BABY DRIVER
Die Grundidee des Films ist neu und erfrischend zugleich: Ein Action-Musical. Beinahe hätten wir die Geburt eines neuen Genre beobachten dürfen:
Das Actionusical.
Hauptdarsteller des Films ist ein junger Krimineller, der aufgrund seines Aussehens "Baby" genannt wird. Weil er Gangster nach Überfällen in einem irrsinnigen Tempo zur Flucht verhilft, ist er der Baby Driver. Baby arbeitet für einen Hehler und Gangster namens "Doc", lustlos und trotzdem wunderbar routiniert heruntergespielt von Kevin Spacey.
Der Baby Driver leidet nach einem Autounfall in frühester Kindheit an einem Ohrgeräusch, bei dem seine Eltern ums Leben kamen. Soviel darf verraten werden, weil es für die Handlung keine Rolle spielt. Um das Ohrgeräusch zu übertönen hört Baby permanent Musik mit einem iPod (!). So dürfen wir als Zuschauer viele Songs mithören, die Baby je nach Stimmung und Situation spielt.
Der Film beginnt demzufolge auch mit viel Musik und einer erstklassig fotografierten Verfolgungsjagd. Der Hauptdarsteller Ansel Elgort ist einem, trotz kaum vorhandenem Schauspieltalent, gleich sympathisch, weil er mit minimalem Ausdrucksvermögen, vielmehr mit seiner Physis, der Musik und schlecht sitzenden Jeans in seinen Bann zieht.
Die Eröffnung und die erste Hälfte des Films bietet gute und vor allem unverbrauchte Ideen und Unterhaltung, auch dann, wenn die klassische 'Boy Meets Girl' Thematik aufkeimt, die fast jedem Film aus dem Genre Thriller innewohnt. Auch das gelingt auf unterhaltsame Weise. Wir begreifen, dass die Macher hier etwas neuartiges probieren wollten. Selbst für subtilen Humor ist noch Platz.
Spätestens seit dem Auftritt von Jamie Foxx jedoch, der als Psychopath eine gute Figur abgibt, fängt der Film auf unerklärlicherweise an, eine andere Wendung einzunehmen, die Leichtigkeit und das Unbeschwerte (trotz der kriminellen Grundhaltung aller Beteiligten) gehen nach und nach verloren und die Macher verlässt erdrutschartig der Mut. Was einst als neue Genreerfindung begann, geht in den Konventionen des Thriller-Genre mit allen Stereotypen unter. Selbst die Musik vermag einen nicht mehr aufzufangen.
Das Finale hat, siehe anderen Beitrag vor kurzem, den klassischen Trashcharakter der Neuzeit, wobei Serienstar Jon Hamm nach und nach (auch bedingt durch seine unfassbar schlechte Frisur) eine hervorragende Performance abgibt und auch Kevin Spacey beweist Mut. Insofern wiegen diese Herren und das merkwürdig konventionelle Ende einwenig den mittelmäßigen Charakter des Filmes wieder auf.
Schade!
Aus Baby Driver hätte wirklich etwas werden können, doch wie so häufig verlässt die Macher der kreative Funke zugunsten des Mainstream und Box Office.
Vielleicht nimmt ja ein anderer Regisseur die Idee auf.
Aus einem roten Subaru mit Vollkaracho,
Rick Deckard