 

FIREFOX - Clint Eastwood

Es lohnt sich seine alten DVDs aufzuheben. Auf der Scheibe fand ich eine Dokumentation von etwa 30 Min Länge über den Film und Regisseur Eastwood.

Es ist amüsant zu sehen, wie Eastwood auf dem Filmstudiogelände in Burbank, California aus einem rostfarbenen BMW steigt, um in sein Büro zu gehen und sich den Fragen des Interviewers zu stellen. Man sieht Ausschnitte aus alten Filmen mit ihm, beobachtet, wie er entspannt und lächelnd die Fragen beantwortet oder seinen Film in einem großen Kino mit Soldaten, dem Verteidigungsminister und euphorischen Zuschauern promotet. Solche Momente verursachen Glücksgefühle.

FIREFOX zu sehen war als Eastwood Bewunderer und Fan ein grosser Moment, der viele Erinnerungen und nostalgische Gefühle auslöste. Vor allem tat er eines: Er bekräftige die Liebe zum Film. Maurice Jarre schrieb die Filmmusik, die eine Mischung aus kalten Synthesizerklängen und einem klassisch großorchestralem Thema ist.

Clint Eastwood war, ist und wird immer der Größte sein.

Über der Barentssee,

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: