ASPHALTRENNEN - Monte Hellman

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. März 2019, 17:12  -  #Filme

ASPHALTRENNEN - Monte Hellman

New Hollywood, 70er Jahre.

Ich hatte mich auf ein Roadmovie mit schönen Bildern gefreut. Als der Abspann zu rollen begann, machte sich Irritation breit. Wie ich Literatur zu dieser Ära entnehmen konnte, war das u.a. die Absicht des Regisseurs Hellman. Ich las Stichworte wie "Kino der Destruktion".

Two Lane Blacktop, so der Originaltitel, entzieht sich allen bekannten Konventionen (des Genres). Der Film mutet höchst experimentell an. Er hat kaum Dialog, keine Handlung, bietet kein klassisches Schauspiel, keine Dramaturgie. Er hat keinen Anfang und kein Ende.

Am Ende war ich konsterniert. Was hatte ich gerade für einen Film gesehen? Ein Meisterwerk des Trash? Unsinn? Ein Sinn entleertes Abbild einer Ära? Kunst?

Eine Zuordnung dieses Filmes fällt schwer. Ich glaube man müsste ein eigenes Genre erfinden: Anarcho-Movie.

Trotzdem es weder möglich ist, diesen Film einem Genre zuzuordnen, noch ihn in eine Schublade zu stecken, so hinterlässt er dennoch einen bleibenden Eindruck. Das faszinierte mich, denn mit Filmen dieser Art kann ich fürgewöhnlich nicht viel anfangen, weil sie meine Zeit in Anspruch nehmen und im Gegenzug nicht viel bieten.

Doch bei Asphaltrennen ist das anders.

Man muss den Film als eine Art Dokumentation betrachten, als ein historisches Dokument des Amerika des ausgehenden letzten Jahrhunderts. Ich habe mehrfach darüber geschrieben, wiederhole mich aber gerne: Filme dieser Art sind eine Zeitreise in die Vergangenheit und bieten Bildmaterial über eine Region der Vereinigten Staaten, die es so nicht mehr gibt.

Wir kennen Hollywood und seine Filme, die Roadmovies: Prächtige, monumentale Landschaften, einprägsame Musik und Popsongs, fantastisch fotografiert mit Action und Schauwerten. Nichts davon, nicht einmal Musik (!) bietet Asphaltrennen.

Was zurückbleibt sind leere Strassen, öde Landschaften, Diners, Motels, kleine Städte, das amerikanische Hinterland, die Provinz. Ein solches ungeschöntes Bild von Amerika wird in den Hollywoodfilmen selten gezeigt. Es sind stets artifizielle Bilder.

Nicht so bei Asphaltrennen (das gar kein Rennen ist): Tankstellen. Menschen, die ihr Leben aufgegeben haben. Spinner. Hippies. Halbstarke. Es ist ein kaleidoskopisches Bild des mittleren Westens ohne Romantik, ohne Sinn und ohne Verstand. Es existiert nur. Es hat keine Bedeutung.

So ist auch der Film. Die Bilder existieren. Sie haben keine Bedeutung.

Grandios wie immer: Der legendäre Warren Oates. In weiteren Hauptrollen sind der Folkstar James Taylor und der Drummer der Beach Boys Dennis Wilson zu sehen.

Sie alle fahren herum ohne ein Ziel, ohne einen Grund.

Koch Media hat den Film in einer Sammleredition herausgebracht als Blu Ray und DVD mit einem Booklet und Bonusmaterial.

Rick Deckard

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