MONSIGNOR - John Williams

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. Juli 2019, 08:30  -  #Orchestrale Musik

MONSIGNOR - John Williams

John Williams ist berühmt geworden mit seinen Filmmusiken für STAR WARS, E.T., INDIANA JONES und viele weitere Welterfolge und Blockbuster. In seiner Karriere widmete er sich jedoch auch Filmen mit kleinerem Budget, so z.B. DRACULA, THE FURY oder MONSIGNOR.

Der Film unter der Regie von Frank Perry kam 1982 in die Kinos, mit Christopher Reeve in der Hauptrolle, der sich damals vom Image des "stählernen Helden" lösen wollte, und verschwand ebenso schnell aus dem kollektiven Filmgedächtnis. Die Einspielergebnisse waren katastrophal, ebenso die Kritiken.

Erzählt wird die Geschichte des jungen Priesters John Flaherty, der nach Beendigung des II. Weltkriegs für den Vatikan durch verdeckten Schwarzmarkthandel Gewinne erwirtschaftet, eine Liaison mit einer angehenden Nonne beginnt und schlussendlich für seine Sünden büßen muss. Die Zeitschrift Cinema bezeichnete den Film als pompösen, unfreiwillig-komischen Edel-Trash. Ich habe den Film nie gesehen und kann ihn daher nicht beurteilen.

Williams kann für den Misserfolg des Films nicht verantwortlich gemacht werden. Die Qualität seiner Komposition, wie sollte es auch anders sein, ist beachtlich. Ich will es bewusst ökonomisch ausdrücken: Kauft man Williams, so kauft man Qualität. Ich kann mich nicht an eine einzige Musik von ihm erinnern, die ich als qualitativ misslungen oder langweilig bezeichnen würde. Umso mehr erstaunt es, dass er für diese Komposition die goldene Himbeere verliehen bekam, das Gegenstück zum Oscar. Die Jurymitglieder müssen nicht Herr ihrer Sinne gewesen sein.

Für MONSIGNOR schrieb er eine schöne, sehr melodische Filmmusik mit einem Thema, welches zu Beginn von dem renommierten Trompeter des London Symphony Orchestra, Maurice Murphy, gespielt wird, eingeleitet durch ein Cembalo. Es ist ein melancholisch klingendes Thema, welches das Schicksal des Protagonisten vorweg nimmt, einschliesslich der ihn erwartenden moralischen Verstrickungen.

Die Qualität eines John Williams liegt darin, dass seine Kompositionen bereits beim ersten Hördurchgang nicht nur zu überzeugen wissen, sondern auch auf Anhieb gefallen. Das liegt an der Orchestrierung seiner Werke und seiner unglaublichen Begabung für Melodien.

Seine Kompositionen zeichnen sich nicht durch eine einfache lineare Textur aus, sondern sie beeindrucken, wie auch in diesem Fall, durch mehrere übereinander gelagerte Schichten. Man hat das Gefühl auf Wolken zu fliegen. Bestes Beispiel dafür ist der Main Title, v.a. aber der Track "Reunion In Italy", in dem das Genius dieses Komponisten aufblitzt. In nur 01:36 Minuten fliegt mit man mit ihm davon. Im Englischen benutzt man dafür die Umschreibung "sweeping", was soviel bedeutet, wie schwungvoll, ausladend. Passend zum Thema des Films schrieb er ein weiteres nachhallendes Stück, "Gloria", für Chor, Orgel und Orchester. Komplettiert wird die Musik mit zwei weiteren Themen (das oben genannte "Theme From Monsignor" und ein "Love Theme").

Mit 38:01 Minuten (Original Soundtrack Album) bzw. 39:05 (The Film Score) handelt es sich vergleichsweise, gemessen am Umfang seiner anderen Musiken, um eine kurze und auch kurzweilige Komposition. Das Intrada Label hatte bereits vor Jahren die Musik veröffentlicht, aktuell erscheint sie als "Expanded Original Motion Picture Soundtrack" als Wiederauflage.

John Williams schrieb die Musik zu MONSIGNOR in einer seiner kreativsten Phasen, zwischen E.T. und dem dritten Teil der STAR WARS Trilogie, DIE RÜCKKEHR DER JEDI RITTER. Sie ist abseits der bekannteren Filme ein Beleg für sein außergewöhnliches Talent und sein hohes Maß an Professionalität.

Was für ein grossartiger Komponist!

Aus Rom,

Rick Deckard

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