Der Omega Mann - Ron Grainer

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. November 2018, 17:10  -  #Orchestrale Musik

Der Omega Mann - Ron Grainer

Die Eröffnungssequenz, in der Charlton Heston in einem Cabrio zu Max Steiners 'A Summer Place' durch ein menschenleeres Los Angeles fährt, ist ganz großes Kino und eine von Lomax' und meinen Lieblingssequenzen. Heston mit Porno-Brille, die Bilder einer leeren Metropole und die Musik: Kino-Geschichte.

Die Veröffentlichung der Filmmusik von Ron Grainer zu dem Film THE OMEGA MAN vom Label Filmscoremonthly (bereits vor Jahrzehnten, später auch in einer 2.0 Unlimited Version erhältlich) gehört zu den schönsten Scores überhaupt. Der Australier Grainer, der vornehmlich durch viele Titelmusiken für Fernsehserien berühmt wurde, schrieb eine Musik, die herausragt, weil sie geprägt ist von schönen Melodien. Die Musik zu THE OMEGA MAN ist eine der "hörbarsten" Filmmusiken die es gibt und das, obwohl der Film eine düstere Zukunft visualisiert, eine Dystopie im klassischen Sinn.

Oftmals wird Filmmusik vorgeworfen "Gebrauchsmusik" zu sein, Musik mit rein funktionalem Charakter (was sie auch ist), aber dieser Vorwurf ist nicht immer und nicht ganz gerechtfertigt, wenn es um das Hören abseits der Bilder geht. Ein Beispiel ist die hier besprochene Musik. Es gibt kaum einen Score, der orchestrale Musik, Pop und Jazz so harmonisch miteinander verbindet und dadurch abseits des Films hörenswert wird.

THE OMEGA MAN ist ein mustergültiges Paradebeispiel für Pop-Scoring. Die CD enthält insgesamt 18 Tracks und die Soundqualität jedes einzelnen Tracks ist von einer atemberaubenden Klarheit, Schärfe und Dynamik. Das Thema, welches Grainer für den Omega Mann schrieb, zieht sich kreuz und quer durch die meisten Tracks, im besten Sinn eine monothematische Komposition. Das faszinierende an der Komposition Grainers ist, mit welchen kompositorischen Mitteln, wie er dieses Thema darbietet. Mit "wie" ist die Instrumentalisierung gemeint und zum anderen die erstklassigen Arrangements. 

Permanent erhalten die Stücke Auftrieb durch einen Bass und auf den Punkt genau getimten Bläsern. Das ist bisweilen auch ein wirklich sensationelles Lebensgefühl der siebziger Jahre! Ob Samba, Bossa Nova, Akustik-Gitarren oder eine Orgel, mit diversen stilistischen Mitteln, einem unablässigen Groove und einem bestechendem Vibe sorgt Grainer für eine gute Unterhaltung. Neben dem Thema aus 'A Summer Place' von Max Steiner sind zwei Jazz Nummern zu hören: Da wäre 'Round Midnight' in einer Version von Cootie Williams und Thelonius Monk und als weiteres eine tolle Cole Porter Nummer mit dem Titel 'All Through The Night'. Sollten Sie einmal Hipster aus Ihrer Stadt zum Dinner eingeladen haben, so empfehle ich letzteren Titel als Hintergrund beim Aperitif (aber nur, wenn Sie Hipster eingeladen haben!).

Wenn Sie in die Musik hineingehören möchten, sind empfehlenswert:

  • A Summer Place
  • The Omega Man
  • Round Midnight
  • On The Tumbril
  • All Through The Night
  • Durch Takes Over

 

Der Film kam 1971 in die Kinos, Regie führte Boris Sagal. Neben Heston ist in einer Oscar verdächtigen Performance Anthony Zerbe in seiner legendär gewordenen Darstellung des 'Matthias' zu sehen. Der Kuss zwischen Heston und Rosalind Cash ging als einer der ersten "interracial kisses" in die Filmgeschichte ein. Was für ein Unsinn!

Mit Porno-Brille aus L.A.,

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: