SOLO: A STAR WARS STORY - Original Motion Picture Soundtrack - John Powell

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Februar 2019, 17:54  -  #Orchestrale Musik

SOLO: A STAR WARS STORY - Original Motion Picture Soundtrack - John Powell

Die Bürde war riesig und John Powell hat die Aufgabe mit Bravour gestemmt. Das hört sich mehr nach Arbeit als künstlerischer Ausgestaltung an, ist es aber nicht. Ein weiterer Punkt, warum SOLO: A STAR WARS STORY gelungen ist, ist die Filmmusik.

Powell versucht erst gar nicht mit Williams mitzuhalten, denn das wäre ein unmögliches Unterfangen, er verlässt sich auf sein Können und liefert mit dem Soundtrack zu dem neuesten Spin Off eine fabelhaft klingende Filmmusik ab. In 20 packenden und hochunterhaltsamen Tracks untermalt er das Geschehen auf der Leinwand und herausgekommen ist ein Soundtrack, der beste, allerbeste STAR WARS Traditionen bedient.

Gleich zu Beginn erklingt in "The Adventures of Han" das von Williams für den Film komponierte Thema für den Film. Strahlend, energisch voranschreitend und mit dem wuchtigen Sound eines grossen Sinfonieorchesters pustet uns der Titel aus dem Sessel. Dass Williams bei dem Thema (und scheinbar einigen anderen) seine Finger im Spiel hatte ist unüberhörbar!

Die erste Viertelstunde lässt einem kaum Zeit zum verschnaufen, das Tempo ist enorm, Powell kittet die Kinetik auf der Leinwand mit seiner Musik. Das sind 220 Volt Hochspannung und Action-Scoring vom Feinsten. Dabei verlässt er sich nicht auf das Thema von Williams, um es, wie so viele Komponisten aus Faulheit gerne tun, wieder und wieder in abgewandelten Varianten darzubieten, sondern er liefert dramatische und perfekt auf die Bilder abgestimmte Kompositionen ab. Der Soundtrack wird dominiert von Bläsern, Schlagwerk und Streichern.

Ab Track 6 mit "Train Heist" wird es zu Beginn ruhiger, romantischer und die Musik ändert die Stimmung und Klangfarbe.

Bereits im Film fällt dann die Musik zu dem Angriff der Piraten auf den Zugüberfall auf, "Marauders Arrive", und man fragt sich, was es mit dem Chor und den jugendlich anmutenden Stimmen auf sich hat. Ein Clou, wie sich später herausstellen wird und ein kluger Einfall von Powell!

Ab Track 8, "Chicken In The Pot", stellt sich dann das Schmunzeln ein, welches auch der Film an dieser Stelle zu provozieren vermochte. War der Anfang ein orchestraler Angriff, so hebt der Soundtrack ab diesem Stück ab, verlässt den Orbit und driftet in ungeahnte Höhen. Was Powell dann abliefert ist Filmmusik vom allerfeinsten!

STAR WARS Kenner werden sich sicher an die Kult-Klassiker "Lapti Nek" und "Cantina Band" von Williams erinnern. Genau diese Originalität, die Howard übrigens kongenial in Bilder umsetzt und einen zum Lachen bringt, kopiert Powell mit "Chicken In The Pot" nicht, sondern kreiert neue. Was für ein cooler Space Track! Space-PoP! Spätestens an diesem Punkt ist man zu der Gewissheit gelangt, dass dem Komponisten hier grosses gelungen ist.

Ab dieser Stelle ist der Soundtrack purer Genuss und eine Offenbarung für all diejenigen Filmmusik Fans, die opulente orchestrale Musik schätzen und lieben. Genau so, wie der Regisseur und Drehbuchautor, verbeugt sich Powell ebenso vor STAR WARS und dem Altar von Williams und webt in den Actionszenen bekannte Motive aus dem berühmten musikalischen Kosmos in seine Musik ein. Bestes Beispiel hierfür ist das berühmte Thema "The Asteroid Field" aus THE EMPIRE STRIKES BACK, welches Powell in dem Track "Reminiscence Therapy" zitiert. Han Solo, der Millennium Falke und die berühmten William'schen Töne in einer neuen Kreation von Powell - famos!

Doch damit nicht genug! Die STAR WARS Soundtracks sind auch deswegen in die Geschichte eingegangen, weil Williams neben der Technik des Leitmotivs auch Swashbuckling- und Western-Motive in seine Partitur einbaute. Daneben erschuf er aber, und das ist der transzendentale Kern all dieser Musik, hochromantische klingende Töne voller Sehnsucht und Wehmut. Man denke v.a. an "Han Solo And The Princess" aus THE EMPIRE STRIKES BACK.

Auch hier erschafft Powell neues und tritt in die Fußstapfen von Williams ohne seinen Stil zu imitieren. Im Gegenteil: Man höre "Lando's Closet" oder den Track "The Good Guy". Bei ersterem wurde mir schwindelig - das solche Themen überhaupt noch geschrieben werden! Ein absolutes Highlight und ein Garant für Heavy Rotation.

Mit SOLO ist John Powell eine umwerfende Filmmusik in bester STAR WARS Tradition gelungen. Er greift die musikalische Atmosphäre und Klangwelten der ersten beiden Filme auf, analysiert sie auf ihre Besonderheiten und erschafft mit eigenen Ideen und überbordender Kreativität einen eigenen Kosmos.

​​​​​​​Ein Muss.

Kudos Mr. Powell!

Ein begeisterter

Rick Deckard

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